Der Treff holt Jugendliche von der Straße weg
Im Gemeinderat wird im Rahmen der Haushaltsdebatte angezweifelt, dass die Meringer Einrichtung noch sinnvoll ist. Jetzt melden sich die Besucher selbst zu Wort
Mering Laute Musik dröhnt aus den Boxen, Deniz hat es sich auf einem Sofa gemütlich gemacht. Til, Noah, Egzon und Karim spielen gemeinsam Billard. Sie warten darauf, dass sie endlich in den Multimediaraum dürfen, denn dort steht die neue Spielkonsole. Doch noch rücken Felix Hammon und Kirstin Otto nicht den Schlüssel raus. Es herrscht ein Kommen und Gehen im Meringer Jugendzentrum an der Schlossmühlstraße. Die einen Jugendlichen wollen jetzt doch lieber rausgehen und vielleicht mal rüber zur Paar schauen, die anderen warten noch auf ihre Freunde, die eigentlich heute in den Jugendtreff kommen sollten.
„Ich bin fast jeden Tag hier“, sagt der zwölfjährige Til. Er kommt seit gut einem Jahr in die Meringer Einrichtung. „Nur draußen zu sein, ist mir einfach zu langweilig“, sagt er. Er verbringt vor allem seine Freizeit hier, Hausaufgaben und für die Schule lernen, das macht er selbstständig zu Hause. Alica aus Merching kommt nicht nur, um Freunde zu treffen. Felix Hamon, Realschullehrer und pädagogische Fachkraft im Juze, hilft ihr, wenn sie Fragen für ihre Bewerbungen hat, die die 15-Jährige gerade schreibt.
„Nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche haben das Bedürfnis, sich mit ihrer Altersgruppe zu treffen“, schildert die Diplom- Sozialpädagogin Kirstin Otto die Situation. Die Räumlichkeiten seien eine sinnvolle Alternative zum Treffpunkt „Straße“. „Der Jugendtreff ist ein Rückzugsort in einem geschützten Rahmen, um soziale, motorische, emotionale oder kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln und abseits der Blicke der Erwachsenen zu erproben“, heißt es im Konzept.
Felix Hammon und Kirstin Otto sind hauptamtliche pädagogische Fachkräfte, kompetente Gesprächspartner und oft erste Anlaufstelle, wenn es Probleme gibt. „Das sind zum einen Schwierigkeiten in der Schule oder mit Freunden, manchmal auch mit den Eltern“, erzählt Kirstin Otto.
Der Jugendtreff ist ein offenes Angebot. Das bedeutet, niemand ist verpflichtet, hierherzukommen. Doch wer da ist, der muss sich natürlich auch an die geltenden Regeln halten. Dafür gibt es eine Hausordnung. „Wir fördern die freiwillige Beteiligung an verschiedenen Aktivitäten“, erklärt Otto. Dabei dürfen die Besucher auch Eigenverantwortung übernehmen. So können die Jugendlichen zum Beispiel gemeinsam entscheiden, was gekocht wird und dann kaufen sie auch die dafür nötigen Lebensmittel ein. „Das Geld bekommen sie von uns und danach wird abgerechnet“, erklärt die Sozialpädagogin. Und natürlich gehört zum Kochen auch das Aufräu- men und Putzen der Küche dazu. Einmal in der Woche gibt es einen kostenlosen Mittagstisch. Zudem gibt es jeden Tag genügend Ruhe und Raum für die Hausaufgaben. Angelo kann sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn es den Jugendtreff nicht mehr geben würde: „Alle meine Freunde sind hier.“Er kommt fast jeden Tag und genießt die Zeit im Jugendtreff. „Wenn wir hier nicht herkommen könnten, dann wären wir halt wahrscheinlich irgendwo in Mering unterwegs.“
Viele Jungs nutzen die Einrichtung, aber auch Mädchen kommen. „Um diese Zielgruppe besser zu erreichen, gibt es einmal wöchentlich einen Mädchentag mit speziellen Angeboten“, erklärt Kirstin Otto. Parallel dazu findet ein Jungentag statt, der sich an deren Bedürfnissen orientiert. Sebastian Schwicker ist erst seit einem Jahr hier in Mering, doch für den 20-Jährigen war es dank Jugendtreff nicht schwer, in der Marktgemeinde neue Freunde zu finden. „Da ich ja bereits eine Ausbildung zum Hotelfachmann in München mache und hier nicht mehr zur Schule gehe, wäre es ohne Jugendtreff sicher nicht so leicht gewesen, Anschluss zu finden“, sagt er. Seit wenigen Tagen ist er nun auch als neues Mitglied im Jugendparlament vertreten. Mit diesem Gremium arbeitet der Jugendtreff eng zusammen. Etwa wenn es um gemeinsame Veranstaltungen, wie die Rocknacht oder das geplante Open Air am Badanger, geht. Der Jugendtreff ist fünf Tage die Woche geöffnet. „Wir werden oft darauf angesprochen, warum wir nicht am Samstag da sind, doch dieser Tag war einfach zu wenig frequentiert“, erklärt die Sozialpädagogin. Seit 2008 ist der Erziehungs- und Jugendhilfeverbund Aichach-Friedberg der Katholischen Jugendfürsorge Augsburg als Träger für den Meringer Jugendtreff zuständig. Wie Felix Hammon informiert, besuchen zwischen 500 und 600 Jugendliche monatlich die Einrichtung. Nicht nur die pädagogischen Fachkräfte bauen darauf, dass die Einrichtung auch weiterhin bestehen bleibt. So verschieden die Besucher auch sind, die Jugendlichen sind sich einig: „Der Jugendtreff muss bleiben.“
Öffnungszeiten Montag (Mädchen / Jungentag) und Dienstag jeweils von 13.15 bis 18.30 Uhr, Mittwoch von 14 bis 19.15 Uhr, Donnerstag von 14.30 bis 20.30 Uhr und Freitag von 16 bis 22 Uhr.