Friedberger nehmen die Kunst in den Blick
Friedberger Stadthalle wird wieder zur Galerie zeitgenössischer Künstler vor allem aus der Region
Bis Ferienende ist die Friedberger Stadthalle wieder eine Kunsthalle. 70 Werke von Künstlern der näheren und weiteren Umgebung werden bei der 37. Friedberger Kunstausstellung präsentiert. Das Interesse bei der Vernissage war groß. Die Friedberger nehmen die Kunst gerne in den Blick – auf unserem Foto beispielsweise Rosa Mistretta die Holzskupltur „Frau mit Ohrring“von Isabella und Michael Merkle aus Friedberg. »Ausführliche Berichte
Selten zeichnete die Friedberger Kunstausstellung in der Stadthalle eine solche Klarheit des Aufbaus aus wie in diesem Jahr. Von 222 Einreichungen wurden 70 Objekte juriert. In der lang gezogenen Aula staffeln sie sich in reizvoll-spannendem Bezug aufeinander, was zu mancherlei Korrespondenzen zwischen Genres führt. So ergeben die drei schwarzen „Lauschräume“von Gerti Papesch aus nach außen gestülptem, igeligem Akustikschaumstoff den Resonanzkörper für Johanna Schreiners stilles weißes Bild eines Kleinkinds, das in einer Schneelandschaft in die untere Ecke gedrückt mit hängendem Kopf platziert ist.
Rainer Brulands engelhaft schwebender „Ikarus“aus gefiedertem Kernholz interpretiert wiederum Hannes Conrads „Baumtango“aus zwei frei hängenden, polierten Bohlen mit ausgesprochen menschlichen Profilen. Von dort springt der Blick auf Ulrich Sobecks drei Grazien, die sich als fragile, aus dünnen Kabeln netzartig geflochtene Leiber am Boden rekeln. Und gegenüber auf Wilhelm Egers mit Mut zu klarer Farbe konturierten Frauenakt.
Mit sicherem Gespür hat Kuratorin Rose Maier Haid, die für jahrzehntelanges Engagement für die Kunst in Friedberg unlängst mit der Bundesverdienstmedaille dekoriert wurde, die Ausstellung gehängt. Satirisch-provokant wie immer spießt Peter Schlichtherle das romantisierte Indianerbild des Salonwestmanns Karl May auf. Feuerrot glühend und rußig empfängt Max Schmerlings Acrylbild, während Ting Tan-Mayershofer bauschige Objekte federleicht im Raum schweben lässt. Gernot Kragl haut wieder mit flirrenden Naturstücken um, während Brigitte Hornung „subtilfragil“ auf polierten Zementplatten zarte Weißzeichnung und duftige Lavierung hinterlässt. Eva Bley platziert „Effi“mit Aquarell und Stift in einer märchenhaft schillernden Traumkulisse. Gabriela Bauer beschwört „Stumme Zeugen“mit magischen Grafitschattierungen herauf.
Ingeborg Prein modelliert kantigfaltige Berge aus Keramik und bemalt sie. Silvia Kotzur malt indes kraftvolle Körper wie eine Bildhauerin. Mit überlängten Proportionen außerhalb des klassischen Idealmaßes legt Georg C. Wirnharter den Männerakt „Karl“an. Wie eine Parodie antwortet darauf von der anderen Ausstellungsseite Johannes Hofbauers Doppelskulptur „Flirt“aus Pappelholz, das er wie einen Rettich anschneidet, bis es biegsam wird. Der Wucht und Energie der Elemente huldigt malerisch Christian Kuska in seiner tosenden „Brandung“, während sich Hansjürgen Gartner in seinem „Portrait JG“ins Innerliche vertieft.
Stadthalle Friedberg, Aichacher Str. 7, geöffnet Mo. bis Fr. 14 18 Uhr, Sa. 12 18 Uhr, So., Fei. 10 18 Uhr, Eintritt frei. Am 20. April ist Kinderaktion (15 Uhr) und Taschenlampenführung (20 Uhr).