Naturschutz ist unbequem
Stellen Sie sich vor, Sie wiegen 75 Kilo und müssten 25 Kilo Nahrung pro Tag zu sich nehmen – ein Drittel Ihres Körpergewichts. So ist es bei Fledermäusen, die täglich bis zu 10 Gramm Insekten fressen. Nützliche Tiere also. Naturschützer im Landkreis haben lang für sie gekämpft, Vorurteile abgebaut, Quartiere geschaffen, Bestände kartiert. Die Outlaws sind zu Lieblingen der Menschen geworden. Jetzt drohen sie zu verhungern. Denn durch Insektizide und Monokulturen geht die Zahl der Insekten zurück. Solche Zusammenhänge bedenkt kaum einer, der durch die Kissinger Heide spaziert oder durchs Ecknachtal radelt und sich freut, wenn ihn keine Insekten nerven. Da denkt man nur, wie schön die Natur hier ist. Ist sie auch. Sie ist aber bedroht.
Vor allem der Landkreissüden gehört zum wuchernden Münchner Einzugsgebiet. Verbesserte Verkehrsanbindungen, prosperierendes Gewerbe und großzügiger Wohnraum tragen zu Wohlstand und Komfort bei und machen die Region lebenswert. Aber sie setzen gleichzeitig die Natur unter Druck.
Naturschützer unternehmen verzweifelt anmutende Anstrengungen. Sie sammeln tausende Kröten ein, wollen Wildblumen an Straßenrainen sähen. Jeder freut sich über Störche, doch letztlich geht es um mehr. Dem Thema nur in einer breiten abgestimmten Aktion beizukommen. Die Natur braucht Trittsteine, geschützte, ökologisch wertvolle Flächen, die so groß sind und so nah beieinanderliegen, dass Tiere und Pflanzen eine Chance auf Genaustausch und Ausbreitung haben. Ökologische Zusammenhänge sind komplex. Es wird große Anstrengungen brauchen, ihnen gerecht zu werden. Dafür müssen alle Ebenen zusammenarbeiten – von Ehrenamtlichen über Gemeinden bis zu Behörden und Gesetzgeber. Letztlich ist es nicht nur ein Kampf für die Natur, sondern einer gegen die Bequemlichkeit der Menschen. »Sonderseite S. 6