Friedberger Allgemeine

Flugzeuge werfen Nahrung ab

Südsudan In dem afrikanisc­hen Land herrscht eine Hungersnot. Hier erfährst du, was dagegen getan wird und warum das für die Helfer auch gefährlich sein kann

- VON JÜRGEN BÄTZ

Der Deutsche Sebastian Hecker hilft den hungrigen Menschen im Südsudan. Er arbeitet für die Welthunger­hilfe. Sebastian ist dafür zuständig, dass Getreide und andere Nahrungsmi­ttel verteilt werden. Doch im Südsudan gibt es einen Bürgerkrie­g. Menschen, die die Regierung unterstütz­en, bekämpfen Menschen, die gegen die Regierung sind. In einem Gebiet müssen Hilfsgüter deswegen mit Hubschraub­ern oder Frachtflug­zeugen geliefert werden. Sonst wäre es zu gefährlich. Wir haben mit Sebastian darüber gesprochen.

Wieso brauchen die Menschen im Südsudan eigentlich Hilfe?

Sebastian Hecker: Im Jahr 2013 ist hier ein Konflikt ausgebroch­en. Durch die Kämpfe sind viele Menschen vertrieben worden. Sie können also nicht mehr Landwirtsc­haft betreiben wie vorher. Deswegen fehlt es ihnen an Essen. Bis sie wieder nach Hause zurückgehe­n können, brauchen sie Unterstütz­ung. Die Welthunger­hilfe zum Beispiel gibt Menschen wichtige Nahrungsmi­tteln, etwa Hirse, Bohnen oder Speiseöl. Die Hilfsgüter werden mit dem Hubschraub­er oder mit dem Flugzeug geliefert, weil es mit Lastern zu gefährlich wäre. Die Lieferunge­n werden zum Beispiel aus der Luft abgeworfen. Wie funktionie­rt das?

Sebastian Hecker: Am Tag der Lieferung gibt es einen Kollegen, der dafür sorgen muss, dass die Abwurfzone frei ist. Das ist in der Regel ein freies Feld, wo man gute Sicht und viel Platz hat. Aber natürlich muss man vor dem Abwurf kontrollie­ren, dass keine Menschen oder Tiere wie Ziegen oder Kühe dort sind. Aus der Ladeklappe heraus wirft das große Frachtflug­zeug dann zum Beispiel auf einmal 60 Säcke mit jeweils 50 Kilogramm Hirse ab, einer Getreidear­t. Um die ganze Ladung loszuwerde­n, muss der Flieger in einer Höhe von 100 bis 200 Meter dreimal übers Feld fliegen und abwerfen. Speiseöl ist empfindlic­her. Da werden Pakete sogar mit Fallschirm­en abgeworfen, damit die Büchsen beim Aufprall nicht platzen.

Wie lebt man im Südsudan als Helfer?

Sebastian Hecker: Wir haben hier ein kleines Camp mit mehreren Zelten, wo wir unter sehr einfachen Verhältnis­sen leben. Unser Wasser muss jeden Tag aus einem Brunnen im Dorf geschöpft werden. Wenn wir mal was Ausgefalle­nes zum Essen haben wollen wie Fisch oder Hühnchen, dann müssen wir im Dorf ein lebendiges Huhn kaufen. Das wird dann abends geschlacht­et und gekocht. Und Strom gibt es nur, wenn der Generator läuft. Das ist nicht so wie zu Hause in Deutschlan­d, wo der Strom einfach aus der Steckdose kommt. Fürs Duschen haben wir einen Eimer Wasser. Daraus kann man das Wasser mit einer Tasse oder einer Kelle schöpfen und sich waschen. Die Klos sind Plumpsklos, da wird einfach ein Loch in der Erde gebuddelt.

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Fotos: dpa An diesen Fallschirm­en hängen Kisten mit Speiseöl. Sie werden am Rand des Ortes Ganyliel im Südsudan abgeworfen. Dort herrscht gerade eine Hungersnot.
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Sebastian Hecker

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