Ein Schwarzer Sheriff gegen die AfD
Der Hauptfeind der CSU im bevorstehenden Bundestagswahlkampf ist, auch wenn Horst Seehofer und seine Mitstreiter es zu Propagandazwecken gerne anders darstellen, nicht Rot-RotGrün. Der Gegner, den die CSU am meisten fürchtet, ist die AfD. Das ist der tiefere politische Grund, warum Joachim Herrmann, der „Schwarze Sheriff aus Bayern“, als Spitzenkandidat der CSU in den Wahlkampf ziehen muss. Die AfD soll im Herbst schon im Bund möglichst klein gehalten werden, damit die Wähler in Bayern nächstes Jahr erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen.
Dass Herrmann in Fragen der inneren Sicherheit eine beachtliche Nummer ist, steht außer Frage. Er hat sich, selbst wenn man seine rigorose Abschiebepolitik nicht gutheißen mag, als Innenminister einen hervorragenden Ruf erworben. Wie vor ihm Günther Beckstein in Bayern oder der SPD-Politiker Otto Schily im Bund steht er, was Recht und Ordnung betrifft, für einen kompromisslosen Kurs. Das soll nach dem Willen Seehofers im Wahlkampf nicht nur in Bayern, sondern in ganz Deutschland Wirkung entfalten.
Einige praktische Nebeneffekte hat Herrmanns Nominierung auch noch. Sowohl die Kanzlerin als auch der CSU-Chef schätzen seine Verlässlichkeit. Er gilt als treuer Parteisoldat. Zudem hätte sich die CSULandesgruppe im Bundestag vermutlich kaum einen anderen Münchner Minister widerstandslos vor die Nase setzen lassen. Herrmann wird, wenn auch murrend, akzeptiert. Er hat auf seinem Gebiet ein klares Profil. Auch in der CSU gibt es nicht viele Politiker, von denen man das behaupten könnte.