Musik machen, gerne! Nur wo?
Junge Bands haben es schwer, einen Proberaum zu finden. Welche Möglichkeiten es gibt und warum Angebot und Nachfrage auch hier eine Rolle spielen
Aichach Friedberg Welcher Jugendliche will das nicht: ein Musikinstrument lernen, eine Band mit Freunden gründen und dann Musik machen. Vielleicht nur zum Spaß, oder weil man damit berühmt werden will. Junge Musiker aus dem Landkreis stellt das allerdings vor ein Problem. Denn schon die Suche nach einem geeigneten Proberaum ist eine Herausforderung.
Simon Mies aus Friedberg hat mit seiner Rockband Skile Glück gehabt: „Wir proben schon seit zweieinhalb Jahren im Keller von unserem Schlagzeuger. Da gehen wir so schnell auch nicht mehr raus“, sagt Mies. Die Großeltern von Bandmitglied Samuel Fischer lassen die jungen Musiker bei sich üben. „Wenn wir proben, ist mein Großvater immer im Wirtshaus“, sagt Fischer lachend und Mies fügt an, dass er die Problematik von befreundeten Bands und Jugendlichen kenne. Es gebe einfach keine Räume in Friedberg.
Mies findet, dass die Suche nach einem Proberaum eigentlich nur bei nicht klassischen Musikinstrumenten schwierig ist. „Ich habe an der Musikschule Trompete gelernt. Ich konnte zum Üben in die Hauptoder Realschule, damals noch zum Musikpavillon am Volksfestplatz oder in die Musikschule gehen“, erinnert er sich. Die Unterstützung für junge unbekannte Bands sei vom Gefühl her weniger als bei anderen Instrumenten und Stilrichtungen. Es fehlt Simons Meinung nach auch an Auftrittsmöglichkeiten und geeigneten Bühnen in Friedberg.
Ähnlich erging es der Friedberger Band „Wo is’ Kai“. Die sind zwar im Erwachsenenalter, mittlerweile bekannt und haben einen eigenen Proberaum auf dem Pferdehof von Sänger und Bassist Sebastian Frisch. Aber in den ersten Jahren hatten auch sie Mühe, einen Proberaum zu finden. Über persönliche Kontakte seien sie dann an einen Raum bei der alten Sägemühle in Hügelshart gekommen. „Ich weiß nicht, ob es so wenig Bands gibt, weil keine Räumlichkeiten da sind, oder umgekehrt“, sagt Frisch.
Das Sägewerk in Hügelshart ist jetzt das Elroi Record Productions Tonstudio. Leiter Stefan Buser vermietet dort vier Bandräume. „Die sind aber meist von auswärtigen Bands belegt“, sagt er. „In Friedberg gibt es gefühlt gar keine Förderung für Musik und freie Bandräume gibt es auch nicht wirklich.“Das bestätigt die Friedberger Streetworkerin Elisabeth Eisenacher. „Es werden keine Proberäume von der Stadt oder einem Verein bereitgestellt“, sagt sie. Es hätte zwar schon mehrmals Anfragen an die Stadtverwaltung gegeben, bisher allerdings ohne Erfolg.
Im restlichen Landkreis sieht die Lage nicht besser aus. „Auch in Kissing finden junge Musiker nur schwer einen Raum zum Üben“, sagt Wolfgang Ritsch, der das Jugendzentrum Kissing leitet. „Hier können wir leider auch nichts vermieten, weil die Räumlichkeiten dafür nicht vorhanden sind.“Dafür fänden im Jugendzentrum Konzerte von lokalen Musikgruppen statt.
Die Aussichten in Mering scheinen auch nicht vielversprechend. „Früher gab es Räume im alten Schloss. Dann wurde es saniert und seitdem gibt es keine neuen Möglichkeiten mehr“, erzählt Kristin Otto, Leiterin des Jugendzentrums. Allerdings gebe es auch immer weniger junge Menschen, die sich dafür interessieren. „Ich glaube, es ist nicht mehr in, eine eigene Band zu haben“, sagt Kristin Otto. Sie habe schon Schwierigkeiten, Nachwuchskonzerte auf die Beine zu stellen, da dafür die Musiker fehlen.
Dabei gebe es bei der Kolpingkapelle in Mering sogar Platz zum Üben. Dort werden Räume vermietet. „Wir hätten nichts dagegen, ein paar Bands reinzuholen“, sagt Rein- hard Gürtler vom Förderverein Kolping Kulturwerkstatt. Für acht Euro pro Stunde könne man einen großen Raum mieten. Gegen eine weitere Pauschale von fünf Euro am Tag kann auch ein Schlagzeug vom Verein gestellt werden.
In Friedberg dagegen müssen junge Musiker weiter auf Platz zum Proben warten. „Im Kultur- und Sportausschuss wird das Thema gerade wieder aufgegriffen“, sagt Claudia Egger, Vorsitzende des Jugendrates. „Wir wünschen uns ein generationsübergreifendes Bürgerkulturzentrum.“Dort könnten auch Bandräume untergebracht werden. Ob und wann ein solches Zentrum entsteht, ist allerdings offen. Denn die Finanzierung und die Suche nach einer Immobilie gestalten sich schwierig. „Die Jugend muss mehr Druck aufbauen und sich mit Politikern und Bürgern an einen Tisch setzen“, sagt Egger. Hoffnung machen gerade auch Pläne des Kulturparks West aus Augsburg, ein Kulturzentrum mit Übungsräumen im beziehungsweise beim alten Kegelzentrum an der Seestraße zu errichten. Doch die Diskussion darüber hat gerade erst begonnen. Das Seefest im Sommer ist zumindest ein Anfang. Es gibt einen Impuls, um neue Bands kennenzulernen und das Problem weiter anzugehen. Lies mich