Freude am Fahrwerk
Neuvorstellung BMW macht bei der Modelpflege der 4er-Baureihe ziemlich wenig – das dafür aber richtig gut. Das 440i Coupé mit seinem veritablen Sechszylinder birgt Suchtpotenzial
Nirgendwo sonst ist das Thema Autofahren derart emotional wie bei Coupé oder Cabriolet. Hier zählen die schöne Zeit auf der Straße, Fahrspaß und Fahrgefühl, der Rest bleibt zweitrangig. Bei BMW hat man den Anspruch, in diesem Bereich den Maßstab zu setzen. Und so war es nur folgerichtig, als die Münchner 2013 mit dem 4er eine eigene Baureihe ins Programm nahmen, die genau diese Werte noch stärker bedienen soll.
Fast 400000 Mal haben sich Cabrio, Coupé und der Viertürer Gran Coupé inzwischen verkauft – für die Macher ein klares Indiz, dass die Idee mit dem aufgebohrten 3er für die besonders schönen Stunden keine so falsche war. Und entsprechend überschaubar fällt nun, nach gut dreieinhalb Jahren, die Liste an Veränderungen aus, die man dem 4er der ersten Generation zur Hälfte seiner Lebenszeit verordnet hat.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das wenige, das gemacht wurde, ist richtig gut geworden. Die Entwickler der Baureihe haben keine Energie verschwendet und vor allem beim Markenkern nachgeschärft. Modellvarianten haben eine besser ansprechende Lenkung (und ein griffigeres Lenkrad) erhalten. Bei Coupé und Gran Coupé wurden zudem bei Dämpfern und Fahrwerk nachjustiert, das nun deutlich straffer und präziser ausfällt, ohne jedoch bei längeren Fahrten unangenehm zu werden.
Was die hohe Alltagstauglichkeit ebenfalls begünstigt: Das Fahrverhalten liegt in perfekter Harmonie mit der Motorisierung, die bereits im vergangenen Jahr auf den neuesten technischen Stand gebracht wurden. Der Vierzylinder mag aus sportlicher Sicht zwar nicht die ultimative Lösung sein, passt jedoch zum offenen Verdeck und der bayerischen Landstraße wie das Weißbier zu Weißwurst und Breze. Das Auto fährt nicht, es gleitet.
Wem dieser Spaß zu harmlos ist, der dürfte beim 440i und seinem Sechszylinder richtig aufgehoben sein. Aber Vorsicht, es droht Suchtgefahr. Bereits beim angriffslustigen Knurren, mit dem der Drei-LiterMotor im getesteten 440i Coupé seinen Dienst aufnimmt, ist klar: Da will sich einer austoben – ohne Kompromisse. Die 326 PS beißen sich sofort und nahezu ohne Traktionsverluste in die Straße. Dabei reagiert der Motor feinfühlig auf jede Bewegung des Gaspedals.
So weit das Wesentliche. Der Rest der Neuerungen – das muss man so ganz offen sagen – liest sich eher wie das Pflichtprogramm der Modelpflege als ein Innovationsbericht: neue (wirklich aufwertende) LED-Beleuchtung vorne und hinten, ein paar Design-NachschärfunAlle gen bei Front- und Heckschürze, zwei neue Außenfarben und vier neue Felgen – fertig.
Innen fällt das Facelift sogar noch unauffälliger aus. Die doppelte Ziernaht oder die neuen Chromund Galvanikelemente im Cockpit dürften nur eingefleischten BMWFans auf Anhieb ins Auge stechen. Auch die Kacheloptik, mit der die Benutzeroberfläche sich nun am Borddisplay präsentiert, kann man nicht wirklich als Durchbruch in der Fahrzeugdigitalisierung bezeichnen.
Preislich – und das sollte zu guter Letzt ebenfalls nicht unerwähnt bleiben – hat der 4er ebenfalls einen Sprung nach vorne gemacht. Durch die angehobene Serienausstattung liegt der Einstiegspreis bei Coupé und Gran Coupé bei 39650, beim Cabrio bei 46800 Euro. Alle Modellvarianten sind ab sofort erhältlich. Im Angebot sind drei Benziner (184 bis 326 PS) und drei Dieselmotoren (190 bis 313 PS).
Kleiner Wahnsinn am Rande: Die Option auf den Allradantrieb xDrive miteinbezogen, kann der Kunde aus sage und schreibe 31 Modellvarianten seinen 4er wählen. Und das ganz rational.