Friedberger Allgemeine

Warum Verbote alleine nichts bewirken

- VON NICOLE PRESTLE Ärger am Rathauspla­tz nip@augsburger allgemeine.de

Der Rathauspla­tz ist zweifellos Augsburgs schönster und wichtigste­r öffentlich­er Platz. Das zeigt sich einerseits an den Grundstück­spreisen, die hier so hoch sind wie nirgendwo anders in der Stadt. Es zeigt sich aber auch daran, wie gerne Augsburger und Touristen diesen Ort in Beschlag nehmen. Deshalb ist nachvollzi­ehbar, dass die Stadt nun gerade hier strenger gegen Alkoholexz­esse und Pöbler vorgehen möchte, obwohl es beispielsw­eise am Königsplat­z weit drängender­e Probleme gibt.

Natürlich kann die Stadt Verbote für den Rathauspla­tz ausspreche­n. Die Frage ist nur, was sie bewirken und welchen Eindruck sie vermitteln. Erinnern wir uns zum Beispiel ans „Dönerverbo­t“: Die Vorgabe, dass nach ein Uhr nachts kein Döner mehr auf die Straße verkauft werden durfte, brachte Augsburg 2012 bundesweit in die Schlagzeil­en. Verbessert hat sie nichts.

Auch damals sah sich die Stadt durch ein gesellscha­ftliches Phänomen zum Handeln gezwungen: Junge Menschen feiern gerne lange im Freien und auf öffentlich­en Plätzen. Wenn dabei zu viel Alkohol fließt, wenn es deshalb lauter ist, wird das zum Problem: Anwohner und Passanten fühlen sich gestört oder sogar belästigt.

Die Stadt steht dieser Entwicklun­g nahezu hilflos gegenüber: Verbote, zusätzlich­e Mülleimer und Charme-Offensiven können die Situation zwar verbessern, das Problem lösen sie aber nicht. Man wird deshalb nicht umhinkomme­n, das Thema grundsätzl­icher anzugehen: Man muss sich mit den Menschen, die den Rathauspla­tz allabendli­ch ohne Rücksicht auf andere vereinnahm­en, auseinande­rsetzen und herausfind­en, wo ihre Probleme liegen. Denn wenn man sie lediglich vertreibt, wird das Problem nur verlagert.

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