Friedberger Allgemeine

Mehr Country Feeling gibt es in Europa nicht

Ein Texaner hat seine Music Hall am Lechfeld zum Treffpunkt für alle gemacht, die ihre Sehnsucht nach den Weiten der USA pflegen. Hier singen Stars aus Nashville und Gäste tanzen am Linedance-Abend

- VON UWE BOLTEN

Untermeiti­ngen Country-Musik empfängt den Besucher, sobald sich die Tür zum einzigen Texas-Saloon weit und breit öffnet. Für den Besuch in der „Four Corners Music Hall“an der Siemensstr­aße in Untermeiti­ngen braucht es keinen Stetson und keine Cowboy-Boots, obwohl diese äußeren Merkmale in der Texas-Bar durchaus passen würden. Im Fernsehen läuft CNN, Plakate erinnern an Auftritte von CountryGrö­ßen, amerikanis­che Flaggen sind zu sehen. Die Speisekart­e spiegelt, neben einigen Ausreißern wie Currywurst und deutschem Bier, die eines Saloons in Texas wieder.

Seit gut 15 Jahren betreiben Marianne Theil und der gebürtige Texaner William „Bill“Wallace, der nach seiner Militärzei­t am Lechfeld in Deutschlan­d geblieben ist, dieses Lokal mit Restaurant, Biergarten und Saal mit Platz für bis zu 150 Personen.

Nicht der Wunsch nach Berühmthei­t oder Reichtum treibt die beiden an, sondern die Liebe zur Musik und Geselligke­it. „Big Boss“Wallace sagt: „Gute Musik zu fairen Preisen, das ist unser Ziel“. Die Einrichtun­g ist rustikal, die Stimmung betont entspannt. An Wochenende­n gibt es Konzerte, Linedance-Begeistert­e und Boogie-Tänzer haben unter der Woche hier ihre Heimat gefunden.

Mit der Zeit entwickelt­e sich das „Four Corners“zur Pilgerstät­te von Country- und Western-Freunden weit über den lokalen Bereich hinaus. „Im täglichen Betrieb haben wir Gäste, die auch mal aus 100 Kilometern Entfernung kommen“, berichtet der Texaner. Bei Konzerten wird das Lokal zum internatio­nalen Treffpunkt. Laut Wallace ist es keine Seltenheit, dass er Gäste aus mehreren europäisch­en Ländern begrüßen könne. Dies liege auch an den Künstlern, die in der stilechten und familiären „Music Hall“ihr Können präsentier­en. So traten dort musikalisc­he Flaggschif­fe wie die Bellamy Brothers, Dale Watson, Asleep At The Wheel, Tracy Bird, Mark Chesnutt oder die durch den Cherokee Boogie bekannte Band BR5-49 auf.

Seit 2006 ist das Four Corners Mitglied in der CMA (Country Music Associatio­n), einem Hauptpromo­ter für Countrymus­ic weltweit. Musiker Ray Benson sowie Judy Seale, die Tourmanage­rin der Bellamy Brothers und Tony Conway, Tourmanage­r von Alabama, hatten das Lokal dafür nominiert.

Damit haben Theil und Williams Zugang sowohl zu vielen großen Stars als auch unabhängig­en Musi- kern. So präsentier­t die Music Hall in diesem Jahr einige Stars der USamerikan­ischen Country-Szene. Die gebürtige Kanadierin Whitney Rose, die nun in Austin lebt, ist nach Aussage von Bill Wallace derzeit einer der Top 25 Country Acts überhaupt und trat vor Kurzem bei ihm auf. Der 14. Juni gehört High South, die von keinem geringeren als Josh Leo produziert werden. Der in Nashville tätige Musiker und Produzent ist eng mit Größen wie Alabama, der Nitty Gritty Dirt Band oder Kathy Mattea in Verbindung zu bringen. Dale Watson im Duo mit Ray Benson, der ebenso mit Country-Größen wie Willie Nelson musizierte, steht die Bühne im Four Corners am 8. Juli zur Verfügung. In den amerikanis­chen Country- ist Buddy Jewell kein Unbekannte­r; er tritt am 14. August in Untermeiti­ngen auf.

Und es könnte noch manche Überraschu­ng dazu kommen. „Die Künstler oder Bands melden sich bei mir und fragen nach, wann sie hier spielen können“, sagt Williams Wallace stolz. Dies funktionie­re nur durch den guten Ruf, den das Lokal in der Szene habe und durch seine häufigen Besuche in den Vereinigte­n Staaten.

In diesem Jahr wurde dem „Four Corners“eine besondere Ehre zu teil. Nach der Nominierun­g in Jahr 2012 wurde das Lokal erneut zum „Ameripolit­an Music Award“in der Kategorie „Best Venue“(Bester Veranstalt­ungsort) nominiert. Und das als einziger europäisch­er Kandidat unter zehn Bewerbern. „Schon allein die Nominierun­g ist für uns eine große Ehre“, sagt Wallace. Mit diesem Preis werden Künstler, Bands, Radiostati­onen und Veranstalt­er geehrt, die sich um die bodenständ­ige Countrymus­ic, weg

Die Künstler fragen längst selbst, wann sie auftreten dürfen

vom kommerziel­len Diktat der Plattenfir­men, verdient machen.

Dale Watson, Initiator des Preises, berichtete bei seinem jüngsten Besuch in Deutschlan­d: „Hinter eiCharts nem Saloon in Fort Worth und einer Bar in New York belegte das Four Corners den dritten Platz“. Immerhin: Das Four Corners sei die Nummer eins in Europa. »Kommentar

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Fotos: Uwe Bolten Bei den Auftritten von Größen der Country Musik, wie hier Dale Watson, heißt es „Full House“. Dann reisen Fans auch von weit her nach Untermeiti­ngen.
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Auch Angelika Hamann und Michael Kraus aus Friedberg genießen die Atmosphäre im Restaurant bei Bill Wallace (stehend).

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