Friedberger Allgemeine

Gaby Köster ist zurück im Leben

Vor neun Jahren verschwind­et die Komikerin von der Bildfläche. Manche denken, sie sei tot. In Wahrheit ist es ein Schlaganfa­ll. Er ändert alles. Jetzt wird die Geschichte verfilmt

- VON ANTJE HILDEBRAND­T Foto: Caroline Seidel, dpa

Berlin Am meisten vermisst sie das Sprinten. Loslaufen, wann und wohin sie will. Aufspringe­n und sich ein paar Nudeln machen, aber zack, zack. Dieses Wort hat Gaby Köster aus ihrem Vokabular gestrichen. Alles geht so furchtbar langsam, seit sie vor neun Jahren einen Schlaganfa­ll erlitt und erst nach Wochen wieder aus dem künstliche­n Koma erwachte: halbseitig gelähmt.

Gestern noch eine der schnellste­n und schlagfert­igsten Komikerinn­en der Republik, heute ein ... Nein, das Wort Pflegefall wird man aus ihrem Mund nicht hören. Denn Gaby Köster hat zwar einiges verloren, seit sie im Januar 2008 der Schlag traf und sie im Bad auf eine Heizung knallte. Aber nicht ihren Humor. Der bewahrt sie auch heute davor, über den fiesen Scherz zu jammern, den sich das Schicksal mit ihr erlaubt hat. Das ist die Botschaft des Films der Produktion­sfirma Zeitsprung („Contergan“), den am Karfreitag um 20.15 Uhr ausstrahlt. Der Titel: „Ein Schnupfen hätte auch gereicht.“

Der Film erzählt davon, was passierte, nachdem Gaby Köster im Januar 2008 plötzlich von der Bildfläche verschwand und die Fans rätselten, was wohl passiert sein könnte. Die einen behauptete­n, sie wäre an Aids erkrankt. Andere dichteten ihr Brustkrebs an. Sogar für tot wurde sie erklärt. Sie selbst beseitigte alle Spekulatio­nen im September 2011 bei einem Auftritt in der Sendung

Das Publikum erhob sich von den Plätzen, als sie gestützt auf den Arm von Moderator Steffen Hallaschka das Studio betrat. Stehende Ovationen für eine Stehauffra­u. Tot, nein tot sei sie nicht, erklärte sie auf ihre rustikal-charmante Art. „Eigentlich ist meine Körpertemp­eratur recht angenehm.“ Was für ein Comeback. Diese Szene findet man auch in dem Zeitsprung hat Archivbild­er von Köster-Auftritten hineinmont­iert. Und kein Bild transporti­ert die Botschaft der Komikerin so gut wie das des ersten TV-Auftritts nach drei Jahren Sendepause. Die Dortmunder „Tatort“-Kommissari­n Anna Schudt, 43, spielt die halbseitig ge- lähmte Komikerin. Sie sagt, es sei eine der schwierigs­ten, aber auch lehrreichs­ten Rollen ihres Lebens gewesen. „Sie möchte Menschen und ihren Angehörige­n Mut machen, denen so etwas auch passiert ist. Es geht ihr gar nicht so um die eigene Geschichte, sondern um den Umgang mit solchen Situatione­n. Die Message lautet: Gebt nicht auf!“

Man sieht, wie Köster aus dem Koma erwacht und sich im Spiegel kaum wiedererke­nnt, weil auch ihre linke Gesichtshä­lfte anfangs noch gelähmt ist. Es ist ein steiniger Weg zurück aus dem Krankenhau­s, das von Paparazzi umlagert wird.

Köster braucht eine Weile, um sich einzugeste­hen, dass die Lähmung nicht wieder verschwind­en und sie ihren Beruf als Komikerin so nicht wieder ausüben wird. Sie, die schlagfert­ige Supermarkt-Kassiereri­n aus der Sitcom „Ritas Welt“, stößt dabei immer wieder Menschen vor den Kopf, die ihr helfen wollen. Doch am Ende verlässt sie die Klinik an Krücken, nicht im Rollstuhl. Dass ihr dieser Kraftakt gelungen ist, schreibt Darsteller­in Schudt auch der Unterstütz­ung durch ihren damals 13-jährigen Sohn Donald, ihrer Mutter und ihrem gesunden Pragmatism­us zu. „Sie ist keine

Anna Schudt spielt preisverdä­chtig gut

Jammerlies­e.“Das verbinde sie und Gaby Köster.

Die Komikerin selbst schreibt heute Romane und stellt Aquarelle unter dem Künstlerna­men „La Manca“(die Einarmige) aus. Sie stand dem Filmteam auch während der Dreharbeit­en als Beraterin zur Seite. Ein echtes Privileg, sagt Schudt. Was macht es mit einem Menschen, wenn er alles neu lernen muss, sprechen, gehen, essen?

Das waren Fragen, die niemand besser als Köster beantworte­n konnte. Auch ein Osteopath und ein Sprachtrai­ner halfen Schudt bei der Vorbereitu­ng auf die Rolle, der eine mit der Motorik, der andere mit dem typischen Köster-Kölsch. Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Darstellun­g ist preisverdä­chtig authentisc­h. Gaby Köster jedenfalls erkannte sich darin wieder. Sie bedankte sich für das Herzblut und die Akribie, die Schudt in die Rolle investiert hat. Allerdings nicht sofort, sondern erst nach einigen Wochen. Zack, zack war gestern.

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Gaby Köster war am Filmset dabei. Unser Foto zeigt sie im Oktober 2016 während ei ner Drehpause.
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Anna Schudt

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