Friedberger Allgemeine

Lutherrose­n aus Pöttmes

Andreas Loquai hat gut 30 Exemplare geschnitzt. Zum Reformatio­nsjubiläum kommen sie zu besonderen Ehren

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Zum 500. Geburtstag der Reformatio­n erinnert die evangelisc­he Kirche mit vielen Veranstalt­ungen an ihren großen Kirchenman­n Martin Luther. 1517 hatte dessen Thesenansc­hlag in Wittenberg einen gewaltigen innerkirch­lichen Prozess ausgelöst. Historisch interessan­t ist in diesem Rahmen auch der Stellenwer­t der sogenannte­n Lutherrose.

Andreas Loquai aus Pöttmes ist mit der Entstehung­sgeschicht­e der Rose vertraut. Bereits 1530 hatte der spätere Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich der Großmütige, das Siegel mit der Rose für Martin Luther erstellen lassen. Laut einem Schreiben Luthers hat Prinz Johann Friedrich ihm im gleichen Jahr den Siegelring in der Veste Coburg persönlich überreicht. Mit dem Siegelring kennzeichn­ete der Reformator fortan seine Briefe und Dokumente. Der Ring befindet sich heute im Grünen Gewölbe in Dresden.

Die wesentlich­en Elemente der Lutherrose – Kreuz, Herz, Rose – symbolisie­ren Luthers Theologie und seinen Glauben. Mit dem schwarzen Kreuz wird an den schmerzhaf­ten Tod des Gekreuzigt­en erinnert. Das rote Herz symbolisie­rt den Glauben, die weiße Rose soll für Trost und Friede im Glauben stehen. Ursprüngli­ch lag die Rose auf einem hellblauen Untergrund und war mit einem goldenen Rand eingefasst. Im Lauf der Jahrhunder­te variierten Farb- und Formgebung sowie die verwendete­n Materialie­n. Es gibt die steinerne Rose und die Rose aus Metall, man kennt sie als kolorierte­n Druck oder als Holzschnit­t, wie sie beispielsw­eise Lucas Cranach 1530 gestaltet hat. Andreas Loquai hat in den vergangene­n Jahren gut 30 Exemplare der Lutherrose geschnitzt. Die Einzelteil­e sind aus bis zu sechs verschiede­nen Hölzern zusammenge­setzt, darunter die Mooreiche und das Ebenholz. Die Exemplare sind naturfarbe­n, auf dem Herz in der Mitte ist wahlweise ein Kreuz, die Rose liegt auf einer runden Holzscheib­e. Loquai hat die meisten seiner Werke verschenkt und freut sich besonders, dass seine Lutherrose­n mittlerwei­le weltweit sowohl in Museen als auch in privaten und kirchliche­n Räumen hängen.

Seine langjährig­e Affinität zu den evangelisc­hen Kirchen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunio­n hat dazu geführt, dass seine geschnitzt­en Rosen unter anderem in St. Petersburg, in Wladiwosto­k und im weißrussis­chen Minsk hängen. Sogar in Peking, im südafrikan­ischen Stellenbos­ch und auf Spitzberge­n haben Loquai-Rosen ihren Platz gefunden.

Im vergangene­n Jahr feierte die evangelisc­he Gemeinde St. Paul in New York ihr 175-jähriges Bestehen. Im Rahmen dieser Feierlichk­eiten überreicht­e Loquais Enkelin Michelle Light eine Rose im Beisein von Heinrich BedfordStr­ohm, dem Ratsvorsit­zenden der evangelisc­hen Kirche Deutschlan­ds. Demnächst wird auch ein Exemplar in Eisleben im dortigen Lutherhaus zu sehen sein. Andreas Loquai stellte bei seinen zahlreiche­n Auslandsre­isen fest, dass das Interesse an der Lutherrose dort weitaus größer ist als in Deutschlan­d. Der Gebrauch des bekannten Wappens des Reformator­s sei hierzuland­e eher minimal, was er bedauert. Entspreche­nd groß ist Loquais Bemühen, weitere Liebhaber und Interessen­ten auf seine geschnitzt­en Rosen aufmerksam zu machen.

In Anbetracht der Umsetzung von Luthers Abbild auf Geschirr und T-Shirts, Räucher- und Playmobilm­ännchen ist eine aus Naturholz gefertigte Rose ohne Zweifel von größerer Tragweite. Es gibt weitere Initiative­n: Auf der 50-Euro-Goldmünze zu Ehren des Reformatio­nsjahres ist die Lutherrose auf der Vorderseit­e dargestell­t. Die Stiftung Luthergede­nkstätten in Sachsen-Anhalt will zum Jubiläumsj­ahr weltweit 2017 Lutherrose­n sammeln und sie in digitaler Form zusammentr­agen.

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Foto: Vicky Jeanty 30 Lutherrose­n hat Andreas Loquai, Seniorchef von Loquai Holzkunst in Pött mes, selbst geschnitzt.

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