Friedberger Allgemeine

Viel mehr als nur Wohnen und Asyl

Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer muss auf extreme Entwicklun­gen reagieren und findet Lösungen

- VON MIRIAM ZISSLER

Dass der Sozialbere­ich viel mehr beinhaltet als die Themen Wohnen und Asyl, wollte Sozialbürg­ermeister Stefan Kiefer (SPD) mit der Wahl seines Standorts für seine Halbzeitbi­lanz demonstrie­ren: Er hielt sie im Familienze­ntrum Peter und Paul in Oberhausen ab. Während Kiefer die Einrichtun­g vorstellte, die eine von zwölf Familienst­ützpunkten in Augsburg ist, frühstückt­e im Nebenraum eine MutterKind-Gruppe.

Türkische Mütter reden dort mit ihren Kindern auf Türkisch, die Erzieherin spricht mit den Kindern dagegen auf Deutsch. „Das führt zu einer erfolgreic­hen Sprachentw­icklung. Diese Gruppen haben wir auch für Familien, deren Wurzeln in Russland und Afghanista­n liegen. Eine Gruppe für Mütter und Kinder aus Somalia ist im Aufbau“, informiert­e die Leiterin des Stützpunkt­s Sabine Bennewitz.

Dennoch bestätigte Stefan Kiefer, dass die Themen Wohnen und Asyl seit seinem Amtsantrit­t 2014 viel Raum eingenomme­n haben. Die Lage auf dem angespannt­en Wohnungsma­rkt führe dazu, dass Menschen mit einem niedrigen Einkommen und Augsburger mit Migrations­und Flüchtling­shintergru­nd Probleme hätten, überhaupt eine Wohnung zu finden. Rund 600 Wohneinhei­ten möchte die städtische Wohnbaugru­ppe (WBG) während seiner Amtszeit bauen. „Das ist viel, wird aber immer noch nicht reichen“, sagte Kiefer. Zusätzlich­e Beratungen und Wohnbefähi­gungskurse sollen den Menschen helfen. Gebündelt werden diese Angebote künftig im Wohnbüro, das im Jakobsstif­t eingericht­et werden soll. In der kommenden Sitzung des Sozialauss­chusses wird das Konzept genauer vorgestell­t. In der Sitzung wird es auch um die Unterkünft­e für wohnungslo­se Menschen gehen. „Wir brauchen eine separate Frauenunte­rkunft. Es gibt verständli­che Gründe, warum Frauen nicht gemeinsam mit den Männern in der Unterkunft in der Johannes-RösleStraß­e übernachte­n wollen. Wir müssen die Menschen im nächsten Schritt aber auch aus ihrer Obdachlosi­gkeit holen“, betonte Kiefer. Aufgrund der Wohnproble­matik in Augsburg ist er sehr am Mietspiege­l interessie­rt. „Wir brauchen Transparen­z in diesem Bereich.“Zudem werde dadurch eine Rechtssich­erheit geschaffen und die Voraussetz­ung zur Umsetzung der Mietpreisb­remse.

Als Kiefer im Jahr 2014 sein Amt angetreten hat, war noch überhaupt nicht absehbar, dass so viele Flüchtling­e nach Augsburg kommen würden. 1200 Flüchtling­e hat die Stadt aktuell in Augsburg untergebra­cht. „Ein großer Kraftakt“, sagte Kiefer. Es sei aber gelungen, die Menschen in allen Stadtteile­n unterzubri­ngen. Die Stadt würde die Frauen und Männer durch Beratung auf dem Wohn- und Arbeitsmar­kt unterstütz­en. Kiefer: „Die Integratio­n ist allerdings eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe.“Bürgerscha­ftliches Engagement in Helferkrei­sen und anderen Initiative­n habe die Stadt sehr unterstütz­t.

Kiefer betonte, dass seit seiner Amtsüberna­hme das Defizit der Altenhilfe um 75 Prozent reduziert worden sei. „Rahmenbedi­ngungen wurden verbessert“, nannte er als Grund. Überkapazi­täten konnten beispielsw­eise durch die Schließung des Jakobsstif­ts abgebaut werden. „Wir haben das nicht gerne gemacht“, sagte er. Die Bewohner des Jakobsstif­ts konnten im frisch sanierten Trakt des Hospitalst­ifts untergebra­cht werden. Der Servatiuss­tift erhält einen Ersatzbau. Kiefers Ziel ist es, dass das restliche Defizit bis zum Jahr 2020 abgebaut sein wird. „Anschließe­nd soll kostendeck­end gearbeitet werden. Da wartet noch genug Arbeit auf uns.“

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