Tram, Bus und Bahn werden im Juni teurer
Noch vor der Tarifreform zum Jahreswechsel langen die Verkehrsunternehmen stärker hin. Im Durchschnitt sollen Tickets 3,25 Prozent mehr kosten. Für Regionalbuskunden gibt es eine andere unangenehme Überraschung
Fahrgäste von Bus, Bahn und Straßenbahn in und um Augsburg werden voraussichtlich ab Mitte Juni tiefer in die Tasche greifen müssen. Über alle Ticketarten und Preisstufen gerechnet werden die Fahrpreise um 3,25 Prozent steigen. Ein solcher Schritt hatte sich bereits abgezeichnet, nachdem die Tarifreform, die auch Änderungen an den Tarifzonen und neue Ticketarten beinhaltet, sich zum Jahreswechsel verzögert. Das heißt: Vom großen Befreiungsschlag im Nahverkehr bekommen die Kunden ein halbes Jahr lang gefühlt nur höhere Preise mit.
Zu konkreten Preisen gibt es noch keine Auskunft, weil die Tariferhöhung noch nicht endgültig beschlossen ist. Klar ist aber, dass Einzeltickets auf kurze Strecken stärker von der Preissteigerung betroffen sein werden, Abos und Karten für längere Wege hingegen schwächer.
Eigentlich hätte es vor der großen Tarifreform keine Fahrpreiserhöhungen mehr geben sollen. Doch aus dem angepeilten Start Anfang des Jahres 2017 wurde nichts, auch ein Termin im April 2017 war nicht mehr zu halten. Grund waren Diskussionen von Bürgermeistern und Verkehrsunternehmen hinter den Kulissen, etwa zur Tarifzoneneinteilung.
Doch weil Energie- und Personalkosten währenddessen weiter stiegen, wird nun schon vor der Reform erhöht, damit das Nahverkehrs-Defizit nicht davongaloppiert. Fairerweise muss man sagen, dass die 3,25 Prozent im Verhältnis unter der Steigerung liegen, die es bisher alle ein bis zwei Jahre gab. Denn die letzte Erhöhung war Anfang 2016, und bis Ende 2018 soll es keine weiteren großen Änderungen mehr geben.
Martin Sailer (CSU), Landrat im Landkreis Augsburg und AVVAufsichtsratsvorsitzender, hatte vor kurzem schon durchblicken lassen, dass die Gesellschafter (Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg, Dillingen und Aichach-Friedberg) vorübergehend ein größeres Defizit in Kauf nehmen werden, um Tarifreform Rückenwind zu geben und sie psychologisch nicht mit allzu massiven Preiserhöhungen in Verbindung zu bringen.
Von der Tarifreform erhoffen sich der Verkehrsverbund und die Augsburger Stadtwerke einen Sprung nach vorne – mehr Fahrgäste und vor allem höhere Abozahlen, weil die Zahl der regelmäßigen Nutzer, die auch verlässlich Einnahmen bringen, zurückgeht. Bestimmte Einzeltickets werden im Rahmen der Reform um bis zu acht Prozent teurer, Abos hingegen tendenziell günstiger. Die Fahrpreiserhöhung im Juni soll diese Trends schon berücksichtigen, sodass zum Jahreswechsel nicht mehr groß an den Preisen herumgeschraubt werden muss. Erhöhungen im zweistelligen Prozentbereich soll es nicht geben.
Die Hoffnung ist, in den ersten fünf Jahren nach der Reform die Fahrgastzahlen und Einnahmen um etwa zehn Prozent zu steigern. Eine weitreichende Änderung ist, dass in Augsburg die Zonen 10 und 20 zu einer Zone vereinigt werden. Für kurze Strecken soll es ein Kurzticket geben. Flaggschiff der Tarifreform soll ein neues Jahresabo sein, das im Stadtgebiet Augsburg Mobilität für weniger als einen Euro pro Tag bietet – allerdings erst ab 9 Uhr.
Auf Änderungen ganz anderer Art werden sich Fahrgäste der AVV-Regionalbusse in den komder menden Jahren gefasst machen müssen. Grund ist die Neugestaltung des ehemaligen Inneren Ladehofs am Augsburger Hauptbahnhof. Auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs hinter dem Bahnhofsparkhaus sollen in den kommenden Jahren Büros und ein neues Regionalbusterminal entstehen. Problem: Das Areal wird momentan noch als Warteplatz für Regionalbusse zwischen ihren Fahrten und als Zufahrt zum Bahnhofsvorplatz mit den Busbahnsteigen genutzt. Wegen der anstehenden Abrissarbeiten der alten Bahngebäude muss der Verkehr in den kommenden Jahren anders laufen.
Statt am Hauptbahnhof werden die rund 20 Buslinien künftig rund ums Theater ins Umland starten bzw. dort enden.
Der Startschuss fällt am Dienstag nach Ostern, dem 18. April. Ausweichhaltestellen werden unter anderem in der Prinzregenten- und Fuggerstraße eingerichtet. In der Fuggerstraße werden künftig Busse in der Straßenmitte auf fünf Wartepositionen zwischen ihren Umläufen ins Umland geparkt. Dort ist Platz, weil nach dem Kö-Umbau der Umbau der Fuggerstraße zum Boulevard aus Finanzgründen noch nicht angegangen wurde. Eine Übersicht, welche Buslinien künftig wo enden werden, gibt es in Kürze in unserer Zeitung. »Kommentar Die Idee mit der Zusammenlegung der beiden innerstädtischen Tarifzonen läuft darauf hinaus, den Fahrgästen ein größeres Angebot zu machen (das sie nicht zwangsläufig nutzen), aber dafür mehr Geld zu verlangen. Straßenbahnen und Busse, die man ohnehin fahren lassen muss, sollen besser gefüllt werden, indem man die Fahrgäste mit sanftem Druck zu Uhrzeiten dorthin lenkt, wo noch Luft nach oben ist. Der Weg dorthin soll das günstige Abo sein, das allerdings erst ab 9 Uhr gilt – nach der Fahrgastspitze am Morgen. Das gelegentliche Nutzen von kurzen Strecken wird mit dieser Strategie vom Normalfall zur Ausnahme erklärt, für die seitens des AVV stärker hingelangt wird.
Im Idealfall geht die Rechnung so auf, dass mehr Augsburger vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Für Vielfahrer sind die neuen Tickets lohnender. Im blödesten Fall bleiben Kunden weg, weil sie sich nicht so stark binden wollen, die Träger sitzen auf einem Defizit und alle fahren mehr Auto.