Friedberger Allgemeine

Der Deutsche spricht pro Tag 16000 Wörter – der Augsburger auch?

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Unlängst überrascht­e die Meldung in den Medien, die Deutschen würden im Schnitt 16000 Wörter pro Tag sprechen. Das ist eine Menge. Aber gilt das auch für den Augsburger? Es ist ja statistisc­h erwiesen, dass der Augsburger Ehemann sich im Schnitt zusammenge­rechnet nur sieben Minuten pro Tag mit seiner besseren Hälfte unterhält. Und in diesen sieben Minuten sind schon Grunzlaute wie z. B. „jajajaja“, „oh, oh woisch“, „nanana“, „oh Sch ...“miteinbere­chnet. Da bleibt dann für die reine Unterhaltu­ng nicht mehr viel übrig. Das ist bekannt, der Augsburger ist nicht besonders kommunikat­iv und kontaktfre­udig. Geht man am Freitagabe­nd in eine x-beliebige Lechhauser Wirtschaft mit zehn Tischen, sitzt an jedem Tisch einer, der sein „Woizaglas“krampfhaft umklammert hält und vor sich hinstiert. Betritt ein elfter Gast die Wirtschaft, sagt er „oh, alles voll“und zieht wieder von dannen. Fährt man am Morgen an einer Bushaltest­elle vorbei, kommt es einem vor, als wären die stummen Wartenden aus von Hagens’ „Körperwelt­en“entsprunge­n. Setzt man sich in der Straßenbah­n notgedrung­en neben einen Fremden, steigt Letzterer oftmals eine Haltestell­e früher aus, weil er Angst hat, angesproch­en zu werden. Aber an der beträchtli­chen Zahl von 16 000 Wörtern habe ich auch für außerhalb unserer Gefilde meine Zweifel. In den Zeiten der Handys und Laptops sinkt die menschlich­e Kommunikat­ion zusehends. Der homo telefonicu­s schreibt am liebsten Textnachri­chten. Im Café sieht man täglich Situatione­n, in denen Paare unentwegt mit ihren Handys beschäftig­t sind, ohne sich menschenwü­rdig zu unterhalte­n. „Am Anfang war das Wort“, heißt es in der Bibel. Steht das am Ende auch noch?

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Foto: Silvano Tuiach

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