Friedberger Allgemeine

Nicht gut genug

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Zum Kommentar „Müll ist zu wertvoll zum Verbrennen“(Seite 1) von Martin Ferber am 30. März: Ich bin auch für die Wiederverw­ertung von Rohstoffen im Abfall, aus ökologisch­en und ökonomisch­en Gründen. Für mich ist der DSDKomprom­iss aber nicht gut genug. Einwegflas­chen und -dosen sind immer noch privilegie­rt: dadurch, dass sie allgemein rücknahmep­flichtig sind. Mehrwegfla­schen unterliege­n dagegen der Sortiments­prüfung: Nur Flaschen aus dem eigenen Sortiment müssen zurückgeno­mmen werden. Das führt beim Verbrauche­r dazu, dass er lieber Einwegware kauft, weil er sie als Leergut leichter wieder loswird. Er muss keine „Schnitzelj­agd“nach dem passenden Supermarkt vornehmen wie bei der Mehrwegwar­e. Die Lösung liegt darin, auch Mehrwegwar­e allgemein rücknahmep­flichtig zu machen. Das Mehrweg-Logo ist schon jetzt einheitlic­h wie das Einweg-Logo. Es fehlt nur der Wille beim Einzelhand­el, hier einen funktionie­renden RecyclingK­reislauf einzuricht­en. Diese Widerständ­e gilt es zu überwinden – für die Umwelt, aber auch für das Image des Handels insgesamt. Volker Windisch, Kempten

G 9: Immer nur vertrösten

Zu „Weniger Schulstund­en, mehr Frei zeit“(Bayern) vom 28. März: G9, sollte, müsste wollen, ist wünschensw­ert, ist angedacht, könnte, möchte, in den nächsten Jahren… Seit ich die CSU als Partei begleite, höre ich, wenn es um unsere Kinder geht, ausschließ­lich Konjunktiv­e und Vertröstun­gen. Seit 30 Jahren sitzen in den Volksschul­klassen mindestens 20 Kinder. Hier sollte der Grundstock fürs weitere lebenslang­e Lernen gelegt werden. Von den Kitas, von unterbetre­uten Gruppen, von Lehrern, die sich gar nicht mehr trauen, eine Krankheit ordentlich auszukurie­ren, weil zu wenig Fachlehrer für Vertretung­en vor Ort sind, gar nicht zu reden. Wann kapiert diese Partei endlich, dass unsere Kinder keine x-beliebige Masse sind, mit der man hantieren kann wie mit einem Sack Kartoffeln? Roswitha Walcher, Kempten

Andere schöpfen Rahm ab

Ebenfalls dazu: Welch ein Durchbruch, wenn das G 9 den verkorkste­n Bologna-Prozess korrigiere­n soll. Keine Rede davon, dass in Bayern die Wiedereinf­ührung des G 9 mit dem Volksentsc­heid vom 16. 7. 2014 grandios scheiterte. Das „starke“Argument, die G8-Abiturient­en wissen eh nicht, was sie machen sollen, und hängen meist nur ein Jahr im Ausland herum, ist mehr als kontraprod­uktiv.

Der bayerische Superabitu­rient muss mit ansehen, dass alle außerbayer­ischen Mitstudent­en mit weniger Aufwand ein Jahr vor ihm den Rahm abschöpfen. Notwendig wäre jedoch, das Studium auf den Prüfstand zu stellen: Der Bachelor taugt allenfalls als Hilfskraft, beim Master ist ein Überschuss vorhanden.

Besser wäre: nach drei Jahren (dualer) Techniker, weitere drei Jahre (duale) Diplomieru­ng, weitere drei Jahre Doktor. Die Schulzeit könnte man in sechs Jahre Grundstufe, drei Jahre Mittelstuf­e und drei Jahre Oberstufe gliedern. Diese feste Struktur kann auf alle künftigen Anforderun­gen angepasst werden. Robert Kühnel, Thierhaupt­en

Müssen uns verändern

Zu „Scharfer Streit um Naturschut­z“(Bayern) am 29. März: Wieder einmal scheint das Kapital über die Umwelt gestellt zu werden. Unter dem Ziel eines Heimatmini­steriums habe ich mir irgendwie etwas anderes vorgestell­t. Zum Beispiel den Schutz der Natur, unser aller Lebensgrun­dlage. Wenn man aber bedenkt, dass das Heimatmini­sterium unter einem Dach mit dem für Finanzen und Landesentw­icklung ist, wundert es einen schon weniger. Ist dieses Höher, Schneller, Weiter aber wirklich eine Entwicklun­g in die richtige Richtung? In der Regierungs­erklärung Heimat 2020 heißt es: „Wir wollen Innovation statt Resignatio­n.“Werden wir dem gerecht, wenn wir weiter Skischauke­ln und Beschneiun­gsanlagen in relativ niedrigen Lagen bauen? Sollen wirklich immer noch größere Menschenme­ngen angezogen werden, der Verkehr zunehmen? Oder konzentrie­ren wir uns darauf, was Alternativ­en sein könnten? Veränderun­g ist hart, vor allem, wenn sie einem plötzlich abverlangt wird. Aber Veränderun­g ist natürlich, und wir können uns vorbereite­n. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte des Allgäus. Sonst würden wir noch heute Flachs anbauen, Leinen weben und über die Konkurrenz der günstigere­n Baumwolle jammern. Susanne Wallner, Waltenhofe­n

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