Der neue Platz vor St. Ulrich
Der renommierte Architekt Volker Staab plant das neue Gemeindezentrum der evangelischen Ulrichskirche. Dem Bau soll man ansehen, dass er aus der Gegenwart stammt
Herr Staab, Sie planen den Neubau am Ulrichsplatz/Ecke Milchberg und schließen dort eine Baulücke der Nachkriegszeit. Nachdem wir Ihre Pläne jüngst in der Zeitung präsentiert haben, gab es Leserzuschriften, die den Bau als zu modern und wuchtig empfinden. Welche Idee verfolgen Sie mit dem Bauwerk? Volker Staab: Wie immer in der Architektur müssen wir dort auf verschiedene Dinge gleichzeitig achten. Das eine ist die städtebauliche Thematik: Wie verhält man sich am Ulrichsplatz in der auch topografisch schwierigen Lage am Übergang zum Afragäßchen, das durch eine sehr niedrige Bebauung bestimmt wird? Wir haben hierfür die Idee von drei programmatischen Häusern entwickelt, die das Raumprogramm ausmachen: ein größerer Verwaltungsbau, ein Wohngebäude für den Bischof, das im Erdgeschoss Platz für einen Gemeindesaal bietet, und ein Haus mit zwei Pastorenwohnungen. Die Aufteilung des großen Raumprogramms in drei Bauteile und die Proportionierung der drei Baukörper entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen schien uns in diesem städtebaulichen Maßstab angemessen. Die drei Häuser bilden zusammen einen Innenhof, der zum neuen Gemeindemittelpunkt werden soll. Darüber hinaus fand ich immer, dass am Ulrichsplatz die Fassung des Platzes fehlt. Der ganze Platz fällt am Milchberg weg. Was hieß das für Ihre Planung? Staab: Das Ensemble reagiert auf die Maximilianstraße und den Ulrichsplatz, indem wir in der Dimension der Gebäude an der Maximilianstraße die Häuserzeile um ein weiteres Haus verlängern. Um die Ecke herum schließt sich dann das Wohnhaus mit dem erdgeschossigen Veranstaltungsraum an. Die Häuser staffeln sich zum Afragäßchen nach unten hin ab. Dort operieren wir mit der niedrigsten Bauhöhe.
Staab: Wir sind der Meinung, dass wir heute bauen. Unser Bau enthält allerdings viele Elemente, die die Verbindung zu den historischen Häusern suchen, zum Beispiel die Dachform und die Art der Fenster. An der Gestaltung der Fenster kann man aber auch erkennen, dass das Ensemble nicht aus dem 18. Jahrhundert, sondern aus der Gegenwart stammt. Ziel ist es, dass die Neubauten auf eine selbstverständliche Weise Teil des Straßenprospekts werden, ohne ihre Entstehungszeit zu verheimlichen. Staab: Ich war Teilnehmer eines Workshops zur Maximilianstraße. Genau bei diesem Workshop – da wusste ich noch nichts von dem Projekt, an dem wir nun arbeiten – standen wir an der Ecke von Ulrichsplatz und Milchberg und sagten, dass die Fassung des Platzes an dieser Stelle verlängert werden müsse. Staab: Dieser Schlussstein hat die letzten 70 Jahre wirklich gefehlt.
Staab: Es gab jetzt eine relativ lange Pause, auch durch die Archäologen, die dort zugange waren. Deshalb traue ich mir keine konkrete Einschätzung zu. Ich denke, Ende 2018 dürfte es fertig werden. Staab: Ich habe gesehen, dass der Straßenbelag zum Teil erneuert worden ist. Aber den aktuellen Zustand kenne ich nicht. Ich war wegen der Bauunterbrechung vor einem Jahr das letzte Mal da. Staab: Ich habe schon gedacht, dass es der Straße guttäte, wenn etwas an ihr getan wird. Damals gab es ja weitergehende Vorschläge von den Workshop-Teilnehmern, etwa die Straßenbahn und den Autoverkehr zu hinterfragen. Ich weiß nicht, was zum Beispiel mit den Parkplätzen passiert ist. Staab: Mit all den Interessen, die an so einer Straße angesiedelt sind, ist das natürlich auch ein schwieriger Prozess. Natürlich könnte man sich die Straße, gerade wenn man sich den Straßenraum ansieht, attraktiver vorstellen.