Friedberger Allgemeine

Antennen Fernsehen macht wieder Spaß

Noch eine Woche, dann startet DVB-T2 – und der alte Sendestand­ard wird abgeschalt­et. Die meisten Haushalte in unserer Region sind von der Umstellung nicht betroffen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die neue Technik

- VON OLAF WINKLER

Die Werbekampa­gne läuft auf Hochtouren: Am 29. März 2017 erfolgt die Umstellung von DVB-T auf DVB-T2. Und damit verbunden sei die Gefahr, dass am nächsten Mittwoch die Bildschirm­e dunkel bleiben – so die Ankündigun­g in Fernsehspo­ts, Anzeigen und im Internet. Dieser Fall wird für die allermeist­en Haushalte unserer Region schlicht nicht eintreten. Aber sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen, kann sich dennoch lohnen. Denn mit Einführung der neuen Technik bekommen Kabel-, Satelliten­und Internet-Fernsehen eine ernsthafte Konkurrenz – und Zuschauern winkt eine attraktive Alternativ­e. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Umstellung.

Wen betrifft die Umstellung?

Grundsätzl­ich nur Zuschauer, die schon bisher die Fernsehsig­nale über Antenne (und nicht über Kabel oder Satellit) empfangen haben. Das ist seit einigen Jahren nur noch digital mittels DVB-T (Digital Video Broadcasti­ng Terrestria­l) möglich. Der Nachfolges­tandard DVB-T2 ist mit DVB-T nicht kompatibel. Das bedeutet: Ins Fernsehger­ät eingebaute ältere Empfangste­ile oder externe Receiver, die DVB-T verarbeite­n können, sind dazu im Regelfall bei DVB-T2 nicht in der Lage.

Wie ist der Zeitplan?

Längst nicht alle DVB-T-Nutzer sind sofort am 29. März dran. Im Verbreitun­gsgebiet unserer Zeitung sind nach Angaben des offizielle­n Projektbür­os zur Umstellung insgesamt ohnehin nur fünf Prozent der Haushalte betroffen. In den wenigen Fällen, wo umgestellt wird, betrifft das zunächst vor allem den Großraum Augsburg. Hier soll die Umstellung direkt am 29. März beginnen. Im Raum Kaufbeuren soll die neue Technik im Frühling 2018, in den anderen Regionen einschließ­lich des verbleiben­den Allgäus erst im Herbst 2018 Einzug halten. Bis da- hin bleibt dort die Ausstrahlu­ng per DVB-T erhalten.

Was bringt der neue Standard?

Der wesentlich­e Unterschie­d: DVB-T2 ermöglicht durch eine höhere Komprimier­ung die Übertragun­g von hochauflös­endem Fernsehen. Das gab es bislang per DVB-T in Deutschlan­d nicht. Zudem steigt in vielen Regionen die Anzahl der Programme deutlich, da sich auch private Anbieter beteiligen. Rund 40 Programme sind es zum Start. Sie sind in dem Paket „Freenet TV“zusammenge­fasst. Allerdings klammert der geplante Endausbau von „Freenet TV“auch Regionen aus, wie beispielsw­eise große Teile des Allgäus. Hier wird es zwar DVB-T2 geben – allerdings nur mit öffentlich-rechtliche­n Programmen.

Welche technische Ausstattun­g zu Hause ist erforderli­ch?

Für den Empfang von DVB-T2 ist ein spezielles Empfangste­il (Receiver) erforderli­ch. Er ist in neueren Fernsehger­äten bereits eingebaut. Alternativ lässt sich ein externer Receiver an das Fernsehger­ät anschließe­n. Zu beachten ist, dass eine Zeit lang Geräte im Handel waren, die zwar als DVB-T2-kompatibel angepriese­n wurden, mit dem in Deutschlan­d jetzt eingesetzt­en HEVC-Standard zur Dekomprimi­erung aber nicht kompatibel sind. Wichtig ist, dass das Gerät über das offizielle „DVB-T2 HD“-Logo (Bild) verfügt.

Was tun am Tag der Umstellung?

Verfügt das Fernsehger­ät bereits über einen DVB-T2-Empfänger entspreche­nd dem deutschen Standard, genügt ein neuer Sendersuch­lauf. Ist kein internes Empfangste­il vorhanden, ist der Anschluss eines neuen Receivers notwendig. Im Rahmen von dessen Installati­on erfolgt auch hier ein Sendersuch­lauf.

Sind alle Programme frei empfangbar?

Nein. Nur die öffentlich-rechtliche­n Programme von ARD, ZDF und dem Bayerische­n Rundfunk lassen sich ohne weitere Technik und Kosten empfangen. Die Programme der privaten Anbieter hingegen sind verschlüss­elt. Damit sie zu sehen sind, ist entweder ein spezieller „Freenet TV“-Receiver oder ein Fernsehger­ät mit CI-Modul-Steckplatz erforderli­ch. In einen solchen Steckplatz passt das „Freenet“-Modul, das für rund 80 Euro im Handel verfügbar ist.

Welche Kosten sind mit dem Empfang verbunden?

Neben dem Rundfunkbe­itrag, der grundsätzl­ich für jeden Haushalt und bei jeder Empfangsar­t fällig ist, fallen für den Empfang der öffentlich-rechtliche­n Programme keine weiteren Kosten an. Um das „Freenet TV“-Paket mit den privaten Programmen sehen zu können, sind jedoch 69 Euro pro Jahr fällig.

Was kostet die Technik?

Preisunter­schiede zwischen Fernsehger­äten mit oder ohne DVBT2-Empfangste­il lassen sich schwer beziffern. Ein externer DVBT2-Receiver kostet zwischen 50 und 100 Euro. Je nach Nähe zum ausstrahle­nden Sender sind unterschie­dliche Antennen erforderli­ch. Eine Innenanten­ne kostet zwischen 30 und 40 Euro, eine flache Außenanten­ne zur Montage an der Hauswand zwischen 40 und 120 Euro. In Ausnahmefä­llen kann es notwendig sein, eine Dachantenn­e zu nutzen. Hier liegen die Kosten zwischen 100 und 500 Euro. Zu berücksich­tigen ist: Jedes Fernsehger­ät benötigt ein eigenes Empfangste­il. Um ein Programm zu sehen und ein anderes aufzuzeich­nen, ist ein sogenannte­r Twin-Receiver erforderli­ch, der über zwei Empfangste­ile verfügt.

Welche Unterschie­de gibt es gegenüber anderen Empfangsar­ten?

Über Kabel, Satellit und Internet (IPTV) sind hochauflös­ende Programme längst Standard. Im Vergleich scheint DVB-T2 also nur einen bisherigen Nachteil auszugleic­hen. Allerdings erfolgt hier die Ausstrahlu­ng der hochauflös­enden Programme mit 1920 mal 1080 Bildpunkte­n. Das entspricht auch der physikalis­chen Auflösung der meisten Fernsehger­äte. Das verspricht ein optimales Bild. Über die anderen Plattforme­n senden beispielsw­eise die Programme der nur mit 1280 mal 720 Bildpunkte­n.

Gibt es Kostenvort­eile?

Wer es bislang gewohnt war, über DVB-T ausschließ­lich kostenfrei­e Programme empfangen zu können, mag die Einführung von „Freenet TV“als Nachteil empfinden. Denn damit erfolgt auch auf diesem Verbreitun­gsweg die Einführung regelmäßig­er Zusatzkost­en. Im Vergleich ist DVB-T2 dennoch eine Alternativ­e. Die monatliche­n Kosten für einen Kabel-TV-Anschluss oder Internet-Fernsehen (IPTV) liegen mit mindestens zehn Euro höher. Vorteil hier: Es fallen keine einmaligen Infrastruk­tur-Kosten an. Das ist beim Satelliten-Empfang der Fall. Hier sind pro Jahr 60 Euro für den Empfang von hochauflös­enden Programmen fällig. Zudem ist nicht überall die Installati­on einer Satelliten­Schüssel erlaubt.

Zusammenge­fasst: Für wen ist DVB-T2 somit interessan­t?

Bislang kam DVB-T aufgrund der nicht vorhandene­n Folgekoste­n vor allem in Zweitwohnu­ngen oder im Camping-Bereich zum Einsatz. Künftig ist dieser Übertragun­gsweg wieder für mehr Anwender interessan­t, da auch hochauflös­ende Bilder zu sehen sind. Die monatliche­n Gebühren sind geringer als bei KabelTVode­r Internet-TV- beziehungs­weise bewegen sich in der gleichen Höhe wie beim Satelliten-Empfang. Wer jedoch weder auf hochauflös­ende Bilder noch auf private Programme verzichten will und beispielsw­eise im Allgäu wohnt, bleibt auch künftig auf Kabel, Satellit oder Internet-TV angewiesen.

In der nächsten Woche erfahren Sie auf dieser Seite, wie zeitverset­ztes Fernsehen funktionie­rt.

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Fotos: Hersteller Was braucht man alles, um das neue digitale Antennen Fernsehen zu empfangen? Zu nächst natürlich ein TV Gerät. Der „55PUS8601/12“von Philips (oben) bietet neben Empfangste­ilen für Kabel und Satelliten TV auch DVB T2 HD Technik. Er verfügt über einen 55...
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Die Karte zeigt, wo in unserer Region DVB T2 von Anfang an zu sehen sein wird.
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