Kreis rüstet Kommandozentrale auf
Ein Flugzeug stürzt ab, ein Sturm fegt über die Region – im Ernstfall steht dem Führungsteam des Landratamtes viel Platz und jede Menge Technik zur Verfügung
Aichach Friedberg Ein schweres Zugunglück, ein Waldbrand, ein Flugzeugabsturz, ein Gefahrgutunfall oder ein Tornado – das alles sind mögliche Szenarien einer Katastrophe. Dann sind nicht nur die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst im Landkreis besonders gefordert. Im Katastrophenschutzraum im Landratsamt laufen alle Fäden zusammen. Hier befindet sich die Kommandozentrale, wo alle Informationen ankommen und von der aus die Führungsgruppe den Einsatz koordiniert. Rund 50 000 Euro steckte der Landkreis als Katastrophenschutzbehörde vor allem in die Aufrüstung der Elektronik in der Kommandozentrale.
Erst knapp zwei Jahre ist es her, dass der Landkreis von einer Katastrophe betroffen war. Damals wütete ein Tornado über dem Wittelsbacher Land. Innerhalb von 20 Minuten nach der Alarmierung sei der Katastrophenschutzraum besetzt gewe- erinnert sich Landrat Klaus Metzger. Alle Vertreter der Führungsgruppe, zu denen neben Polizei und Feuerwehr auch Technisches Hilfswerk (THW), Bundeswehr und Mitarbeiter des Landratsamtes gehören, saßen an ihren Plätzen in der Kommandozentrale.
Drei Tage lang koordinierte die Führungsgruppe von hier aus in wechselnden Schichten den Einsatz. Der Landrat: „Es hat alles bestens funktioniert.“Gezeigt hat sich allerdings auch, dass das eine oder andere geändert werden musste. Zum Beispiel hatte der Raum eine schlechte Belüftung und war als Arbeitsplatz für ein mehrköpfiges Team zu eng.
Der Landkreis reagierte. Der danebenliegende EDV-Raum musste weichen, damit der Katastrophenschutzraum auf rund 60 Quadratmeter vergrößert werden konnte. Er wurde mit Belüftungssystem und Klimawürfel nachgerüstet und die Computerausstattung auf den neuesten Stand gebracht. Neu ist eine interaktive Medienwand, ein Smartbo- ard mit einer Bildschirmdiagonale von 86 Zoll (218,44 Zentimeter). Mit ihr können unter anderem Dokumente, die direkt von einem USBGerät oder einem internen Speicher geöffnet wurden, interaktiv bearbeitet werden. Auf eingespielten Karten kann das Führungsteam im Katastrophenfall verschiedene Möglichkeiten durchspielen.
Der Örtliche Einsatzleiter (ÖEL) ist beim Katastrophenschutz die entscheidungsbefugte Führungskraft. Normalerweise hat dieses Amt der Kreisbrandrat inne. Nachdem dieses Amt im Landkreis momentan nicht besetzt ist, müssten im Katastrophenfall die Kreisbrandinspektoren (KBI) Franz Hörmann, Christian Happach oder Klaus Hartwig die Örtliche Einsatzleitung übernehmen. Dem ÖEL obliegt die taktischoperative Führung aller im Katastrophengebiet eingesetzten Kräfte. Unterstützt wird er dabei von der Unterstützungsgruppe des Örtlichen Einsatzleiters, der UG-ÖEL, Sachverständigen sowie den Führungssen, und Verbindungskräften der eingesetzten Einheiten wie Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei oder Bundeswehr. An der Wand aufgehängte Karten und Listen helfen dem Führungsteam dabei, alle Informationen schnell zur Hand zu haben und reagieren zu können. Im Fall des Tornados vor zwei Jahren zum Beispiel organisierte das Team noch in der Nacht, dass die Betroffenen bei Baumärkten Material holen konnten, um Schäden zu beheben. Entsprechende Listen mit Telefonnummern werden laufend aktualisiert. Auch gebe es vom Ministerium Mustervorlagen, die regelmäßig fortgeschrieben werden, erklärt Sven Korper, Sachbearbeiter Katastrophenschutz im Landratsamt. Er organisiert deshalb mindestens einmal im Monat Übungen mit der Führungsgruppe im Katastrophenschutzraum, damit im Ernstfall jeder weiß, wo er hinlangen muss. Nachdem der Landkreis Aichach-Friedberg den Raum auch als Schulungsraum nutzt, ist er ohnehin permanent ausgebucht.