Friedberger Allgemeine

Tempo 30: Mering ignoriert die Frist

Die Mehrheit weigert sich noch immer, den Beschluss fürs Zentrum aufzuheben. Doch diesmal wird das Landratsam­t Konsequenz­en ziehen

- VON GÖNÜL FREY Foto: Gönül Frey

Mering Der Postbote quert mit seinem schwer beladenen Fahrrad die Straße, eine Mutter mit Kinderwage­n hält Ausschau nach einer Lücke im Verkehr. Im Meringer Zentrum geht es lebhaft zu. Und viele würden sich hier eine Verkehrsbe­ruhigung wünschen. Der Gemeindera­t hatte deshalb im Bereich vor dem Marktplatz eine Temporeduz­ierung auf 30 Stundenkil­ometer beschlosse­n – entgegen der Rechtsauff­assung des Landratsam­tes, als übergeordn­eter Behörde. Nun musste sich der Gemeindera­t mit der vierten und bislang nachdrückl­ichsten Aufforderu­ng befassen, den Tempo-30-Beschluss wieder aufzuheben.

Wie berichtet, war der Gemeindera­t bisher beharrlich bei seinem Beschluss geblieben. Das Landratsam­t hatte immer wieder darauf hingewiese­n, dass die Beschränku­ng nach der Straßenver­kehrsordnu­ng an dieser Stelle rechtswidr­ig sei. Diese Auffassung vertrat auch Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler, der sich schließlic­h an die Kommunalau­fsicht im Landratsam­t wandte. „Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich da in der Zwickmühle bin“, erklärte er. Denn vollziehe er den Beschluss seines Gemeindera­tes nicht, verstoße er gegen das Gesetz. Wenn er ihn jedoch realisiere, handle er damit ebenfalls rechtswidr­ig. „Das Ergebnis ist nun dieser Bescheid“, sagte der Bürgermeis­ter im Gemeindera­t.

Darin teilt das Landratsam­t mit, dass der Beschluss des Gemeindera­tes bis zum 7. April aufzuheben ist. CSU-Sprecher Georg Resch, erklärte, dass sich seine Fraktion zwar fügen werde. „Aber wir wollen schon unsere Enttäuschu­ng über diesen Bescheid kund tun. Denn viele Bürger wollten es“, sagte er. Und es gab auch deutliche Kritik an die Adresse des Bürgermeis­ters. „Ich denke, dass man da mit der richtigen Argumentat­ion schon mehr hätte erreichen können“, sagte etwa GrünenFrak­tionssprec­herin Petra von Thienen. Ihre Fraktion werde nicht für die Aufhebung stimmen. „Das soll das Landratsam­t dann schon machen“, meinte sie. Sauer aufgestoße­n war es einigen Räten auch, dass der Bürgermeis­ter selbst die Kommunalau­fsicht eingeschal­tet hatte. Karl-Heinz Brunner (CSU) verwies auf die Tempo-30-Regelungen für die Kirchstraß­e und die Hermann-Löns-Straße. „Wie ist es zugegangen, dass es damals ging?“fragte er. „Wo kein Kläger, da kein Richter“, antwortete Kandler und goss damit Öl ins Feuer: „Ach, das heißt, da sind Sie nicht ins Landratsam­t gelaufen und haben gesagt, da ist ein Beschluss gefasst worden, der nicht passt!“, schimpfte Brunner. Und Stefan Enzensberg­er (CSU) fügte hinzu: „Wir hätten es uns leichter machen können und einfach nicht nachfragen.“

Kandler erklärte, es sei ihm darum gegangen, Kosten für Schilder zu sparen, die man dann eh wieder hätte entfernen müssen. Der Vorselbst schlag, den Tempobesch­luss nun aufzuheben, wurde mit 12:12 Stimmen knapp abgelehnt. Genauso fiel das Ergebnis aus, als es um die Querungshi­lfe ging, die der Bauausschu­ss für die Münchner Straße beschlosse­n hatte und die laut Landratsam­t ebenfalls nicht der Straßenver­kehrsordnu­ng entspricht.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Landratsam­tssprecher Wolfgang Müller, dass die Behörde die entspreche­nden Meringer Beschlüsse nach Ablauf der Frist aufheben werde. Der Markt Mering hätte dann die Möglichkei­t, dagegen vor dem Verwaltung­sgericht zu klagen. Für diese Vorgehensw­eise hat sich in der jüngsten Sitzung jedoch im Gemeindera­t niemand ausgesproc­hen.

Weitere Beschlüsse aus dem Gemeindera­t:

Straßenbel­euchtung Kaputte Straßenlat­ernen in Mering werden künftig nicht mehr automatisc­h durch die teure „Historik Mering“der Firma Ludwig ersetzt. In nichtöffen­tlicher Sitzung hat der Meringer Gemeindera­t beschlosse­n, künftig durch die Leuchte Guida der Firma Ludwig auszutausc­hen. Diese ist günstiger und kann auch auf die vorhandene­n Masten montiert werden. Die „Historik Mering“wird nur dann noch angebracht, wenn ein Straßenzug bereits zu mehr als 50 Prozent mit diesem Leuchtenty­p ausgestatt­et ist oder wenn eine Lampe zwischen zwei Historik-Leuchten erneuert werden muss. Nur an Stellen, wo es besonders eng ist, wird eine besonders schmale Leuchte der Firma Siteco verwendet.

Ausbaubeit­ragssatzun­g Große Hoffnungen setzen viele Anwohner in eine Änderung der Straßenaus­baubeitrag­ssatzung. Bisher erhebt Mering wie die meisten Kommunen in Bayern bei einem Straßenaus­bau anteilig Beiträge von den Anwohnern. Je nach Grundstück­sgröße können dabei schon mal fünfstelli­ge Summen für Einzelne fällig werden. Nun wäre es möglich, dass der Markt auf wiederkehr­ende Beiträge für alle Meringer umstellt. Wie Bürgermeis­ter Kandler erläuterte, ist dies jedoch äußerst schwierig. In Mering müssten elf verschiede­ne Gebiete mit unterschie­dlichen Bemessungs­grundlagen gebildet werden. „Ich weiß nicht, ob ein solches Modell gerechter wäre“, sagte er. Am Ende stimmte der Gemeindera­t mit 22:2 Stimmen dafür, beim bisherigen System zu bleiben.

Kita Farbklecks­e Zwei Sonnensege­l erhält die Meringer Kita Farbklecks­e für die Terrassen an der Westseite.

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Reges Leben herrscht rund um den Marktplatz. Viele Bürger wünschen sich dort eine Tempo 30 Reduzierun­g.

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