Gegen Rechtsradikalismus
Ausstellung in der Archivgalerie über Rechtsradikalismus. Warum sich die Initiatoren eine stärkere Auseinandersetzung wünschen
Eine Ausstellung in der Friedberger Archivgalerie zeigt, dass es bei der Verteidigung der Demokratie gegen Rechtsextremismus auf jeden Einzelnen ankommt.
Friedberg Antisemitismus, Rassismus, Chauvinismus: Eine Reise durch die Abgründe rechtsradikaler Strukturen zeigt die Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Archivgalerie. In den kommenden zwei Wochen informieren Plakate unter anderem über das Weltbild radikaler und extremistischer Parteien, deren Vernetzungsmöglichkeiten und Formen politischer Hetze.
Allein in Bayern wurden im Jahr 2012 insgesamt 1759 neonazistische, antisemitische und rassistische Straftaten begangen, darunter 65 Gewalttaten. Dass Rechtsradikalismus nach wie vor politische Wege in unsere Gesellschaft findet, hat das Bayern-Forum der FriedrichEbert-Stiftung zum Anlass genommen, um die Ausstellung mit dem Titel „Demokratie stärken – Rechtsradikalismus bekämpfen“zu kreieren. Jusos, die Jugendorganisation der SPD, holte die mehrteilige Galerie im Vorfeld der Anti-NaziWoche nach Friedberg.
„Zum Glück hatten wir einen guten Draht zur Stadt, die uns den Raum zur Verfügung stellt“, erklärte Claudia Egger. Die 20-Jährige engagiert sich für die Jusos und plädiert für eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema. „Die Schautafeln zeigen nicht nur Parteien wie die NPD und deren Organisationsstrukturen, sondern auch die Art und Weise, wie sie propagieren und hetzen“, so Egger. Außerdem klären Plakate über Symbole, Zeichencodes und Vorkommnisse auf. Schautafeln zeigen Wege, wie man sich dagegen engagieren kann.
Bürgermeister Roland Eichmann erinnerte in seinen Worten zur Ausstellungseröffnung an Friedbergs Vergangenheit. Obwohl die Stadt durch die Zentrumspartei geprägt war, sei sie im Zug der Machtergreifung ohne große Gegenwehr übernommen worden, erzählte Eichmann. „Die Stadt wurde von den Nazis okkupiert.“Das sollte eine Mahnung sein, bekräftigte er.
Pater Steffen Brühl sprach von der Menschenwürde als Grundlage einer freiheitlich orientierten Gesellschaft. Gleichermaßen betonte er die Gefahren, sollten diese Werte beschnitten werden. „Ganz gleich, ob Jude, Christ oder Muslim, ob gesund oder krank, geboren oder ungeboren – jeder besitzt diese Würde“, so Brühl. Würde diese tangiert, so sei das eine Sünde. „Es liegt an mir, ob ich nun mitlaufe oder mich dagegen stelle.“
Die Besucher der Archivgalerie zeigten sich interessiert. „Es freut mich, dass sich die Jugend der SPD für das Thema einsetzt“, sagte Stadträtin Ingrid Becke. Dass Rechtsradikalismus kontinuierlich behandelt werden muss, fand auch die Derchinger Ortssprecherin Rosemarie Krendlinger. „Wir müssen den Nationalsozialismus immer wieder überdenken und daran erinnern.“Zumal neue Generationen wenig bis keine Berührungspunkte mit der Vergangenheit hätten. „Wenn man nicht in einem der Brennpunkte lebt, bleibt die Geschichte reine Theorie“, mahnte sie. Deshalb müsse das Gedächtnis geschärft bleiben.
Junge Menschen sensibilisieren
Auch Stadträtin Claudia EserSchuberth appellierte: „Wir müssen entschieden gegen Rechtsradikalismus eintreten.“Deshalb sollte diese Ausstellung besonders von Schulen wahrgenommen werden. „Damit die Kinder mit aktivem Rechtsradikalismus konfrontiert werden, damit sie es betrachten und reflektieren können“, so die Stadträtin der Grünen.
Öffnungszeiten Die Ausstellung gas tiert zwei Wochen lang in der Friedber ger Archivgalerie. Geöffnet ist sie an den Wochenenden von Freitag, 3. März, bis Sonntag, 5. März, und von Freitag, 10. März, bis Sonntag, 12. März. Freitags ist sie jeweils von 14 bis 18 Uhr zu sehen, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.