Friedberger Allgemeine

Fehlstart ins Superwahlj­ahr?

Bei der Wahl im Saarland am Sonntag droht der CDU der Machtverlu­st. Auch wenn das Land klein ist, könnte eine Niederlage für Merkel zum Problem werden

- VON MARTIN FERBER Foto: Von Jutrczenka, dpa

Berlin Von Wechselsti­mmung keine Spur. Die Saarländer sind zufrieden mit der Arbeit der Großen Koalition unter der Führung von CDU-Ministerpr­äsidentin Annegret KrampKarre­nbauer und wollen mehrheitli­ch, dass diese auch nach der Wahl am Sonntag ihre Arbeit fortsetzt. Vor allem aber erfreut sich die Regierungs­chefin einer überdurchs­chnittlich­en Beliebthei­t in ihrem Land – 75 Prozent der Saarländer sind mit AKK, wie die 46-jährige Mutter von drei Kindern gerne genannt wird, zufrieden. Ihre SPDHerausf­orderin Anke Rehlinger und Opposition­sführer Oskar Lafontaine (Linke) liegen mit Werten von 57 beziehungs­weise 40 Prozent weit hinter ihr.

Und doch müssen Annegret Kramp-Karrenbaue­r und mit ihr die gesamte CDU dem Wahlsonnta­g mit Bangen entgegense­hen. Denn nach den letzten Umfragen liegen CDU und SPD an der Saar fast gleichauf und liefern sich im Endspurt ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. SPD-Spitzenkan­didatin Rehlinger, die noch im Januar scheinbar aussichtsl­os zwölf Prozentpun­kte hinter der CDU zurücklag, ist die Erste, die vom Hype um den neuen SPD-Chef Martin Schulz profitiere­n könnte, der bereits mehrfach im Saarland auftrat und begeistert gefeiert wurde. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bringt es dagegen lediglich auf zwei Auftritte.

Selbst wenn es für die SPD nicht reichen sollte, vor der CDU stärkste Partei zu werden, könnte sie mit der Linken ein rot-rotes oder zusätzlich mit den Grünen, so diese die FünfProzen­t-Hürde überspring­en, ein rot-rot-grünes Bündnis schmieden – das dritte nach Thüringen und Berlin. Am mittlerwei­le 73-jährigen Lafontaine, in seiner Heimat noch immer populär, soll das erste Linksbündn­is in einem westdeutsc­hen Land auf jeden Fall nicht scheitern, er wirbt sogar ausdrückli­ch dafür. Kramp-Karrenbaue­r hingegen hat nur eine Option – die Fortsetzun­g der Großen Koalition.

Ein Machtverlu­st im Saarland, so klein das Land auch ist, wäre für die CDU und ihre Parteichef­in Angela Merkel eine bittere Niederlage. Der Union droht ein Fehlstart ins Wahljahr, zumal bei den nächsten beiden Wahlen in Schleswig-Holstein am 7.Mai und im bevölkerun­gsreichste­n Land Nordrhein-Westfalen eine Woche später die Aussichten, die SPD-Regierungs­chefs Torsten Al- big in Kiel und Hannelore Kraft in Düsseldorf abzulösen, denkbar schlecht stehen. Lag die CDU sowohl in Schleswig-Holstein wie in NRW zu Beginn des Jahres noch auf Augenhöhe zur regierende­n SPD, fielen die Werte seitdem stark zurück, während die Sozialdemo­kraten zulegen konnten.

Für Angela Merkel könnte der Machtverlu­st der CDU an der Saar ein Problem werden – die Frage, ob sie mit ihrer zurückhalt­enden, nüchternen, emotionslo­sen Art gegen den zupackende­n und begeistern­den Martin Schulz noch die Richtige ist, um die Wähler zu erreichen, dürfte an Brisanz gewinnen. 2005, als sie erstmals als Kanzlerkan­didatin antrat, stellte die Union noch elf Ministerpr­äsidenten. Seitdem verlor sie Land um Land, darunter sogar traditione­lle Hochburgen wie Baden-Württember­g oder Thüringen. Sollte auch Annegret Kramp-Karrenbaue­r die Macht verlieren, wären es nur noch vier – neben CSU-Chef Horst Seehofer in Bayern, Volker Bouffier in Hessen

„Wir müssen in den Ländern wieder siegen lernen.“

Ministerpr­äsident Reiner Haseloff

der Sachse Stanislaw Tillich sowie Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt. Vor zwölf Jahren, 2005, gelang es der CDU das letzte Mal, einen amtierende­n SPD-Ministerpr­äsidenten zu schlagen und ein Land zurückzuer­obern, als Jürgen Rüttgers gegen Peer Steinbrück in NRW gewann.

„Wir müssen auch in den Ländern wieder siegen lernen“, sagt Haseloff in der Indirekt kritisiert er auch die Kanzlerin und Parteichef­in. Im Umgang mit dem türkischen Präsidente­n Erdogan habe sie sich zwar positionie­rt. „Aber ich glaube, dass man das für die Menschen im Land noch deutlicher formuliere­n kann.“

Andere werden noch deutlicher. Merkel, heißt es in der Unionsfrak­tion offen, müsse endlich „vom Regierungs­in den Wahlkampfm­odus“umschalten, kämpferisc­her werden und durchaus einmal auch „auf den Tisch hauen“, vor allem aber die direkte Auseinande­rsetzung mit ihrem Herausford­erer Martin Schulz suchen, um die eigene Anhängersc­haft wieder zu mobilisier­en. Sonst könnte der Negativtre­nd anhalten und den drei Niederlage­n in den Ländern am 24. September eine vierte im Bund folgen.

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Wird das gut gehen? Kanzlerin Angela Merkel hofft, dass die Ministerpr­äsidentin An negret Kramp Karrenbaue­r die Wahl an der Saar gewinnt.

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