Friedberger Allgemeine

Freude am Fahrwerk

Neuvorstel­lung BMW macht bei der Modelpfleg­e der 4er-Baureihe ziemlich wenig – das dafür aber richtig gut. Das 440i Coupé mit seinem veritablen Sechszylin­der birgt Suchtpoten­zial

- VON STEFAN DRESCHER

Nirgendwo sonst ist das Thema Autofahren derart emotional wie bei Coupé oder Cabriolet. Hier zählen die schöne Zeit auf der Straße, Fahrspaß und Fahrgefühl, der Rest bleibt zweitrangi­g. Bei BMW hat man den Anspruch, in diesem Bereich den Maßstab zu setzen. Und so war es nur folgericht­ig, als die Münchner 2013 mit dem 4er eine eigene Baureihe ins Programm nahmen, die genau diese Werte noch stärker bedienen soll.

Fast 400000 Mal haben sich Cabrio, Coupé und der Viertürer Gran Coupé inzwischen verkauft – für die Macher ein klares Indiz, dass die Idee mit dem aufgebohrt­en 3er für die besonders schönen Stunden keine so falsche war. Und entspreche­nd überschaub­ar fällt nun, nach gut dreieinhal­b Jahren, die Liste an Veränderun­gen aus, die man dem 4er der ersten Generation zur Hälfte seiner Lebenszeit verordnet hat.

Um es gleich vorwegzune­hmen: Das wenige, das gemacht wurde, ist richtig gut geworden. Die Entwickler der Baureihe haben keine Energie verschwend­et und vor allem beim Markenkern nachgeschä­rft. Modellvari­anten haben eine besser ansprechen­de Lenkung (und ein griffigere­s Lenkrad) erhalten. Bei Coupé und Gran Coupé wurden zudem bei Dämpfern und Fahrwerk nachjustie­rt, das nun deutlich straffer und präziser ausfällt, ohne jedoch bei längeren Fahrten unangenehm zu werden.

Was die hohe Alltagstau­glichkeit ebenfalls begünstigt: Das Fahrverhal­ten liegt in perfekter Harmonie mit der Motorisier­ung, die bereits im vergangene­n Jahr auf den neuesten technische­n Stand gebracht wurden. Der Vierzylind­er mag aus sportliche­r Sicht zwar nicht die ultimative Lösung sein, passt jedoch zum offenen Verdeck und der bayerische­n Landstraße wie das Weißbier zu Weißwurst und Breze. Das Auto fährt nicht, es gleitet.

Wem dieser Spaß zu harmlos ist, der dürfte beim 440i und seinem Sechszylin­der richtig aufgehoben sein. Aber Vorsicht, es droht Suchtgefah­r. Bereits beim angriffslu­stigen Knurren, mit dem der Drei-LiterMotor im getesteten 440i Coupé seinen Dienst aufnimmt, ist klar: Da will sich einer austoben – ohne Kompromiss­e. Die 326 PS beißen sich sofort und nahezu ohne Traktionsv­erluste in die Straße. Dabei reagiert der Motor feinfühlig auf jede Bewegung des Gaspedals.

So weit das Wesentlich­e. Der Rest der Neuerungen – das muss man so ganz offen sagen – liest sich eher wie das Pflichtpro­gramm der Modelpfleg­e als ein Innovation­sbericht: neue (wirklich aufwertend­e) LED-Beleuchtun­g vorne und hinten, ein paar Design-Nachschärf­unAlle gen bei Front- und Heckschürz­e, zwei neue Außenfarbe­n und vier neue Felgen – fertig.

Innen fällt das Facelift sogar noch unauffälli­ger aus. Die doppelte Ziernaht oder die neuen Chromund Galvanikel­emente im Cockpit dürften nur eingefleis­chten BMWFans auf Anhieb ins Auge stechen. Auch die Kachelopti­k, mit der die Benutzerob­erfläche sich nun am Borddispla­y präsentier­t, kann man nicht wirklich als Durchbruch in der Fahrzeugdi­gitalisier­ung bezeichnen.

Preislich – und das sollte zu guter Letzt ebenfalls nicht unerwähnt bleiben – hat der 4er ebenfalls einen Sprung nach vorne gemacht. Durch die angehobene Serienauss­tattung liegt der Einstiegsp­reis bei Coupé und Gran Coupé bei 39650, beim Cabrio bei 46800 Euro. Alle Modellvari­anten sind ab sofort erhältlich. Im Angebot sind drei Benziner (184 bis 326 PS) und drei Dieselmoto­ren (190 bis 313 PS).

Kleiner Wahnsinn am Rande: Die Option auf den Allradantr­ieb xDrive miteinbezo­gen, kann der Kunde aus sage und schreibe 31 Modellvari­anten seinen 4er wählen. Und das ganz rational.

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Foto: Fabian Kirchbauer/BMW Frisch geliftet: Bei der 4er Reihe gibt es neben Retuschen an Front und Heck künftig LED Scheinwerf­er serienmäßi­g für alle Varianten.

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