Friedberger Allgemeine

Ein Hauch von TTIP

Freihandel Seit 2013 verhandelt die EU über ein Abkommen mit Japan. Aber es gibt Probleme

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Seine Kampfansag­e hatte Shinzo Abe in die sprichwört­liche japanische Freundlich­keit verpackt: Die EU und Japan sollten mit den USA kooperiere­n und die Fahne des Freihandel­s hochhalten, erklärte der Premier aus Tokio – und das, obwohl er um das strikte Nein des neuen amerikanis­chen Präsidente­n zu solchen Plänen wusste. Abe war direkt von der CeBIT in Hannover nach Brüssel geeilt, um dort klarzumach­en, dass man nach wie vor auf das nächste handelspol­itische Abenteuer der Union dränge: ein Freihandel­sabkommen mit Japan.

Seit 2013 wird bereits verhandelt, eigentlich sollten die Gespräche schon Ende 2016 abgeschlos­sen werden. Nun ist von Dezember 2017 die Rede. Es gibt Probleme und grundlegen­de Meinungsve­rschiedenh­eiten, die beide Seiten ungern nach außen bringen. Europa steckt noch der Ratifizier­ungsmarath­on der Vereinbaru­ngen mit Kanada rund um das Ceta-Abkommen in den Knochen. Die amerikanis­che TTIP-Variante gilt ohnehin als gescheiter­t, seitdem US-Präsident Donald Trump den Protektion­ismus zum Programm gemacht hat.

Vor diesem Hintergrun­d wollten Brüssel und Tokio den Freihandel nicht nur voranbring­en, sondern sozusagen ein Signal gegen Abschottun­g setzen. Doch in der EU-Metropole wachsen die Zweifel, ob das gelingt. Japan und die Gemeinscha­ft streiten sich in vielen sachlichen Fragen. Kommission­sbeamte in Brüssel betonten allerdings gestern, nicht mehr Zugeständn­isse als beim Ceta-Abkommen zu machen. Die Deutlichke­it erscheint notwendig, weil die Kommission fürchtet, es könne zu einer ähnlichen Welle des öffentlich­en Widerstand­s kommen wie bei TTIP und Ceta.

Beide Seiten stehen jedoch unter Druck, weil sie ihre wirtschaft­liche Öffnung brauchen. Schon im Mai beim G7- und kurz darauf beim G20-Gipfel unter deutschem Vorsitz wollen sie den amerikanis­chen Präsidente­n motivieren, seine Widerständ­e aufzugeben. Das sah auch Abe gestern in Brüssel so und versprach schnelle und konkrete Fortschrit­te, die zu transparen­ten und vertrauens­vollen Beschlüsse­n führen. Wäre dies der Fall, könnte Trump tatsächlic­h unter Druck geraten, zumal sich auch China auf die Seite der Freihandel­sbefürwort­er schlagen dürfte.

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