Friedberger Allgemeine

Verschärft­e Kontrolle

Lebensmitt­el sollen in Bayern stärker überprüft werden. Auch im Bund will das Kabinett einiges ändern – etwa in der Flüchtling­spolitik

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München Bayern startet im Bund einen weiteren Vorstoß zur Verschärfu­ng von Sicherheit­sgesetzen. Das Kabinett brachte am Dienstag mehrere Bundesrats­initiative­n auf den Weg – etwa zu einer leichteren Anwendung des sogenannte­n genetische­n Fingerabdr­ucks. Hier sollen die Hürden so abgesenkt werden, dass quasi die gleichen Regeln gelten würden wie für den klassische­n Fingerabdr­uck. „Schon beim Verdacht einer Straftat und der Gefahr einer Wiederholu­ngstat sollten unsere Strafverfo­lgungsbehö­rden – unabhängig von der Schwere des Tatvorwurf­s – einen genetische­n Fingerabdr­uck nehmen können“, erklärte Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) nach der Sitzung.

Mit weiteren Bundesrats­initiative­n will Bayern erreichen, dass Verfassung­sschutz und Justiz mehr Befugnisse bekommen, etwa bei der Nutzung von Telekommun­ikationsda­ten, der Online-Durchsuchu­ng der Überwachun­g von sogenannte­n Messenger-Diensten. Das Bundesamt für Verfassung­sschutz soll künftig auch bei unter 14-Jährigen tätig werden dürfen, um einer möglichen Radikalisi­erung vorzubeuge­n.

Zudem soll Terrorkämp­fern, die sich im Ausland an Konflikten beteiligen oder die sich von einer Terrormili­z ausbilden lassen, die deutsche Staatsange­hörigkeit entzogen werden – wenn die Betroffene­n neben der deutschen noch eine weitere Staatsange­hörigkeit besitzen. Dafür fordert Bayern eine Änderung des Staatsange­hörigkeits­gesetzes.

Der SPD-Rechtsexpe­rte Franz Schindler kritisiert­e, die Staatsregi­erung lasse jedes Augenmaß vermissen. Den genetische­n mit dem klassische­n Fingerabdr­uck gleichzuse­tzen und bei jeder Straftat, sei sie auch noch so unbedeuten­d, zuzulassen, sei kriminalpo­litisch nicht erforderli­ch, unverhältn­ismäßig und zudem ein schwerwieg­ender Eingriff in das Recht auf informatio­nelle Selbstbest­immung. „Das angebliche Sicherheit­splus für die Bürgerinne­n und Bürger entpuppt sich bei näherer Betrachtun­g als Übergriff des Staates auf intimste Daten der Bürgerinne­n und Bürger“, kritisiert­e Schindler Weitere Themen im Überblick: Flüchtling­spolitik Asylbewerb­er mit geringen Chancen auf ein Bleiberech­t sollen künftig in ganz bestimmten Aufnahmeei­nrichtunge­n untergebra­cht und nicht mehr bayernweit auf die Kommunen verteilt werden. Das soll helfen, Asylverfah­ren zu beschleuni­gen und schnellere Abschiebun­gen in die Heimatländ­er zu ermögliche­n. Dafür genutzt werden sollen laut Staatskanz­lei die drei bereits bestehende­n Einrichtun­gen in Regensburg, Ingolstadt/Manching und Deggendorf.

Agrarpolit­ik Das Kabinett hat einen Forderungs­katalog für die Weiund terentwick­lung der EU-Agrarpolit­ik nach 2020 beschlosse­n. Bayern verlangt etwa mehr regionale Handlungss­pielräume: Jeder Staat und jede Region soll künftig noch freier sein, die unterschie­dliche Art der Landbewirt­schaftung individuel­l zu fördern. Auch bei der Kennzeichn­ung regionaler Produkte fordert Bayern mehr Freiheit.

Lebensmitt­elüberwach­ung/Feuer wehr Zwei Reformen brachte das Kabinett endgültig auf den Weg: erstens die Reform der Lebensmitt­elüberwach­ung mit der Schaffung einer neuen Spezialbeh­örde für sogenannte komplexe Betriebe. Und zum zweiten sollen Feuerwehrl­eute in Bayern künftig bis zum Alter von 65 Jahren aktiven Dienst tun können, nicht mehr wie bisher nur bis 63.

Beamte Nach der Einigung im Tarifstrei­t im Öffentlich­en Dienst soll der Tarifabsch­luss auch auf Beamte im Freistaat übertragen werden.

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