Die Problemzone Hirn
Das Frühjahr ist die Zeit der Rituale. Früher nahte der Frühjahrsputz, ein Tag, dem der aus dem Wohnzimmer vertriebene Ehemann mit Grauen entgegensah. Damals war es noch die Aufgabe des Hausherrn, das Ofenrohr zu reinigen, „ruaßeln“, wie die Augsburger dazu sagen. Aber Holz- und Kohleöfen spielen bei der Heizung nicht mehr die große Rolle, und damit der Frühjahrsputz auch nicht mehr so.
Ein anderes Frühjahrsritual ist die Arbeit an der „Bikinifigur“. Frauen trimmen ihre Problemzonen Bauch und Po, bei den Männern ist eigentlich alles Problemzone. Das Phänomen lässt jährlich die Anmeldungen in den Fitnessstudios hochschnellen. Dazu ist Fasten angesagt, der Körper soll entschlackt werden, auch wenn noch kein Internist je Schlacken in den Därmen seiner Patienten gefunden hat.
Aber ist nicht die größte Problemzone das Gehirn? Müsste nicht auch dieses Organ fit gemacht werden? Manche glauben, dass dazu Fernsehfasten ausreicht, man zieht sich statt fünf Krimis in der Woche nur noch zwei rein. Aber ob das allein schon die Gehirnaktivität ankurbelt? Man könnte auch ein Gedicht auswendig lernen, es muss ja kein ellenlanges von Goethe sein.
Auch der Alltag bietet Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren. Zum Beispiel im Supermarkt die Preise der Waren im Einkaufswagen im Kopf zusammenrechnen. Man kann sich auch einfach auf einen Zettel schreiben: „Morgen wird dieses und jenes erledigt.“Und wenn man sich am nächsten Tag noch dran erinnert, was man erledigen wollte und es auch tatsächlich erledigt, hat man nicht nur das Gehirn trainiert, man hat sich auch noch ein gutes Gefühl geschaffen.
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