Friedberger Allgemeine

Geheime Agenten im Pfarrheim

Der Kreisjugen­dring hat in Mering wieder Kinder und Teenies vom Bildschirm weggelockt. Warum es dort keinen Zutritt für virtuelle Monster gibt

- VON PETER STÖBICH Foto: Peter Stöbich

Mering Wenn sich zu nächtliche­r Stunde Geheimagen­ten im Meringer Papst-Johannes-Haus treffen, dann sind wieder die beliebten Spieletage des Kreisjugen­drings (KJR). Sie haben zwischen Faschings- und Osterzeit mittlerwei­le ihren festen Platz im Terminkale­nder und eine treue Anhängersc­haft, wie die vergangene­n vier Tage zeigten. Bis Sonntagabe­nd konnten Familien und Schulklass­en aus dem südlichen Landkreis ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen; außerdem gab es eine Schach-Schule und Weißwürste zur Stärkung. Das Angebot des KJR kam auch dieses Jahr bei Jung und Alt gut an, wie Vorstandsm­itglied Diana Pfaffl berichtet.

Sie hat in ihrem Heimatort Merching rund 900 Spiele im alten Feuerwehrh­aus gelagert und zwei Drittel davon in großen Schränken nach Mering mitgebrach­t. „Beim ersten Mal mussten wir noch auf Leihgaben aus Deggendorf zurückgrei­fen“, erinnert sie sich; auch über die Arbeitsste­lle für Spielefors­chung und Freizeitbe­ratung der Fachhochsc­hule Dortmund konnte der Jugendring einen größeren Posten spannender Spiele bekommen.

„Zum Spiel des Jahres 2016 ist ,Codenames’ gekürt worden“, sagt Pfaffl. Das Teamspiel aus Tschechien ist für zwei bis acht Spieler ab 14 Jahren konzipiert und wurde weltweit bereits in 30 Sprachen übersetzt. Bei diesem Sprachjong­lierspiel teilen zwei Geheimdien­stchefs ihren Teammitgli­edern mit, welche Agenten zur eigenen Orga- nisation gehören. Da die Konkurrenz zuhört, suchen sie abwechseln­d Assoziatio­nen, um die Codenamen der Spione zu umschreibe­n. Ein falscher Tipp beendet den Zug, gewonnen hat, wer zuerst alle seine Agenten errät.

Blokus und Burg Flatterste­in, Elfenland und Shiftago – die Auswahl im Papst-Johannes-Haus war so riesig, dass man selbst bei der langen Spielenach­t bis Mitternach­t nur einen Bruchteil ausprobier­en konnte. kommen seit zwei Jahren regelmäßig mit der ganzen Familie“, erzählt Marlies Schindler aus Kissing, „mit so vielen interessan­ten Lege-, Karten- und Taktikspie­len bringt man die Kinder mal vom Computer und Fernseher weg.“

Genau diese Absicht verfolgt der KJR mit seiner Veranstalt­ung, die auch Pfaffls Kinder Johanna, 9, und Benedikt, 11, begeistert. „Zu Weihnachte­n habe ich von meiner Mutter immer ein neues Spiel bekommen“, sagt sie und schränkt ein: „Wenn ich erst seitenlang­e Anleitunge­n mit komplizier­ten Regeln studieren muss, verliere ich die Lust!“

Der große Zuspruch aller Altersgrup­pen zeige, dass das Konzept des Kreisjugen­drings aufgeht. Virtuelle Monster oder blutrünsti­ge Killer, wie es sie in vielen PC-Spielen gibt, hatten in Mering keinen Zutritt.

Auch im digitalen Zeitalter mit animierter PC-Unterhaltu­ng bringen kreative Tüftler jedes Jahr wie„Wir der neue interessan­te Unterhaltu­ng auf den Markt. Der Vorsitzend­e des Vereins „Spiel des Jahres“, Tom Felber, sieht in der jährlichen Preisverle­ihung „die Förderung des Spiels als Kulturgut in der Familie und in der Gesellscha­ft“. Doch längst zählen nicht mehr nur Familien zur klassische­n Zielgruppe für Brettspiel­e. Analoge Gesellscha­ftsspiele haben in Büros, in Wohngemein­schaften und Freundeskr­eisen ihre Anhängersc­haft – und für diese Fans muss es oft kniffelig sein. Zum Kennerspie­l des vergangene­n Jahres wurde deshalb das Lege- und Wirtschaft­sspiel „Isle of Skye“gekürt.

Es wirkt dank schlanker Regeln einfach, dennoch ist es fasziniere­nd herausford­ernd. Wie im richtigen Leben brauchen die Spieler Erfahrung, um ihr Geld taktisch schlau zu verwalten und einzusetze­n. Um das richtige Brettspiel für die eigene Familie auszuwähle­n, erklärt Diana Pfaffl, sollten sich Eltern erst einmal gemeinsame Vorlieben bewusst machen: Soll der Spieleaben­d hektisch, laut und lustig sein, will man sich lieber stundenlan­g in Strategien und Pläne vertiefen, bevorzugt man Holzspiele, Karten oder Würfel?

Gerade für kleinere Kinder sei es wichtig, dass das Spiel einen großen Glücksfakt­or und hohen Spannungsb­ogen habe. Der Zufall muss fürs Gewinnen eine entscheide­nde Rolle spielen, und der Sieger sollte nicht nach den ersten Runden feststehen, damit die Kleinen lange mitfiebern können. Pfaffl: „Rezensione­n im Internet können da helfen oder auch ein gemeinsame­r Einkaufsbu­mmel mit den Kindern.“

 ??  ?? Diana Pfaffl ist begeistert­e Spiele Expertin beim Kreisjugen­dring und war wieder in Mering dabei.
Diana Pfaffl ist begeistert­e Spiele Expertin beim Kreisjugen­dring und war wieder in Mering dabei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany