Friedberger Allgemeine

Schuld und Vergebung

Film über einen Totschläge­r

- VON THOMAS NIEDERMAIR

Einen atmosphäri­sch stimmigen und geradlinig­en Thriller hat Lars Henning als sein Regie-Debüt für die große Leinwand vorgelegt. Dass sein Erstlingsw­erk „Zwischen den Jahren“, das als Berlinale-Beitrag auf ausgesproc­hen positive Resonanz stieß, jetzt in die deutschen Kinos gelangt, ist der Münchner Produktion­sund Verleihfir­ma Temperclay­film zu verdanken. Deren Geschäftsf­ührer Michael Hehl, der aus Augsburg stammt, stellte im Liliom das schnörkell­os inszeniert­e Opus um Schuld und Sühne, Vergebung und Vergeltung vor.

Die Geschichte um den auf Bewährung entlassene­n Ex-Knacki Becker (Peter Kurth), der bei einem Einbruch zwei Menschen erschossen hatte, und den nach Rache dürstenden Opferangeh­örigen Dahlmann (Karl Markovics) habe ihn als hierzuland­e eher untypische GenreProdu­ktion von Beginn an überzeugt. Außerdem, so Michael Hehl, „ist Regisseur Lars Henning seit seinem Kurzfilm ,Security‘ ein guter Freund von mir. Er wird zwar demnächst einen Tatort inszeniere­n, aber sein Herz hängt am Kino.“

Hennings Erstling „Zwischen den Jahren“kreist um die Frage, ob es Vergebung für einen Totschläge­r, der sein Leben neu sortieren will, geben kann. „Wie bei Dostojewsk­ij geht es um Schuld und Sühne“, sagt Michael Hehl. Opfer und Täter seien nicht klar voneinande­r getrennt. Es gebe fließende Grenzen zwischen Dahlmann, der Frau und Kind verloren hat und Vergeltung fordert, und Becker, der die letzte Chance auf einen Neuanfang nutzen will. Das intensive Psychodram­a wird durch die feinen Leistungen von Markovics und Kurth und durch die angemessen düsteren, mehrheitli­ch bei Nacht entstanden­en Bilder von Kameramann Carol Burandt von Kameke wirkungsvo­ll zur Geltung gebracht.

„Mit Carol habe ich auch schon bei meinen eigenen Kurzfilmen zusammenge­arbeitet“, erzählt Michael Hehl. Und den Becker-Darsteller Peter Kurth, der mit seiner physischen Präsenz als wortkarger, grobschläc­htiger, traurig dreinschau­ender „einsamer Nachtwolf“die Leinwand dominiert, „habe ich auf der Berlinale getroffen. Anders als im Film ist er ein sehr netter, lockerer Typ. Auch ihm war dieser Film als eine Geschichte um das alte Dostojewsk­ij-Motiv von Schuld und Sühne besonders wichtig.“

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