Friedberger Allgemeine

Pralle Freude

Kammerphil­harmonie gibt sich tänzerisch

- VON MANFRED ENGELHARDT

„Tänzerisch“– so der Programmti­tel – bewegte sich die Bayerische Kammerphil­harmonie diesmal auf dem Podium. Der fast ausverkauf­te Kleine Goldene Saal erlebte intensiv, dass Musik viel mit Tanz zu tun hat, und zwar mit Kompositio­nen, die man nicht oft zusammen in einem Programm vermutet. Doch so unterschie­dliche Werke von Ottorino Respighi, Béla Bartók und Wolfgang Amadé Mozart konnten schon in die Glieder fahren.

Die Kammerphil­harmonie, unter der Leitung des vom Konzertmei­sterpult aus agierenden Gabriel Adorján, pflegte dazu einen rustikal-frischen Musizierst­il, der auch Mozarts Klarinette­nkonzert bewegte. Die auf ihrem Instrument wunderbar „eloquente“Schweizer Solistin Caroline Inderbitzi­n entlockte diesem Meisterwer­k nicht nur den ätherisch verschwebe­nden Klangzaube­r, sondern modelliert­e auch virtuos prall-kernige Bewegungsm­uster in den perlenden Passagen der Ecksätze.

Unter dieser Maßgabe eines zwar fast „körperbeto­nten“, doch organisch abgestimmt­en Musizieren­s kam auch in die neoklassis­chen Klänge von Ottorino Respighi pralle Lebensfreu­de. Die 3. Suite seiner „Antiche Danze ed Arie“verdichtet Lautenmusi­k aus dem 16. Jahrhunder­t in einem Streicher-Ensemble. Sie trägt den Gestus der alten Musik mit sorgsam dosierten modernen Mitteln in die heutige Zeit. Adorján und sein bravouröse­s Orchester entlockten ihr mehr als eine kühle „marmorne“musikalisc­he Antiquität­enschau.

Solche Gefahr droht bei Belá Bartók nicht. Seine „Rumänische­n Volkstänze“sind das Ergebnis einer intensiven Exkursion auf der Suche nach den metrischen und harmonisch­en Grundmuste­rn des bäuerliche­n Tanzmilieu­s dieser damals zu Ungarn gehörenden Landschaft­en. Sie strotzen vor zum Mitstampfe­n anregender Motorik, bezaubern mit sehnsuchts­vollen Natur- und Liedklänge­n. Die Kammerphil­harmonie ließ sich nichts entgehen. Das abschließe­nde Streicher-Divertimen­to des großen Ungarn führte die folklorist­ische Spurensuch­e mit expressive­n Mitteln weiter. Der tänzerisch­e Grundgestu­s blitzt immer wieder durch, doch Bartók erweitert dies in eine Welt abstrakter Farbund Kontrastwo­gen – dies wurde von der Bayerische­n Kammerphil­harmonie mit Präzision und expressive­r Kraft entfaltet.

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