Friedberger Allgemeine

Unsichere Partner

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger allgemeine.de

Die bayerische Wirtschaft steht glänzend da. Vor allem die Region profitiert immer stärker vom Export. Und doch ziehen seit einiger Zeit dunkle Wolken am Handels-Horizont auf. Denn in den Ländern, auf die der Freistaat besonders baut, kriselt es: In den USA, dem größten Abnehmer bayerische­r Produkte, droht der Präsident mit Strafzölle­n. Und in Großbritan­nien, dem zweitwicht­igsten Partner, ist noch gar nicht klar, welche Handelsric­htung die Regierung künftig einschlage­n wird.

Die Bedeutung der Türkei als Außenhande­lspartner nimmt sich dagegen eher klein aus. Und doch zeigen die Erschütter­ungen in den Handelsbez­iehungen ein generelles Problem: Einige der Säulen, auf denen die bayerische Wirtschaft ruht, könnten wackeln.

Bisher haben es die heimischen Unternehme­r immer gut verstanden, ihre Ausfuhrmär­kte zu wechseln und erfolgreic­h auf andere Länder auszuweich­en. So wurden die Ausfälle in Russland durch das Embargo vergleichs­weise schnell kompensier­t. Um sein Wirtschaft­swachstum auf lange Sicht halten zu können, könnte Bayern die Beziehunge­n zum bisher drittgrößt­en Exportpart­ner China weiter ausbauen. Die deutschen Autobauer machen es vor. Für sie ist das Land längst der wichtigste Absatzmark­t.

Die Bundesrepu­blik ist dem türkischen Statistika­mt Turkstat zufolge der größte Abnehmer türkischer Produkte. Im Jahr 2016 gingen Waren im Wert von rund 14 Milliarden Dollar nach Deutschlan­d, weit mehr als nach Großbritan­nien (11,7) oder in den Irak (7,6). Deutschlan­d importiert vor allem Textilien aus der Türkei. Käme es zu einem Wirtschaft­sstreit mit Deutschlan­d, würde die Türkei das gerade auch bei ihren Textilexpo­rten spüren. Denn: Stoffe lassen sich leicht auch aus anderen Ländern wie etwa denen in Südostasie­n importiere­n.

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