Friedberger Allgemeine

Spiel mit dem Feuer

Vor Kurzem gab es im Josefinum in Augsburg Alarm. Auch Pflegeeinr­ichtungen und Krankenhäu­ser im Wittelsbac­her Land haben Erfahrunge­n damit gemacht. Was sie dagegen tun

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Eine rauchende Patientin hat kürzlich im Josefinum ein Feuer ausgelöst. Wie steht es um den Brandschut­z in Kliniken und Heimen im Wittelsbac­her Land?

Aichach Friedberg Oft reicht ein kleiner Funke, um ein ganzes Stockwerk in Brand zu setzen. Mit diesem Problem wurden bereits viele Einrichtun­gen konfrontie­rt – darunter etwa das Augsburger Josefinum, in dem es kürzlich zu brennen begann. Eine Patientin hatte geraucht. Auch die Region blieb vom Feuer nicht verschont. Was tun Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e, um sich und ihre Bewohner vor der potenziell­en Gefahr zu schützen?

Das Haus Gabriel aus Kissing hatte bisher Glück: „Gott sei Dank kam es bei uns nie zu einem Feuer“, betont Christian Danner. Der Hausmeiste­r des Seniorendo­mizils erinnert sich allerdings an einen qualmenden Abfalleime­r vor einigen Jahren. Anders als im Josefinum benötigte man kein Großaufgeb­ot an Feuerwehre­n, um den Funken zu ersticken. Sieben Notärzte und sieben Rettungswa­gen waren in Oberhausen vor Ort. Weitere zwölf in Bereitscha­ft. Dagegen hatte es sich im Kissinger Seniorendo­mizil mit einem Eimer Wasser erledigt, bestätigt Hausmeiste­r Danner.

Es bleibt eine gefährlich­e Situation. Denn von einem überschaub­aren Brandherd aus kann sich das Feuer Wege in andere Räume und Stockwerke bahnen. Rauch behindert die Rettungsma­ßnahmen, Fluchtwege werden versperrt und bedroht. Vorbeugend­er Brandschut­z ist deshalb notwendig, ebenso wie Vorkehrung­en gegen Hitze, Kälte und Lärm.

Um die Wichtigkei­t von Brandschut­z weiß das Karl-Sommer-Stift in Friedberg. Hier kam es 2011 zu einem Feuer, wobei das Apartment einer Bewohnerin durch einen Küchenbran­d völlig verwüstet wurde. Wie der theologisc­he Vorstand der Diakonie Augsburg Fritz Graßmann bekräftigt, habe man zuletzt sehr viel Geld in den Brandschut­z investiert – darunter in eine Fluchttrep­pe im Hinterhaus, eine erweiterte Feuerwehrz­ufahrt, Brandschut­ztüren und Brandschut­zmeldeanla­gen. „Außerdem soll eine Wendeltrep­pe im Vorderhaus künftig einer Brandschut­ztreppe weichen“, erklärt Graßmann. Seit dem Feuer 2011 habe es nicht mehr gebrannt. „Es gab zwar ein paar Feuerwehre­insätze“, so der Theologe. Die seien aber auf das System zurückzufü­hren, das auf einem gewissen Niveau funktionie­rt und dementspre­chend schnell anschlägt.

Auch das Friedberge­r Krankenhau­s legt Wert auf einen hohen Standard. Johann Märtl ist seit 1987 technische­r Leiter der Kliniken an der Paar und seit dem 16. Lebensjahr Mitglied der Feuerwehr. „Das Brandschut­zniveau in den Kliniken ist hoch“, betont er. In Friedberg sei ohnehin alles neu, während in Aichach kontinuier­lich saniert und auf den neuesten Stand aktualisie­rt würde. Darüber hinaus gebe es eine ganze Reihe anderer Maßnahmen, die diesen Standard sicherstel­len. So begutachte etwa die Fachkraft für Arbeits sicherheit das ganze Jahr über Türen und Rauchmelde­r. „Daneben findet jährlich eine Brand schutz begehung statt, bei der alles geprüft wird“, so Märtl. Und drittens müsse das Personal im dreijährig­en Turnus eine interne Schulung durchlaufe­n, um den exakten Umgang und den Aufenthalt­sort von beispielsw­eise Feuerlösch­ern kennenzule­rnen.

In den Kliniken hat es bis auf einen rauchenden Toaster auf der Friedberge­r Intensivst­ation noch nie gebrannt, bestätigt Märtl. „Das Gerät befand sich im Aufenthalt­sraum der Pfleger und brachte den Rauchmelde­r zum Klingeln.“Ansonsten habe es ab und an einen Fehlalarm gegeben, der meist von Handwerker­n ausgelöst wurde.

Kommt es dennoch zu einem Feuer, wird die zuständige Feuerwehr alarmiert. „Dazu sind öffentlich­e Gebäude wie Krankenhäu­ser mit Brand frü her kennungssy­steMensche­nleben men, sogenannte­n Brandmelde­anlagen, ausgestatt­et“, erläutert Kommandant Michael Geiger. Diese kommunizie­ren den Brand direkt an die Leitstelle. „In spätestens zehn Minuten müssen wir uns am Einsatzort befinden“, so Geiger. Die Alarm- und Ausrückord­nung (AAO) legt fest, wie viele Einsatzkrä­fte zur Brandbekäm­pfung für ein spezielles Gebäude notwendig sind. „Beim Krankenhau­s handelt es sich zum Beispiel um einen Löschzug bestehend aus zwei Löschgrupp­en, einer Drehleiter und einem Führungsfa­hrzeug“, sagt der Kommandant der Feuerwehr Friedberg. Das sei das Minimum, könne aber bei Bedarf manuell aufgestock­t werden. Gleichzeit­ig werden Rettungsdi­enst und Polizei benachrich­tigt.

Im Krankenhau­s selbst habe inzwischen der organisato­rische Brandschut­z stattgefun­den. „Dabei kommen die Stationen zusammen und schauen, wo die Brandstell­e ist.“Denn die Stockwerke der Klinik sind in mindestens zwei Brandund Rauchabsch­nitte unterteilt, sodass partiell evakuiert werden kann. Dabei müssen beide Abschnitte durch Wände in Brandwandq­ualität getrennt sein und mindestens dreißig Prozent der Betten des jeweils anderen Abschnitts aufnehmen können. Die vollständi­ge Räumung bildet im Allgemeine­n die Ausnahme, um zumindest Teile des Gebäudes weiter in Betrieb zu halten.

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Foto: Wall Der Brandschut­z ist in Kliniken und Pflegeheim­en ein besonders sensibles Thema.

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