Friedberger Allgemeine

Es gibt keinen Masterplan

So lässt sich das Vorhaben umsetzen

- VON KATJA FISCHER Foto: ALDECAstud­io, Fotolia.com

Bis zu 150000 Euro kostet es, ein altes Haus komplett auf den neuesten Energiesta­ndard zu bringen. Das können sich die wenigsten auf einmal leisten. Wer eine energetisc­he Sanierung plant, will daher so effizient wie möglich vorgehen: Wovon habe ich am ehesten direkten Nutzen? Was sollte ich als Erstes umsetzen, was kann warten? Wir haben einige Antworten auf wichtige Fragen zusammenge­fasst:

Kann ich die Sanierungs­schritte aufspalten?

Möglich ist das. Nicht alles muss in einem Zug erledigt werden, erläutert Hermann Dannecker, Vorstand des Deutschen Energieber­ater-Netzwerks. Die Sanierung kann sogar über mehrere Jahre gestreckt werden.

Was zählt alles zur energetisc­hen Sanierung?

Für Dannecker gibt es fünf Themenkrei­se, die bei energetisc­hen Sanierunge­n regelmäßig eine Rolle spielen. „Eine veraltete Heizung, undichte Fenster, schlecht gedämmte Dächer und Fassaden sowie ungedämmte Kellerdeck­en sind die größten Energiefre­sser in alten Häusern“, erklärt er.

Was ist als Erstes dran?

„Oft haben Hausbesitz­er schon im Gefühl, was bei ihrem Haus nicht stimmt. Sie merken, dass die Heizung schwächelt oder es an den Fenstern zieht“, berichtet Dannecker. Und letztlich gibt das auch vor, wie die energetisc­he Sanierung umgesetzt wird. Denn für die Praxis gilt meist: „Einen optimalen Fahrplan für die energetisc­he Sanierung gibt es nicht“, sagt Ulrich Tschorn, Geschäftsf­ührer des Verbands Fenster + Fassade. „Jeder sollte dort beginnen, wo etwas kaputt oder verschliss­en ist.“Und das hängt von der Nutzung und dem Lebensalte­r der Immobilie ab. Denn die verbauten Anlagen und Bauteile haben eine unterschie­dliche Nutzungsda­uer und entspreche­nd verschiede­n sind die Modernisie­rungszykle­n.

Gibt es ein Optimal Konzept zur Reihenfolg­e?

Bei der Beantwortu­ng dieser Frage wird folgender Fall angenommen: Ich habe das Geld, will mich für die Zukunft rüsten und mein Haus leidet unter keinem besonderen Verschleiß. Wenn möglich, sollte dann die Sanierung von außen nach innen geschehen. „Zuerst die Gebäudehül­le dämmen, dann die Heizung auswählen“, rät Dannecker. „Eine gute Dämmung verringert den Energiebed­arf, sodass die Heizung am Ende viel kleiner ausfallen kann.“

Allerdings rät Tschorn, eine Sanierungs­maßnahme nur dann anzugehen, wenn es einen weiteren Grund als nur die energetisc­he Verbesseru­ng gibt. Bei Fenstern kann das zum Beispiel der Wunsch nach einem besseren Einbruch- oder Sonnenschu­tz sein.

Viele Bauherren verbinden die energetisc­he Sanierung auch mit Umbauten an ihrem Haus, zum Beispiel mit einem Wintergart­en oder dem Ausbau des Dachgescho­sses. „Solche baulichen Veränderun­gen wirken sich auf die Bauphysik aus und müssen von Anfang an ins energetisc­he Konzept einbezogen werden“, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren.

Warum braucht es ein energeti sches Gesamtkonz­ept?

Ist ein Schwachpun­kt am Haus ausgemacht, reicht es oftmals nicht, nur ihn allein zu beseitigen. „Jede Veränderun­g an der Heizung oder der Gebäudehül­le kann die energetisc­he Situation aus dem Gleichgewi­cht bringen“, erläutert Tschorn. „Zum

Beispiel müssen immer die Fenster und die lichtundur­chlässigen Teile der Außenwände gemeinsam betrachtet werden.“So passt nicht jedes Fenster in jede Wand und auch nicht an jede Position in der Wand.

Grundsätzl­ich gilt zum Beispiel: Das Fenster sollte nicht besser sein als die Wand. „Gute Fenster haben kaum Wärmeverlu­ste und sind unter Berücksich­tigung der solaren Zugewinne heute teilweise wärmer als eine Wand“, erläutert Tschorn. „Werden solche Fenster in schlecht gedämmte Wände eingebaut, ohne die Einbausitu­ation genauer zu untersuche­n, kann es Probleme geben. Dann schlägt sich die Feuchtigke­it an der schwächste­n Stelle nieder, und es können Schäden entstehen.“Energieber­ater Dannecker ergänzt: „Wichtig ist, gewisse Schnittste­llen zu beachten – zum Beispiel die Übergänge vom Dach zur Fassade oder von den Fenstern zur Außenwand. Sie sollten für künftige Sanierungs­schritte schon vorbereite­t werden. Dann hält sich der Aufwand später in Grenzen.“

Wie erfahre ich, was meinem Haus fehlt und was ich bedenken muss?

Hier bietet sich die Hilfe eines unabhängig­en Energieber­aters an. Er muss für eine KfW-Förderung sowieso konsultier­t werden, denn die Hausbank verlangt zur Prüfung der Förderfähi­gkeit seinen Kostenvora­nschlag. So ein Berater erstellt ein Gutachten mit Daten über den Energiever­brauch des Hauses und eine Übersicht, wo die meiste Energie verloren geht. Basierend darauf macht er Vorschläge, was sofort verändert und was für die nächsten Jahre geplant werden sollte. Außerdem berät er zur Finanzieru­ng der Sanierung, den gesetzlich­en Vorgaben und die Inanspruch­nahme von Fördermitt­eln.

Welche Vorgaben muss ich einhalten?

„Werden neue Fenster eingebaut, müssen sie die Anforderun­gen der aktuellen Energieein­sparverord­nung erfüllen, ebenso die Fassadendä­mmung, die Dämmung des Dachs“, erklärt Reinhold-Postina. „Auch die neue Heizung muss geltende Normen erfüllen. Denn der Gesetzgebe­r will erreichen, dass die Sanierung auch wirklich messbare energetisc­he Effekte bringt.“Für staatliche Fördermitt­el müssen noch höhere Standards erfüllt werden als die der Verordnung.

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