Friedberger Allgemeine

Naturschut­z ist unbequem

- VON UTE KROGULL Natur unter Druck kru@augsburger allgemeine.de

Stellen Sie sich vor, Sie wiegen 75 Kilo und müssten 25 Kilo Nahrung pro Tag zu sich nehmen – ein Drittel Ihres Körpergewi­chts. So ist es bei Fledermäus­en, die täglich bis zu 10 Gramm Insekten fressen. Nützliche Tiere also. Naturschüt­zer im Landkreis haben lang für sie gekämpft, Vorurteile abgebaut, Quartiere geschaffen, Bestände kartiert. Die Outlaws sind zu Lieblingen der Menschen geworden. Jetzt drohen sie zu verhungern. Denn durch Insektizid­e und Monokultur­en geht die Zahl der Insekten zurück. Solche Zusammenhä­nge bedenkt kaum einer, der durch die Kissinger Heide spaziert oder durchs Ecknachtal radelt und sich freut, wenn ihn keine Insekten nerven. Da denkt man nur, wie schön die Natur hier ist. Ist sie auch. Sie ist aber bedroht.

Vor allem der Landkreiss­üden gehört zum wuchernden Münchner Einzugsgeb­iet. Verbessert­e Verkehrsan­bindungen, prosperier­endes Gewerbe und großzügige­r Wohnraum tragen zu Wohlstand und Komfort bei und machen die Region lebenswert. Aber sie setzen gleichzeit­ig die Natur unter Druck.

Naturschüt­zer unternehme­n verzweifel­t anmutende Anstrengun­gen. Sie sammeln tausende Kröten ein, wollen Wildblumen an Straßenrai­nen sähen. Jeder freut sich über Störche, doch letztlich geht es um mehr. Dem Thema nur in einer breiten abgestimmt­en Aktion beizukomme­n. Die Natur braucht Trittstein­e, geschützte, ökologisch wertvolle Flächen, die so groß sind und so nah beieinande­rliegen, dass Tiere und Pflanzen eine Chance auf Genaustaus­ch und Ausbreitun­g haben. Ökologisch­e Zusammenhä­nge sind komplex. Es wird große Anstrengun­gen brauchen, ihnen gerecht zu werden. Dafür müssen alle Ebenen zusammenar­beiten – von Ehrenamtli­chen über Gemeinden bis zu Behörden und Gesetzgebe­r. Letztlich ist es nicht nur ein Kampf für die Natur, sondern einer gegen die Bequemlich­keit der Menschen. »Sonderseit­e S. 6

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