Wo kann neues Gewerbe entstehen?
Die Flächen sind bald voll. Deshalb gab die Stadt eine Raumstudie in Auftrag. Doch das Thema ist im Stadtrat grundsätzlich umstritten
Friedberg Bedarf an Gewerbeflächen wäre bei vielen Firmen zwar vorhanden, doch am Angebot hapert es in der Stadt Friedberg. „Vor allem kleinere Unternehmen zwischen 1500 und 5000 Quadratmetern können wir nicht bedienen“, sagte Bürgermeister Roland Eichmann in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses. Um im Stadtteil Derching eine Erweiterung nach Norden zu realisieren, wurde vergangenes Jahr ein Änderungsverfahren für den Flächennutzungsplan begonnen. Dessen Ausgang ist ungewiss.
Die Fachleute von Landratsamt, Regierung von Schwaben, Regiona- lem Planungsverband und Stadt Augsburg fürchten eine Beeinträchtigung des Grünzugs zwischen Augsburg und Friedberg, der auch Bestandteil des Regionalplans ist. Ob von dessen Festsetzungen abgewichen werden kann, muss ein eigenes Genehmigungsverfahren zeigen. Die Landesplanungsbehörde kann im Einzelfall in einem besonderen Verfahren die Abweichung von einem Ziel der Raumordnung zulassen, wenn die Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Planung nicht berührt werden.
Deshalb hat die Stadt eine Raumanalyse für mögliche Gewerbegebietsflächen in Auftrag gegeben, de- ren erste Ergebnisse in der Sitzung Stefan Siegmund vom Planungsbüro Kling Consult vorstellte. Aufgrund verschiedener Bewertungskriterien sei ein Streifen zwischen der Autobahn und dem Gewerbegebiet Derching am besten geeignet, stellte der Fachmann fest. Er hatte an mehreren Standorten unter anderem die Erschließung in der Umgebung, die Geologie und Topografie sowie die Auswirkungen auf das Landschaftsbild untersucht.
Während Claudia Eser-Schubert (Grüne) die Ressourcen in Friedberg für ausgeschöpft hielt, wollten ihre Kollegen im Bauausschuss weitere Gewerbeflächen ausweisen. Johannes Hatzold (Freie Wähler) sprach sich für ein Zielabweichungsverfahren aus, das für Laien nur schwer verständlich ist. Deshalb stellte Roland Fuchs (SPD) fest: „Das Ganze wird nicht von den Politikern, sondern von Juristen entschieden.“Manfred Losinger (CSU) wies darauf hin, dass der Landkreis Aichach-Friedberg eine Wachstumsregion sei. „Wir müssen aber auch über ein Wohngebiet nachdenken“, forderte er.
Die von Siegmund präsentierte Raumanalyse wurde vom Planungsausschuss zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wurde beauftragt, auf dieser Grundlage die vollständigen Unterlagen für das Zielabweichungsverfahren zu erarbeiten.