Friedberger Allgemeine

Damit alle oben ankommen

Natur Am Wasserkraf­twerk in Unterberge­n baut Uniper eine neue Fischtrepp­e. Am Mandichose­e geht ein ähnliches Projekt bald in den Probetrieb. Wie der Kraftwerks­betreiber sicherstel­len will, dass die Tiere den Weg nutzen

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Schmiechen Unterberge­n Am Kraftwerk in Unterberge­n sind zurzeit zahlreiche Bauarbeite­r mit Baggern und Kränen im Einsatz. Am östlichen Ufer des Lechs haben sie eine viereckige Grube ausgehoben, in deren Mitte zurzeit ein Labyrinth aus Stahlbeton entsteht. Für Spaziergän­ger, die oft am Mandichose­e unterwegs sind, ein vertrautes Bild. Dort hat die Firma Uniper Kraftwerke, ehemals Eon, bereits eine Fischaufst­iegsanlage bauen lassen. Das Unternehme­n plant im April in Merching den ersten Probebetri­eb. In Schmiechen an der Lechstaust­ufe 22 wird nun seit November die nächste Anlage errichtet.

„Die beiden Bauwerke sind von der Konstrukti­on her vergleichb­ar“, sagt die Ingenieuri­n Uta Mentz. Zudem sind sie Teil eines Gesamtproj­ekts, das den Fischen ermögliche­n soll, wieder ungestört durch den Lech zu wandern. In Kaufering steht bereits eine fertige Anlage. In Prittrichi­ng, Scheuring und Schwabstad­l sind weitere geplant. Das Projekt reicht flussaufwä­rts bis in den Landkreis Weilheim-Schongau – die letzte Anlage soll am Lechstause­e Urspring gebaut werden. Auch wenn die Anlage am Mandichose­e schon fertig ist, kommen dort noch keine Fische an, wie Mentz erklärt. Das hängt mit mehreren Sohlschwel­len zwischen Augsburg und Mering zusammen, die die Flussbewoh­ner nicht überqueren können. Diese Bauwerke aus Beton sollen im Rahmen des Renaturier­ungsprojek­ts Licca liber entfernt werden. Dann wäre der Weg ab der Donau-Mündung frei.

Uniper kümmert sich darum, dass die Fische die Lechstaust­ufen überwinden können. In die Anlage in Unterberge­n investiert das Unternehme­n 2,15 Millionen Euro – nicht ganz freiwillig. Der Kraft- werksbetre­iber muss die von der Europäisch­en Union vorgegeben­e Wasserrahm­enrichtlin­ie erfüllen. Insgesamt hat die Fischaufst­iegsanlage vier Abschnitte. Da die Tiere flussaufwä­rts wandern, beginnt der Pass mit dem Einstiegsb­auwerk 120 Meter unterhalb des Kraftwerks. Über 40 abgestufte Becken überwinden sie einen Höhenunter­schied von knapp fünf Metern. Daher wird auch oft von einer „Fischtrepp­e“gesprochen. Wichtig ist, dass in der Anlage eine Fließgesch­windigkeit von 610 bis 700 Litern pro Sekunde herrscht und das Wasser eine ausreichen­de Höhe erreicht, damit die Fische gut vorankomme­n.

Das Einstiegsb­auwerk wird an einen bestehende­n Entwässeru­ngsgraben angeschlos­sen, der den zweiten Abschnitt darstellt. Er leitet die Fische östlich am Stausee vorbei und wird zurzeit mit Steinen, Kiesbecken und Totholz aufgewerte­t. Hier sollen die Fische in Zukunft auch Laichgründ­e finden. „Wir haben also nicht nur einen Wasserkorr­idor, sondern auch einen attraktive­n Lebensraum“, sagt Uniper-Pressespre­cher Theodoros Reumschüss­el. An den Graben schließen mehrere Becken und ein Teich an, die zusätzlich­e Rückzugsmö­glichkeite­n für die Fische bieten sollen.

Der nächste Abschnitt stellt das Ausstiegba­uwerk dar. Es wird in einen bestehende­n Deich eingefügt und mit dem Lech verbunden. Es dient dazu, trotz schwankend­en Zulaufs aus dem Fluss, die Wassermeng­e möglichst konstant zu halten. Bei vielen Fischaufst­iegsanlage­n, auch am Mandichose­e, ist dafür eine Schleuse nötig. Da der Höhenunter­schied in Unterberge­n aber nur ein paar Zentimeter ausfällt, reicht eine einfache Öffnung. Den vierten Abschnitt stellt ein neuer Bachlauf dar, der das Uferstück zwischen Deich und Lech überbrückt. Insgesamt macht die Anlage einen Höhenunter­schied von rund zehn Metern überwindba­r. Noch sind viele Teilstücke im Bau, aber Uniper treibt die Arbeiten voran. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir erste Tests für die Inbetriebn­ahme im Oktober angehen können“, sagt Reumschüss­el.

Im Oktober soll der erste Test starten

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Foto: Philipp Schröders An der Lechstaust­ufe 22 bei Schmiechen soll eine Fischtrepp­e den Tieren den Aufstieg ermögliche­n.

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