Im Auto oder lieber unter der Dusche?
Wir sind ständig umgeben von Musik. Doch die Vorlieben, wo man am liebsten hört, sind ganz verschieden
Aichach Friedberg Die Beziehung ist gerade in die Brüche gegangen, man liegt nachts wach und kann nicht schlafen. Oder man ist frisch verliebt. Es gibt keine Stimmung, zu der es nicht auch ein passendes Lied gibt. Und dank Smartphones und Streaming-Diensten wie Spotify kann man die Musik mittlerweile überall mithinnehmen. Die Orte, an denen die Menschen dabei ihr Lieblingslied hören, sind mitunter völlig verschieden.
Der Unter der Dusche Hörer Vor allem die Akustik ist es, die diesen Hobbysänger zu wahren Arien animiert. Es hallt, wie in einem großen Stadion. Während sich die einen aufgrund des lauten Wasserstrahls in Sicherheit wähnen, nicht gehört zu werden, spornt das rauschende Wasser andere Sänger geradezu an: Das Plätschern muss übertönt werden. Auch die Ausstattung des Badezimmers eignet sich perfekt für einen kleinen Auftritt: Gerne wer- den Föhn, Kamm oder Duschkopf als Mikrofon zweckentfremdet.
Der Beim Sport Hörer Die Tasche ist gepackt, auf ins Fitnessstudio. Die Musik lenkt hier nicht nur vom Gestöhne testosterongeladener Männer ab, nein, sie unterstützt die Psyche. „Wenn ein Lied circa vier Minuten dauert und ich fünf Lieder durchhalte ...“Das Mitsingen ist hier freilich wenig förderlich. Dennoch bietet das Fitnessstudio ganz nebenbei noch die Möglichkeit, die neuesten, kabellosen Kopfhörer auszutragen.
Der Beim Putzen Hörer Der Staub liegt mal wieder zentimeterdick auf den Büchern und man findet die Spüle nicht unter meterhoch gestapelten Tellern – dann ist Putzen angesagt. Natürlich nicht ohne eine motivierende Playlist. Der Vorteil: Das Aufräumen macht plötzlich viel mehr Spaß. Der Nachteil: Das Saubermachen dauert in etwa doppelt so lange. Der Wischer muss für akrobatische Tanzeinlagen herhalten und auch der Spiegel wird erst geputzt, wenn man sich zuvor ausgiebig davon überzeugt hat, einen tollen Sänger abzugeben.
Der Beim Autofahren Hörer Man hat eine längere Autofahrt vor sich oder muss schnell zum Zahnarzt – schnell noch die passende Musik mit ins Auto und los geht’s. Das Mitsingen bringt hier große Vorteile mit sich: Bei einer nächtlichen Fahrt hält es wach und solange man alleine im Auto ist, hört es auch niemand. Manche schrecken auch nicht davor zurück, an der roten Ampel mit voller Inbrunst mitzugrölen – sehr zur Freude der anderen wartenden Fahrer. Im Sommer trauen sich dann die „Arm aus dem Fenster“-Typen in die Innenstädte, um dort gefühlt hundertmal durch die Innenstadt zu fahren – und danach zur Tankstelle. Es gibt allerdings eine Situation, in der die Beim-Autofahren-Hörer die Musik ganz leise drehen: beim Einparken. Schließlich gilt es sich da zu konzentrieren und da stört laute Musik nun mal.
Der Überall Hörer Egal ob im Bus, in der Uni oder beim Weggehen – dieser Typ hat immer die Stöpsel im Ohr. Manchmal hat man das Gefühl, sie seien schon angewachsen. Dieser Hörer ist besonders dadurch zu erkennen, dass er jeden, der ihm eine Frage stellt, mit einem bösen Blick bestraft, ehe er sich genervt den Stöpsel aus dem Ohr pult. Naja, immerhin nicht angewachsen. Was man diesem Typ Hörer allerdings lassen muss: Er ist ein echter Kenner. Mit Accounts bei Soundcloud, Youtube und Spotify, einem MP3-Player mit 200 Gigabyte Speicherplatz, einem vollen CD-Regal und einem noch volleren Schallplattenregal ist er immer auf dem neuesten Stand und kennt sogar die alten Hits. Er wäre der geborene DJ, hätte er nur nicht ständig die eigenen Stöpsel im Ohr.