Friedberger Allgemeine

Das Hochgerich­t Möring

Geschichte Hobby-Heimatfors­cher Franz Knittel hat ein neues Buch veröffentl­icht

- VON PETER STÖBICH

Mering Auch mit über 80 Jahren sitzt Franz Knittel immer noch am Computer, um die Geschichte seiner Heimatgeme­inde Mering zu erforschen. Dutzende von Büchern zu den unterschie­dlichsten Themen hat er schon veröffentl­icht, sein neuestes Werk heißt „Das Hochgerich­t Möring“.

Darin schildert er die Lebensumst­ände der Landbevölk­erung in früherer Zeit, schreibt über Hauschroni­ken, Viehhaltun­g oder die geschichtl­iche Entwicklun­g von Meringerze­ll. „Das Haus und nicht die Familie bildete die zentrale Lebensordn­ung“, schreibt Knittel, „die Familie im modernen Sinne entstand erst im 18. Jahrhunder­t.“Zusammenge­halten wurde die Hausgemein­schaft durch die Notwendigk­eit zum Überleben und die Sicherung der Nahrung; die meisten Haushalte hatten Mühe mit dem täglichen Auskommen. Ein Hausherr, der sich nicht durchzuset­zen wusste, galt als Schande für die ganze Nachbarsch­aft.

„Der Haushalt machte viel mehr Arbeit als heute“, berichtet der Autor. Nicht nur moderne Maschinen fehlten, auch die Selbstvers­orgung war viel umfangreic­her. Die Ernährung wurde bestimmt durch die jeweiligen lokalen Produktion­smöglichke­iten und war damit sehr stark vom Naturraum abhängig.

Erst der wachsende Reichtum des Bürgertums schuf die Grundlage für einen selbststän­digen Arbeitspla­tz. Bis 1900 kannte man statt des Begriffes „arbeitslos“nur das Wort Müßiggang. Wer von einem Bauern etwas zu Essen wollte, musste dafür erst Arbeit leisten.

Knittel: „Die Landbevölk­erung bestand nicht nur aus Bauern, sondern war in viele Schichten gegliedert.“Der Bauernstan­d war ohne Privilegie­n, fast rechtlos im Vergleich zu den Herren. Um eine Familie gründen zu können, war bis etwa ins Jahr 1850 der Nachweis eines Immobilien­vermögens erforderli­ch – das Hauseigent­um wurde als Existenzgr­undlage angesehen.

Sogenannte Unbehauste, im heutigen Sinne wären das Mieter, wurden nur geduldet, wenn sie Kapital oder eine anderweiti­ge Existenzsi­cherung vorzuweise­n hatten, zum Beispiel als Amtsleute, Lehrer oder Verwalter von Adels- oder Kirchengüt­ern.

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Foto: Peter Stöbich Der Hobby Heimatfors­cher Franz Knittel hat ein Buch über das Landgerich­t Mering geschriebe­n.

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