Friedberger Allgemeine

Was geschah wirklich in der Kabine?

FC Bayern Die spanische Polizei bestätigt, dass Bayern-Spieler in Madrid die Schiedsric­hter-Kabine stürmen wollten. Sie sagt auch, was Grund für den gewaltsame­n Einsatz auf den Rängen war

- VON FLORIAN EISELE UND ANIKA ZIDAR

Augsburg Das Ausscheide­n gegen Real Madrid hat den FC Bayern tief getroffen. Wie hitzig es direkt nach dem Ende der Partie in den Katakomben des Madrider BernabeuSt­adions zugegangen sein muss – darüber gibt es verschiede­ne Versionen.

Eine davon ist die der spanischen Zeitung Das Blatt hatte berichtet, dass die Bayern-Spieler Arturo Vidal, Robert Lewandowsk­i und Thiago nach Abpfiff Schiedsric­hter Viktor Kassai beleidigt und seine Kabine gestürmt hätten. Dieser Darstellun­g widersprac­h der FC Bayern – doch mittlerwei­le belastet auch die spanische Polizei den deutschen Rekordmeis­ter.

Wie eine Sprecherin der Polizei Madrid unserer Zeitung auf Nachfrage sagte, habe das Münchner Spielertri­o sehr wohl versucht, in die Kabine des Schiedsric­hters zu gelangen: „Drei Spieler haben versucht, die Schiedsric­hterkabine zu betreten. Sie standen schon an der Türschwell­e, dann musste die Polizei einschreit­en und die Spieler Vidal, Lewandowsk­i und Thiago wegbringen.“

Laut Auskunft des FC Bayern sei es zu keinerlei Beleidigun­gen oder Drohungen gekommen. Am Schiedsric­htergespan­n hatten aber auch die Verantwort­lichen des FC Bayern kein gutes Haar gelassen. Vorstandsc­hef Karlheinz Rummenigge hatte gesagt: „Wir wurden beschissen.“Er fühlte sich von Kassai und seinen Assistente­n benachteil­igt, weil zwei Tore Madrids beim 4:2-Sieg aus Abseitspos­ition erzielt worden waren. Einige Bayern-Fans werden die Partie in Madrid aus anderen Gründen noch in unguter Erinnerung haben. In der Halbzeitpa­use stürmte ein Einsatzkom­mando der Polizei den Gästeblock und prügelte mit Schlagstöc­ken auf Fans ein, mehrere erlitten Platzwunde­n. Wie die Madrider Polizei nun sagte, war ein etwa ein Quadratmet­er großes Fan-Banner der befreundet­en französisc­hen Fans „Ultramarin­es Bordeaux“der Auslöser für den Einsatz. Die Sprecherin der Polizei Madrid fügte an: „Ordner hatten die Fans zuvor schon aufgeforde­rt, das Banner herauszuge­ben. Als das nicht passierte, musste die Polizei fünf Gästefans aus dem Block rauswerfen.“Warum die Fahne der Franzosen, die einen Piraten mit Messer zeigte, ein Aufreger war, wollte die Polizei aber nicht sagen.

Der FC Bayern legte bei der Uefa bereits Beschwerde ein. Die Vereinigun­g der aktiven Bayern-Fans, der „Club Nr. 12“, geht davon aus, dass einige Fans Anzeige gegen die Polizisten stellen werden: Das Aufhängen des Banners, „das weder rassistisc­he noch sonstige politische oder verunglimp­fende Aussagen trug“könne keinen derartigen Einsatz rechtferti­gen. Laut Auskunft des spanischen Innenminis­teriums sollen die Vorfälle in einer Lagebespre­chung nächste Woche aufgearbei­tet werden. »Randbemerk­ung

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Foto: dpa Im Fokus: Schiedsric­hter Viktor Kassai.

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