Unsichere Partner
Die bayerische Wirtschaft steht glänzend da. Vor allem die Region profitiert immer stärker vom Export. Und doch ziehen seit einiger Zeit dunkle Wolken am Handels-Horizont auf. Denn in den Ländern, auf die der Freistaat besonders baut, kriselt es: In den USA, dem größten Abnehmer bayerischer Produkte, droht der Präsident mit Strafzöllen. Und in Großbritannien, dem zweitwichtigsten Partner, ist noch gar nicht klar, welche Handelsrichtung die Regierung künftig einschlagen wird.
Die Bedeutung der Türkei als Außenhandelspartner nimmt sich dagegen eher klein aus. Und doch zeigen die Erschütterungen in den Handelsbeziehungen ein generelles Problem: Einige der Säulen, auf denen die bayerische Wirtschaft ruht, könnten wackeln.
Bisher haben es die heimischen Unternehmer immer gut verstanden, ihre Ausfuhrmärkte zu wechseln und erfolgreich auf andere Länder auszuweichen. So wurden die Ausfälle in Russland durch das Embargo vergleichsweise schnell kompensiert. Um sein Wirtschaftswachstum auf lange Sicht halten zu können, könnte Bayern die Beziehungen zum bisher drittgrößten Exportpartner China weiter ausbauen. Die deutschen Autobauer machen es vor. Für sie ist das Land längst der wichtigste Absatzmarkt.
Die Bundesrepublik ist dem türkischen Statistikamt Turkstat zufolge der größte Abnehmer türkischer Produkte. Im Jahr 2016 gingen Waren im Wert von rund 14 Milliarden Dollar nach Deutschland, weit mehr als nach Großbritannien (11,7) oder in den Irak (7,6). Deutschland importiert vor allem Textilien aus der Türkei. Käme es zu einem Wirtschaftsstreit mit Deutschland, würde die Türkei das gerade auch bei ihren Textilexporten spüren. Denn: Stoffe lassen sich leicht auch aus anderen Ländern wie etwa denen in Südostasien importieren.