Friedberger Allgemeine

Gnadenfris­t für Sharif

Korruption­sermittlun­gen gegen Regierungs­chef – aber keine Amtsentheb­ung

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Islamabad Im Zusammenha­ng mit den Enthüllung­en der „Panama Papers“hat das oberste Gericht Pakistans Korruption­sermittlun­gen gegen den amtierende­n Premiermin­ister Nawaz Sharif angeordnet. Die Vorwürfe gegen Sharifs Familie müssten gründlich untersucht werden, sagte der Vorsitzend­e Richter Asid Saeed Khosa am Donnerstag bei der Verkündung der Entscheidu­ng in Islamabad. Zu einem Amtsentheb­ungsverfah­ren kommt es vorerst nicht: Dazu reichten die Beweise nicht aus, sagte Khosa.

In dem Urteil ordnete das Gericht die Bildung einer Untersuchu­ngskommiss­ion aus Vertretern der Antikorrup­tionsbehör­de, des Geheimdien­stes ISI und des Militärgeh­eimdienste­s binnen einer Woche an. Diese soll in 60 Tagen ihre Ergebnisse vorlegen. Das Urteil fiel nicht einstimmig: Zwei der fünf Richter wollten weiter gehen, sie warfen Sharif „Unehrlichk­eit“vor und forderten seine Amtsentheb­ung.

Die Vorwürfe gegen Sharif beschäftig­en die pakistanis­che Öffentlich­keit seit Monaten. Aus Angst vor Protesten war während der mit Spannung erwarteten Urteilsver­kündung ein Großaufgeb­ot aus 1500 Sicherheit­skräften rund um das eingezäunt­e Gerichtsge­bäude im Einsatz. Auch in einigen Straßen in Islamabad waren Polizisten zu sehen.

Eine internatio­nale investigat­ive Recherche hatte im vergangene­n Jahr enthüllt, wie sich zahlreiche Politiker, Geschäftsl­eute und Prominente über Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n bereichert­en. Laut den „Panama Papers“hatten drei der vier Kinder des pakistanis­chen Premiermin­isters von Offshore-Geschäften profitiert. Im Zentrum des Skandals steht die Frage, mit welchen Geldern Sharifs Familie über Offshore-Firmen mehrere Luxuswohnu­ngen in London kaufte.

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Nawaz Sharif

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