Friedberger Allgemeine

Warum die verseuchte­n Hügel noch da sind

Der Gemeindera­t vergibt den Auftrag erneut an die Spezialfir­ma. Vielleicht wird Kissing das Erdreich aber auch billiger los

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Der Ortseingan­g von Kissing wird zurzeit durch große Erdhaufen geprägt. Eigentlich sollten die Hügel schon längst weg sein. In der Bauausschu­sssitzung Anfang April hieß es, dass das verunreini­gte Erdreich auf dem Areal beim Kreisverke­hr zwischen B 2 und Bürgermeis­ter-Wohlmuth-Straße so schnell wie möglich entsorgt werden muss. Der Grund: Sollte die Erde sich mit Feuchtigke­it vollziehen, wird sie schwerer – das erhöhe die Kosten. Nun regnet es bereits seit längerer Zeit, die Hügel sind aber immer noch da. Außerdem sind sie auch nicht, wie in der damaligen Sitzung angeregt, mit Plastikpla­nen abgedeckt worden.

Im Gemeindera­t hieß es nun, dass die Firma BTU Hartmeier, die mit der Entsorgung beauftragt worden war, noch nicht die nötigen Kapazitäte­n dazu habe. Die Hügel sind angehäuft worden, weil ein Investor auf dem Grundstück nördlich des Robinienwe­gs ein Hotel und ein Fliesenges­chäft errichten lassen will. Die Gemeinde, der das Areal gehört, ließ es von dem Diplomgeol­ogen Christian Schön untersuche­n. Der stellte erhebliche Verunreini­gungen im Erdreich fest, weil sich nördlich der Tankstelle früher eine provisoris­che Kläranlage befand. Das Erdreich ist mit Teerbrocke­n durchzogen. Mitte März ließ Schön mit Baggern den Boden bis zu einer Tiefe von 30 Zentimeter­n abtragen und in große Haufen verwandeln. Im Gemeindera­t erklärte Bürgermeis­ter Manfred Wolf nun, dass die Spezialfir­ma noch eine zusätzlich­e Untersuchu­ng machen musste. Zudem wollte Wolf erneut den Gemeindera­t abstimmen lassen, weil es um Kosten in Höhe von bis zu 70000 Euro geht. Ausschüsse dürften nur bis zu einer Grenze von 50 000 Euro Aufträge vergeben. Bauamtslei­ter Alfred Schatz sagte, dass ein Mitarbeite­r der Firma sich bei ihm für die Verzögerun­g entschuldi­gt habe. Er sei aber zuversicht­lich, in den kommenden Wochen die Haufen abholen zu können.

Katrin Müllegger-Steiger von den Grünen sagte: „Die Bürger machen sich Sorgen.“Sie fragte, ob Beeinträch­tigungen für die Gesundheit bestehen. Bürgermeis­ter Wolf betonte: „Da besteht überhaupt keine Gefahr für die Öffentlich­keit.“

Franz-Xaver Sedlmeyr von der CSU fragte, ob die Hügel überhaupt von einer Spezialfir­ma für viel Geld entsorgt werden müssen. Seinen Informatio­nen nach lasse die Klassifizi­erung des verunreini­gten Erdreichs auch zu, es in einen Kreisverke­hr oder Damm einbauen zu lassen. Im Vorfeld hatte die Gemeinde die Hoffnung, dass ein Teil des Erdreiches auf dem benachbart­en Feld östlich der Bürgermeis­ter-Wohlmuth-Straße verteilt werden kann. Diplomgeol­oge Schön sagte aber, dass das nicht möglich sei und die Hügel entsorgt werden müssten. Wolf erklärte, dass er das Material in Kissing nicht gebrauchen könne. „Ich kann aber bei den Nachbargem­einden nachfragen, ob die irgendwo einen Lärmschutz­wall bauen.“

Andreas Offner (CSU) regte an, den Auftrag zur Entsorgung noch einmal neu auszuschre­iben. Bauamtslei­ter Schatz sagte dazu aber: „Die Preise der anderen Firmen waren deutlich höher.“Wolfgang Hörig von der Freien Wählergeme­inschaft erinnerte: „Wir haben bereits im Bauausssch­uss einen Entschluss gefasst. Dabei sollten wir bleiben.“Er sprach sich dafür aus, das Erdreich so schnell wie möglich entsorgen zu lassen. Auch Müllegger-Steiger plädierte dafür.

Am Ende schlug Wolf vor, einen zweiteilig­en Beschluss zu fassen. Zunächst bekam die Firma BTU Hartmeier einstimmig den Auftrag, das Erdreich wegzuschaf­fen. Bauamtslei­ter Schatz sagte, dass er mit der Zustellung des Beschlusse­s etwa 14 Tage warten könne. In dieser Zeit will die Verwaltung nun prüfen, ob sie die Haufen auf einem anderen Weg los wird. Die Grünen und Ursula Kronester von der SPD stimmten dagegen.

Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Wolf zudem, dass die Gemeinde in Absprache mit dem Experten Schön auf eine Abdeckung verzichtet habe. Die Plastikpla­nen wären auch kontaminie­rt worden und hätten zusätzlich entsorgt werden müssen. Zudem wirke sich der Regen doch nicht so sehr auf das Gewicht aus.

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Foto: Philipp Schröders Die Hügel auf dem Areal nördlich des Robinienwe­gs sind noch da. Eigentlich hieß es, dass das verunreini­gte Erdreich schnell entsorgt werden muss.

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