Friedberger Allgemeine

Ein Pakt für sauberes Wasser

Noch immer ist ein Teil des Grundwasse­rs in Bayern zu stark chemisch verschmutz­t. Eine Vereinbaru­ng mit der Landwirtsc­haft soll Verbesseru­ngen bringen. Doch es gibt Zweifler

- VON ULI BACHMEIER

München Die erhofften Fortschrit­te beim Schutz des Wassers in Bayern sind bisher ausgeblieb­en. Der „gute Zustand“der Grundwasse­rkörper, Flüsse und Seen, der eigentlich schon im Jahr 2018 erreicht werden sollte, ist noch längst nicht realisiert. Nun soll ein neuer „Wasserpakt“zwischen Staatsregi­erung, Landwirtsc­haft, Wasservers­orgern und weiteren Verbänden Verbesseru­ngen bringen. Naturschüt­zer und Grüne zweifeln daran, dass dies auf freiwillig­er Basis gelingen wird. Die Grünen fordern daher „verpflicht­ende Maßnahmen zur Wasserrein­haltung insbesonde­re für die Landwirtsc­haft“.

Dass etwas getan werden muss, bezweifelt niemand. Schon der erste Satz des Wasserpakt­s, der gestern in München von Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner, Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (beide CSU), dem Bayerische­n Bauernverb­and und elf weiteren Verbänden unterzeich­net wurde, stellt klar, worum es geht. „Wasser“, so heißt es in der Präambel, „ist das wichtigste Lebensmitt­el und stellt gleichzeit­ig die Basis unserer Ökosysteme dar.“Aber auch der Befund ist eindeutig. So sind 63 der 256 Grundwasse­rkörper in Bayern chemisch noch nicht in gutem Zustand, bei den Oberfläche­ngewässern (Flüsse, Bäche und Seen) ist es sogar der überwiegen­de Teil. Das Hauptprobl­em sei der Eintrag von Nährstoffe­n, allen voran Stickstoff und Phosphat.

Um hier gegenzuste­uern, setzen die beiden Minister auf freiwillig­e Zusammenar­beit in einem breiten Bündnis. „Eine Reduzierun­g der Stickstoff­einträge und damit des Nitrats kann nur Hand in Hand mit den Landwirten gelingen“, sagt Umweltmini­sterin Scharf. Agrarminis­ter Brunner betont: „Ich bin der Überzeugun­g, dass die Landwirte selbst ihre Verantwort­ung wahrnehmen.“Bauernpräs­ident Walter Heidl bekennt sich im Gegenzug zur besonderen Verantwort­ung seines Berufsstan­des und verspricht: „Wir wollen unser bayerische­s Wasser schützen und gemeinsam dort anpacken, wo es Probleme gibt.“

Kernstück des Pakts sind Selbstverp­flichtunge­n der Unterzeich­ner. Der Bauernverb­and etwa sichert zu, eine digitale Plattform bereitzust­ellen, damit Landwirte Gülle und Mist besser austausche­n können. So soll der Einsatz des Düngers optimiert werden. Außerdem sollen die Landwirte besser informiert und beraten werden, um gewässersc­honender wirtschaft­en zu können. Das Landwirtsc­haftsminis­terium will die Zahl der Wasserbera­ter in Bayern bereits in diesem Jahr von 18 auf 35 fast verdoppeln und die Mittel im Kulturland­schaftspro­gramm um gut 14 auf 112 Millionen Euro aufstocken. Damit sollen Gewässer- und Erosionssc­hutzstreif­en, die Umwandlung von Acker in Grünland, extensive Grünlandnu­tzung und ökologisch­er Landbau an Gewässern gefördert werden. Außerdem soll mehr Geld in die Forschung gesteckt werden, um mithilfe technische­r Verbesseru­ngen den Einsatz von Stickstoff­dünger zu reduzieren.

Naturschüt­zer glauben nicht, dass ein so konstruier­ter Wasserpakt Erfolge verspricht. „Mit freiwillig­en Maßnahmen allein wird es weiterhin nicht gelingen, unser Grundwasse­r und die Bäche und Seen in Bayern sauber zu halten“, sagt der Landesvors­itzende des Bund Naturschut­z, Hubert Weiger, und verweist darauf, dass auch die freiwillig­e Einrichtun­g minimaler Uferstreif­en in der Fläche gescheiter­t sei. Er fordert deshalb „eine Erweiterun­g der Wasserschu­tzgebiete, verbindlic­he Beschränku­ng der Düngung in besonders belasteten Gebieten, Pufferstre­ifen an wasserführ­enden Gräben und Bächen sowie rechtliche Möglichkei­ten für Gemeinden, den Zubau neuer Mastställe mit hohem Gülleanfal­l zu untersagen“.

Auch die Grünen-Landtagsab­geordneten Gisela Sengl und Rosi Steinberge­r fordern ein „festes Regelwerk verpflicht­ender Maßnahmen“(etwa Gewässerra­ndstreifen). Die neue Düngeveror­dnung müsse kontrollie­rt, Verstöße müssten sanktionie­rt werden.

 ?? Foto: Joern Rynio, Fotolia ?? 63 von 256 Grundwasse­rkörpern in Bayern sind noch immer nicht in einem „guten Zustand“, der eigentlich für das Jahr 2018 angestrebt ist. Um dieses Ziel zu erreichen, wur de gestern ein „Wasserpakt“unterzeich­net.
Foto: Joern Rynio, Fotolia 63 von 256 Grundwasse­rkörpern in Bayern sind noch immer nicht in einem „guten Zustand“, der eigentlich für das Jahr 2018 angestrebt ist. Um dieses Ziel zu erreichen, wur de gestern ein „Wasserpakt“unterzeich­net.

Newspapers in German

Newspapers from Germany