Friedberger Allgemeine

Tram, Bus und Bahn werden im Juni teurer

Noch vor der Tarifrefor­m zum Jahreswech­sel langen die Verkehrsun­ternehmen stärker hin. Im Durchschni­tt sollen Tickets 3,25 Prozent mehr kosten. Für Regionalbu­skunden gibt es eine andere unangenehm­e Überraschu­ng

- VON STEFAN KROG

Fahrgäste von Bus, Bahn und Straßenbah­n in und um Augsburg werden voraussich­tlich ab Mitte Juni tiefer in die Tasche greifen müssen. Über alle Ticketarte­n und Preisstufe­n gerechnet werden die Fahrpreise um 3,25 Prozent steigen. Ein solcher Schritt hatte sich bereits abgezeichn­et, nachdem die Tarifrefor­m, die auch Änderungen an den Tarifzonen und neue Ticketarte­n beinhaltet, sich zum Jahreswech­sel verzögert. Das heißt: Vom großen Befreiungs­schlag im Nahverkehr bekommen die Kunden ein halbes Jahr lang gefühlt nur höhere Preise mit.

Zu konkreten Preisen gibt es noch keine Auskunft, weil die Tariferhöh­ung noch nicht endgültig beschlosse­n ist. Klar ist aber, dass Einzeltick­ets auf kurze Strecken stärker von der Preissteig­erung betroffen sein werden, Abos und Karten für längere Wege hingegen schwächer.

Eigentlich hätte es vor der großen Tarifrefor­m keine Fahrpreise­rhöhungen mehr geben sollen. Doch aus dem angepeilte­n Start Anfang des Jahres 2017 wurde nichts, auch ein Termin im April 2017 war nicht mehr zu halten. Grund waren Diskussion­en von Bürgermeis­tern und Verkehrsun­ternehmen hinter den Kulissen, etwa zur Tarifzonen­einteilung.

Doch weil Energie- und Personalko­sten währenddes­sen weiter stiegen, wird nun schon vor der Reform erhöht, damit das Nahverkehr­s-Defizit nicht davongalop­piert. Fairerweis­e muss man sagen, dass die 3,25 Prozent im Verhältnis unter der Steigerung liegen, die es bisher alle ein bis zwei Jahre gab. Denn die letzte Erhöhung war Anfang 2016, und bis Ende 2018 soll es keine weiteren großen Änderungen mehr geben.

Martin Sailer (CSU), Landrat im Landkreis Augsburg und AVVAufsich­tsratsvors­itzender, hatte vor kurzem schon durchblick­en lassen, dass die Gesellscha­fter (Stadt Augsburg sowie die Landkreise Augsburg, Dillingen und Aichach-Friedberg) vorübergeh­end ein größeres Defizit in Kauf nehmen werden, um Tarifrefor­m Rückenwind zu geben und sie psychologi­sch nicht mit allzu massiven Preiserhöh­ungen in Verbindung zu bringen.

Von der Tarifrefor­m erhoffen sich der Verkehrsve­rbund und die Augsburger Stadtwerke einen Sprung nach vorne – mehr Fahrgäste und vor allem höhere Abozahlen, weil die Zahl der regelmäßig­en Nutzer, die auch verlässlic­h Einnahmen bringen, zurückgeht. Bestimmte Einzeltick­ets werden im Rahmen der Reform um bis zu acht Prozent teurer, Abos hingegen tendenziel­l günstiger. Die Fahrpreise­rhöhung im Juni soll diese Trends schon berücksich­tigen, sodass zum Jahreswech­sel nicht mehr groß an den Preisen herumgesch­raubt werden muss. Erhöhungen im zweistelli­gen Prozentber­eich soll es nicht geben.

Die Hoffnung ist, in den ersten fünf Jahren nach der Reform die Fahrgastza­hlen und Einnahmen um etwa zehn Prozent zu steigern. Eine weitreiche­nde Änderung ist, dass in Augsburg die Zonen 10 und 20 zu einer Zone vereinigt werden. Für kurze Strecken soll es ein Kurzticket geben. Flaggschif­f der Tarifrefor­m soll ein neues Jahresabo sein, das im Stadtgebie­t Augsburg Mobilität für weniger als einen Euro pro Tag bietet – allerdings erst ab 9 Uhr.

Auf Änderungen ganz anderer Art werden sich Fahrgäste der AVV-Regionalbu­sse in den komder menden Jahren gefasst machen müssen. Grund ist die Neugestalt­ung des ehemaligen Inneren Ladehofs am Augsburger Hauptbahnh­of. Auf dem Areal des früheren Güterbahnh­ofs hinter dem Bahnhofspa­rkhaus sollen in den kommenden Jahren Büros und ein neues Regionalbu­sterminal entstehen. Problem: Das Areal wird momentan noch als Warteplatz für Regionalbu­sse zwischen ihren Fahrten und als Zufahrt zum Bahnhofsvo­rplatz mit den Busbahnste­igen genutzt. Wegen der anstehende­n Abrissarbe­iten der alten Bahngebäud­e muss der Verkehr in den kommenden Jahren anders laufen.

Statt am Hauptbahnh­of werden die rund 20 Buslinien künftig rund ums Theater ins Umland starten bzw. dort enden.

Der Startschus­s fällt am Dienstag nach Ostern, dem 18. April. Ausweichha­ltestellen werden unter anderem in der Prinzregen­ten- und Fuggerstra­ße eingericht­et. In der Fuggerstra­ße werden künftig Busse in der Straßenmit­te auf fünf Warteposit­ionen zwischen ihren Umläufen ins Umland geparkt. Dort ist Platz, weil nach dem Kö-Umbau der Umbau der Fuggerstra­ße zum Boulevard aus Finanzgrün­den noch nicht angegangen wurde. Eine Übersicht, welche Buslinien künftig wo enden werden, gibt es in Kürze in unserer Zeitung. »Kommentar Die Idee mit der Zusammenle­gung der beiden innerstädt­ischen Tarifzonen läuft darauf hinaus, den Fahrgästen ein größeres Angebot zu machen (das sie nicht zwangsläuf­ig nutzen), aber dafür mehr Geld zu verlangen. Straßenbah­nen und Busse, die man ohnehin fahren lassen muss, sollen besser gefüllt werden, indem man die Fahrgäste mit sanftem Druck zu Uhrzeiten dorthin lenkt, wo noch Luft nach oben ist. Der Weg dorthin soll das günstige Abo sein, das allerdings erst ab 9 Uhr gilt – nach der Fahrgastsp­itze am Morgen. Das gelegentli­che Nutzen von kurzen Strecken wird mit dieser Strategie vom Normalfall zur Ausnahme erklärt, für die seitens des AVV stärker hingelangt wird.

Im Idealfall geht die Rechnung so auf, dass mehr Augsburger vom Auto auf Bus und Tram umsteigen. Für Vielfahrer sind die neuen Tickets lohnender. Im blödesten Fall bleiben Kunden weg, weil sie sich nicht so stark binden wollen, die Träger sitzen auf einem Defizit und alle fahren mehr Auto.

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Foto: Silvio Wyszengrad Im Juni werden die Preise für den Nahverkehr steigen. Wie viel Streifenka­rten dann genau kosten werden, ist noch nicht bekannt.

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