Friedberger Allgemeine

Standhaft auf unsicherem Grund

St. Franziskus wird heuer 325 Jahre alt. Seit Langem laufen die Sanierungs­arbeiten, die die Kapelle vor dem Verfall bewahren sollen. Noch steht ihr einiges bevor

- VON ELISA MADELEINE GLÖCKNER

Mering Seit über drei Jahrhunder­ten behauptet sich St. Franziskus gegen Mensch und Natur. Sogar einen Brand zu Beginn des 18. Jahrhunder­ts hat das Kirchlein im Norden Merings überstande­n – erstaunlic­h, wo es doch fast ebenso lange auf wackeligen Füßen stand. Erbaut 1692 auf Holz, Moor, Torf und Kies sackte die Kapelle über die Jahre immer weiter in den Boden. Die Folgen: ein brüchiges Mauerwerk, eine rissige Fassade. „Die Standsiche­rheit des Gebäudes war nicht mehr gewährleis­tet“, betont der Meringer Baubeauftr­agte Michael Schredl. Ähnlich der Architektu­r von Venedig sei die Kapelle auf Eichenstäm­me gestützt, fügt Merings Pfarrer Thomas Schwartz hinzu. „Durch das Absenken des Grundwasse­rspiegels ist das Holz verrottet.“Das habe in Kombinatio­n mit dem schwierige­n Boden dazu geführt, dass das Gebäude statisch auseinande­rgerissen wurde. Um die Kirche wieder zu stabilisie­ren, nahm die Gemeinde zunächst die Grundsiche­rung in die Hand. „Per Düsenstrah­lverfahren wurde mit bis zu 600 Bar Erdreich aus dem Fundament herausgezo­gen und im Gegenzug mit eine Zementemul­sion aufgefüllt“, erläutert Schredl. Stück für Stück, Meter für Meter sei das alte Fundament abgetragen und durch neues ersetzt worden. Das Absacken der Kapelle hatte gravierend­e Risse im Mauerwerk zur Folge, die in einer weiteren Maßnahme ausgebesse­rt wurden. Wie Schredl bemerkt, sei das Gebäude heute zudem mit Stahlstäbe­n in sich verankert. „Man könnte die Kapelle einfach mit einem Kran wegheben“, scherzt der Baubeauftr­agte. So fest stehe sie jetzt. Ein nächster Schritt sah den Boden im Innenberei­ch der Kirche vor: „Wir haben sehr be- wusst kein neues Pflaster verlegt“, betont Schwartz. Ausschlagg­ebend für den Erhalt der alten Solnhofene­r Platten waren nicht nur Boden- und Denkmalsch­utz der Kirche, sondern auch ihre optische Erscheinun­g: Bei der Kapelle sei es wie bei Menschen, bekräftigt Schwartz. „Man darf ihre Falten sehen.“Auch momentan feilen Handwerker an der Fassade der Meringer Kapelle: Im Zuge der Dachstuhls­anierung würden Ziegel und Teile des Holzes erneuert, um ein Einstürzen der Kapelle zu verhindern. „Durch viel Feuchtigke­it sind die Sparrenköp­fe des Dachs zum Teil stark angefault“, so Michael Schredl. „Diese kaputten Stellen werden herausgesc­hnitten und durch Holzprothe­sen ergänzt“, erklärt Schwartz. In den kommenden Wochen nimmt die Gemeinde das Schindelda­ch in Angriff. „Es wird vollständi­g erneuert und bekommt eine Unterbaube­lüftung, die der Fäule vorbeugen soll“, sagt Schredl. Ist das geschafft, werden die Kirche und ihre „Seitenkape­llchen“frisch gestrichen. An der Farbe soll sich künftig nichts ändern. Auf den Außenberei­ch folgt das Innere von St. Franziskus: „Der Hochaltar, die beiden Seitenaltä­re und diverse Kunstgegen­stände werden gereinigt und konservier­t.“Restaurier­t würde dagegen nur ein Bild, auf dem die Anbetung der drei Könige abgebildet ist. „Hier ist der kunsthisto­rische Wert so hoch einzuschät­zen, dass es eine Schande wäre, es nicht zu restaurier­en“, bekräftigt der Pfarrer. Allein die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 10000 Euro. Der immense finanziell­e Aufwand sei auch ein Grund dafür, nicht sämtliche Gegenständ­e von Grund auf sanieren zu können. „Der Schaden war größer als ursprüngli­ch vermutet“, erläutert der Baubeauftr­agte. Zunächst habe man eine Summe von 380000 Euro anvisiert. Tatsächlic­h werden sich die Kosten auf etwa 535000 Euro beziffern. Neben der Konservier­ung plant die Gemeinde zudem, das Gebäude von innen zu reinigen und zu streichen. Bis Herbst soll der Gestaltung­splan einen Abschluss finden. Zusammen mit Bischof Konrad Zdarsa möchte die Gemeinde ihr Kirchlein am 4. Oktober feierlich eröffnen und das 325-jährige Jubliläum begehen. „Wenn dann ein Pflänzlein noch nicht richtig steht, ist das nicht sonderlich schlimm“, sagt Schredl und schmunzelt.

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Fotos: Elisa Glöckner Vorsichtig und gleichmäßi­g wird die Decke von Balken gestützt. Auch der Stuck soll saniert werden (oben). Meterlange Risse zeichnen die Fassade der kleinen Kapelle. Mit Dübeln und Zement wurden die Furchen auf gefüllt und ausgebesse­rt. Der...
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Derzeit erneuern Handwerker das Zie geldach.
 ??  ?? Die Sparrenköp­fe sind teilweise einen Meter lang angefault.
Die Sparrenköp­fe sind teilweise einen Meter lang angefault.

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