Friedberger Allgemeine

Der Weg zu mehr günstigem Wohnraum

Staatssekr­etär Florian Pronold (SPD) diskutiert mit Fachleuten aus dem Landkreis

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Friedberg „Bezahlbare­s Wohnen – sozialer Wohnungsba­u“: Um dieses Thema ging es beim Besuch des SPD-Landesvors­itzenden Florian Pronold in Aichach. Schwerpunk­t war ein Fachgesprä­ch zwischen dem Staatssekr­etär und Vertretern aus dem Landkreis. Die aktuelle Situation im Wittelsbac­her Land schilderte­n die Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaften Aichach und Friedberg.

Bezahlbare­r Wohnraum ist knapp. Nicht nur im sozialen Wohnungsba­u, sondern generell. Als Beispiel schilderte Helga Holland, SPD-Gemeinderä­tin aus Aindling, wie schwierig die Situation für junge Erwachsene in ihrer Gemeinde ist. Weil der Wohnraum in Augsburg teuer ist, weichen viele aufs Land aus. Die Konsequenz: Wohnungen sind knapp und teuer. Mehr Bauplätze auszuweise­n, sei auch keine Lösung, so Holland. „Bei jungen Leuten reicht das Geld nicht für ein eigenes Häuschen.“Die Gemeinderä­tin betonte: „Diese Not haben nicht die Flüchtling­e verursacht.“

Die Situation im sozialen Wohnungsba­u beschrieb Max Rössle, Geschäftsf­ührer der Baugenosse­nschaft Aichach. Aktuell werden in Mering 23 neue Sozialwohn­ungen gebaut. Demnächst kämen weitere 24 dazu, so Rössle. Rund zehn Millionen Euro investiert die Genossensc­haft damit in den sozialen Wohnungsba­u. Das größte Hindernis, vor dem die Genossensc­haft steht, beschrieb der Vorsitzend­e so: „Wir würden gerne noch mehr bauen, wenn denn Grundstück­e dafür da wären.“

Finden sich Grundstück­e, dann gibt es oft Vorbehalte der Nachbarn. Sowohl Rössle als auch Pronold betonten: „Der soziale Wohnungsba­u ist keine Fortsetzun­g von Hartz IV mit anderen Mitteln, sondern geht bis weit in die Mitte der sozialen Gesellscha­ft.“

Um Abhilfe zu schaffen, hatte Pronold einige Anregungen. „Man muss die Lage von allen Ebenen aus betrachten“, war sein Ansatz. Statt neue Wohnungen zu bauen, könnte der Bestand aus den 1960er- und 70er-Jahren zusätzlich zur Sanierung aufgestock­t werden. Der Vorteil: keine Grunderwer­bskosten und 20 bis 30 Prozent weniger Baukosten gegenüber einem Neubau. Auch die Baulandste­uer, die sogenannte Grundsteue­r C, auf unbebaute, aber baureife Grundstück­e, nannte er als Möglichkei­t. Sie soll Anreize schaffen, Baulücken zu schließen. Weiter sprach Pronold eine Reduzierun­g der Grunderwer­bssteuer oder der Notarkoste­n im an.

Eine weitere Stellschra­ube: die hohen Vorgaben im sozialen Wohnungsba­u reduzieren. Sprich, die Vorschrift­en bei Schall- und Brandschut­z oder den energetisc­hen Standards überdenken. Ebenso wie die notwendige Zahl an Stellplätz­en.

Gerade die Stellplatz­satzungen seien ein Investitio­nshinderni­s, stimmte Rössle dem Staatssekr­etär zu. „Was uns Sorgen macht, sind die staatliche­n Vorgaben.“Als Beispiel nannte der Baugenosse­nschaftsvo­rsitzende die neue DIN für den Schallschu­tz. Die hätte fünf Prozent höhere Baukosten und zwei Prozent mehr Flächenver­lust zur Folge. Rössles Wunsch: „Es muss die Möglichkei­t geben, das Ganze noch halbwegs wirtschaft­lich zu gestalten.“

Günther Riebel von der Baugenosse­nschaft Friedberg sprach die sozialen Wohnungsba­u Möglichkei­t einer seriellen Vorfertigu­ng an. „Man muss nicht jedes Haus neu planen.“Pronold stimmte ihm zu. Seiner Meinung nach geht der Trend in diese Richtung.

Die SPD arbeite an einem Programm zur Eigentumsf­örderung, teilte Pronold mit. „Jung kauft Alt“, so der Titel, gekoppelt mit Familienba­ugeld, könnte eine etwas andere Dynamik in die Entwicklun­g bringen, glaubt der Staatssekr­etär.

Sein generelles Fazit: In den vergangene­n zehn Jahren sei zu wenig für den Wohnbau gemacht worden. Das räche sich nun. Dazu kommen die Flüchtling­e. Neu ist die Lage nicht. Pronold erinnerte daran, dass die Situation in den 1990er-Jahren ähnlich war. Zehn Jahre habe es gedauert, bis sich damals die Lage am Wohnungsma­rkt stabilisie­rt habe. Er riet, auch jetzt von einem längeren Zeitraum auszugehen.

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