Ach du lieber Biber!
Ein Politiker aus Baden-Württemberg verteilt ein Kochbuch. Mit Rezepten, wie man das Tier zubereitet. Seitdem schläft er unruhig
Sigmaringen Dass die Veröffentlichung eines Kochbuchs mit BiberRezepten bundesweit derartige Wellen schlagen würde – damit hat Klaus Burger dann doch nicht gerechnet. Burger ist CDU-Landtagsabgeordneter für den Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg. Das Thema Biberschutz und den Umgang mit dem Nager zählt er zu seinen Fachgebieten. Burger aber gilt nun als Biber-Hasser. Viele, die von ihm hören, reagieren mit Kopfschütteln.
Alles begann in der Faschingszeit. Und damit, dass der 58-Jährige ein Kochbuch verteilte, das sich mit der Zubereitung von Biberfleisch beschäftigt. „Ich habe das im Landtag bei einigen Kollegen der CDU verteilt und beim Fastnachtsball in meiner Heimatstadt Hohentengen“, erzählt Burger. In satirischer Absicht, wie er betont.
Beim Landesparteitag der CDU in Sindelfingen am vergangenen Wochenende sei Burger schließlich von einem Reporter der darauf angesprochen worden. Den habe er zu sich nach Hause eingeladen, mit ihm gesprochen, sich fotografieren lassen. Das Motiv: Burger, der ein Küchenmesser über einen ausgestopften Biber hält.
Der Artikel erscheint am Dienstag. Selbst in Jan Böhmermanns
„Neo Magazin Royale“wird Burgers BiberKochbuch erwähnt. Das wiederum löst bei Burger Kopfschütteln aus. Gerade jemand wie Böhmermann sollte wissen, wie Satire eigentlich benutzt werde, sagt er. Und dass sie auf ein Problem hinweise.
Auf einem Fastnachtsball habe er sogar eine entsprechende Rede gehalten. „Die Sorge der Landwirte in Bezug auf den Biber ist groß.“Überschwemmte Äcker, untergrabene Straßen und Wege, unterhöhlte Hochwasserdämme – das seien die Folgen für Bauern, Bürger und Kommunen durch die rasante Zunahme der Biber in den vergangenen Jahren.
Burger, ein Biber-Hasser? Keineswegs, meint er. Er bewundere die Art und Weise, wie das Tier seine Dämme und Burgen errichte. „Wie ein begabter Handwerker.“Der Schutz des Bibers sei wichtig, dennoch müsse man ihn auch hinterfragen.
Dass bislang niemand von ihm persönlich erfahren möchte, was es mit dem Biber-Kochbuch auf sich habe, ärgert ihn. Hundert Exemplare hat er drucken lassen. Vier doppelt bedruckte Seiten listen Rezepte von Mönchen aus dem 18. Jahrhundert auf, die er im Internet gefunden hat, darunter gedämpfter Biberschwanz oder Biberschlegel mit Speck und Trüffeln. Inzwischen bereut er es. Genauso, dass er sich auf die eingelassen habe. Er schlafe seitdem auch unruhig. Er wünsche sich, dass über das Thema endlich wieder sachlich gesprochen werde, sagt Klaus Burger noch.