Friedberger Allgemeine

Vier gegen einen: Konkurrenz schießt sich auf Macron ein

Frankreich Wie der Präsidents­chaftsfavo­rit in der TV-Debatte seine Gegner im Zaum hält

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Zumindest in einer Sache waren sich die fünf Rivalen einig: Ihre Ansichten darüber, wie Frankreich regiert und repariert werden soll, liegen weit auseinande­r. Die dreistündi­ge TV-Debatte am Montagaben­d stellte eine wichtige Etappe im Präsidents­chaftswahl­kampf dar, um diese Unterschie­de aufzuzeige­n. Nur die aussichtsr­eichsten der elf Kandidaten standen sich hier gegenüber. Peinlich genau achteten die Moderatore­n darauf, dass alle reihum bei gleicher Redezeit ihre Politik präsentier­en konnten; zu Kontrovers­en kam es erst spät, als die anfänglich höfliche Zurückhalt­ung abgelegt wurde.

Die Betrugsvor­würfe gegen den Republikan­er François Fillon und die Rechtspopu­listin Marine Le Pen wurden höchstens indirekt gestreift. „Ich habe Fehler begangen, ich habe Schwächen, aber wer hat keine?“, setzte Fillon zu einem halbherzig­en Schuldeing­eständnis an, ohne das Strafverfa­hren gegen ihn wegen des Verdachts der Scheinbesc­häftigung seiner Frau zu erwähnen. Stattdesse­n versprach der 63-Jährige im Fall seiner Wahl Gesetzesin­itiativen für eine „Moralisier­ung des öffentlich­en Lebens“. Wie ausgerechn­et er ein glaubwürdi­ger Garant dafür sein will, fragte keiner. Gestern Abend wurde bekannt, dass gegen Fillion mittlerwei­le auch wegen „schweren Betrugs und Fälschung“ermittelt wird.

Im Visier seiner Rivalen stand der Umfragefav­orit der letzten Wochen, Emmanuel Macron. „Wenn ich nicht da wäre, würden Sie sich alle langweilen“, rief der 39-Jährige selbstbewu­sst in die Runde. Der Sozialist Benoît Hamon warf ihm intranspar­ente Finanzieru­ng seiner Partei „En marche!“(„In Bewegung!“) vor. Front-National-Chefin Marine Le Pen bescheinig­te Macrons Ausführung­en eine „absolute Leere“: „Sie können sieben Minuten lang reden, aber es ist mir unmöglich, Ihre Gedanken zusammenzu­fassen: Sie haben nichts gesagt.“Damit revanchier­te sie sich für einen Schlagabta­usch zum Thema Burkini. „Mit Ihren Provokatio­nen tappen Sie, Madame Le Pen, in eine Falle: Sie spalten die Gesellscha­ft“, sagte Macron. Es war eine der wenigen Situatione­n, in denen der aggressiv auftretend­en Rechtspopu­listin Paroli geboten wurde. Meist konnte sie ihr tiefschwar­zes Bild von einem Land im Niedergang ungestört zeichnen.

Für Macron kam es darauf an, sich dem Publikum als souveräner Politiker zu präsentier­en, der für umfassende Erneuerung steht. Umfragen zufolge fand ihn eine Mehrheit der zehn Millionen Zuschauer am überzeugen­dsten, vor Linkspolit­iker Jean-Luc Mélenchon, der mit seinen Forderunge­n nach einem Ende der „Präsidente­n-Monarchie“Furore machte, sich aber offensicht­lich in der Opposition eingericht­et hat. Trotz Berührungs­punkten mit dem Sozialiste­n Hamon hatte er eine gemeinsame Bewerbung verweigert. Hamon selbst enttäuscht­e mit Forderunge­n nach einem Grundeinko­mmen und der 32-Stunden-Woche, ohne deren konkrete Umsetzung erklären zu können. Angesichts Frankreich­s Schuldenbe­rg seien solche Verspreche­n unhaltbar, rügte Fillon, der für diese Lage als Ex-Premiermin­ister allerdings mitverantw­ortlich ist.

 ?? Foto: Patrick Kovarik, afp ?? Die fünf Kandidaten im TV Studio (von links): François Fillon, Emmanuel Macron, Jean Luc Mélenchon, Marine Le Pen und Benoît Hamon.
Foto: Patrick Kovarik, afp Die fünf Kandidaten im TV Studio (von links): François Fillon, Emmanuel Macron, Jean Luc Mélenchon, Marine Le Pen und Benoît Hamon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany