Markt ohne Kaufleute
Lücken in der Ludwigstraße, gähnende Leere in der Bauernbräustraße: Friedberg wird bei der Zahl der Fieranten von Mering klar überholt. Offenbar hat das einen besonderen Grund
Das Interesse der Fieranten an den Jahrmärkten in Friedberg geht zurück. Die Sprecherin der Marktkaufleute nennt dafür einen klaren Grund.
Friedberg Der Judikamarkt lockt Tausende nach Friedberg – nur keine Händler. Nach Angaben der Stadt waren am vergangenen Sonntag lediglich 50 Aussteller gekommen, um ihre Ware zu verkaufen. Noch ein Jahr zuvor lag die Zahl bei 73 Fieranten. Wie lässt sich dieses Dilemma erklären?
Der Jahrmarkt hat in Friedberg eine lange Tradition. Bereits seit 1871 ist die Stadt in Besitz des Marktrechts. In Anlehnung an katholische Namenstage Judika, Laurentius, Matthäus und Martin gibt es hier vier Marktsonntage im Jahr. Wie der städtische Marktmeister Hans-Jürgen Trinkl bestätigt, ist das Interesse am Jahrmarkttreiben bei den Besuchern nach wie vor groß. Auch vergangenen Sonntag seien Tausende durch die Innenstadt geschlendert, um dort bei strahlender Sonne einzukaufen, zu essen und die Atmosphäre zu genießen. „Das Konzept funktioniert“, betont Trinkl.
Doch wo sich vor Jahren Aussteller regelrecht um Platzgenehmigungen stritten, klaffen heute große Lücken. Die Nachfrage der ambulanten Handelszunft hat sichtlich abgenommen. Als Hauptmarktareal seien Ludwigstraße und Bauernbräustraße angedacht gewesen, berichtet Trinkl. Für Letztere hätten nur wenige Anmeldungen vorgelegen, „sodass wir die Händler der Bauernbräustraße auf dem Marienplatz zusammengefasst haben“, erläutert der Marktmeister.
Die lichte Reihe der Stände entlang der Ludwigstraße führt Trinkl zum Teil darauf zurück, dass gleichzeitig mit dem Judikamarkt eine Vielzahl anderer Märkte in der Region stattgefunden haben. „Dadurch konnten viele Standplätze nicht belegt werden“, erklärt er. In diesem Zusammenhang spricht der Marktbeauftragte der Stadt von einer Unsitte der Fieranten: „Sie bewerben sich auf verschiedenen Märkten um Plätze, entscheiden sich für einen anderen und finden es oft nicht für notwendig, uns abzusa- gen.“Mit diesem Phänomen sei man in letzter Zeit immer häufiger konfrontiert gewesen, berichtet Trinkl.
Mering ist neben Friedberg die einzige Gemeinde, die das Marktrecht im Altlandkreis besitzt. Auch hier werden jährlich vier Jahrmärkte abgehalten. Am 26. März fand der Fastenmarkt statt – ein voller Erfolg, wie Hans-Dieter Kandler bestätigt. „Wir hatten schönes Wetter und einen sehr gut besuchten Markt“, lobt der Bürgermeister. Aber auch hier zeigt sich das Problem der regionalen Veranstaltungsvielfalt: „Andere Kommunen um uns herum bieten vermehrt Märkte an“, sagt Kandler. Zudem legten diese Gemeinden ihre Veranstaltungen oft auf denselben Termin.
Nichtsdestotrotz beurteilt der Bürgermeister die jüngsten Marktentwicklungen positiv: „Wir sind ausgelastet“, betont er. Auch Daniela Schleicher vom Meringer Ordnungsamt sieht keinen Anlass, das Konzept „Jahrmarkt“grundlegend zu verändern. 90 Händler hätten ihre Ware während des Fastenmarkts ausgestellt. Trotz allgemein sinkender Händlerzahlen sei man damit vollkommen zufrieden.
Dass die Märkte in vielen Orten gleichzeitig stattfinden, bestätigt auch Marianne Ammon, die Vorsitzende vom Landesverband der Marktkaufleute und Organisatorin der Augsburger Dult. Allein die Meringer Veranstaltung überschneide sich terminlich mit etwa 120 anderen in Bayern, sagt sie. Als Händler entscheide man sich für jenen Ort, der den meisten Profit verspricht.
Friedbergs Jahrmarktdilemma kann sich die Verbandsvorsitzende dagegen nicht erklären. „Das war einmal ein wirklich gut bestückter Markt“, sagt sie. Allerdings vermutet Ammon horrende Standgebühren der Stadt als eine Ursache des Problems. So ist in der Gebührensatzung der Stadt Friedberg verankert, dass Händler sieben Euro, Imbissbetriebe sogar zehn Euro Miete pro laufendem Meter Verkaufsstand zahlen müssen. Im Vergleich dazu verlangt die Marktgemeinde Mering vier Euro je Meter – sowohl für den normalen als auch für den gastronomischen Standbetrieb.
Marianne Ammon findet die Jahrmarktgebühren der Stadt Friedberg leicht überzogen. „Fünf Euro wären für einen Tagesmarkt mehr als angemessen“, sagt sie. Schließlich sei nicht immer Schönwetter. „Sollte es einmal regnen, dann zahlen die Aussteller auch mal drauf.“Kommentar