Friedberger Allgemeine

Ist es gerecht, wenn der Bessere gewinnt?

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Mancher glaubt, der Fußball sei gerecht. Frei nach dem Motto: Möge der Bessere gewinnen. Fans des FC Bayern dürften das gerade ein bisschen anders sehen. Denn wäre Fußball tatsächlic­h gerecht, könnten sie sich jetzt auf ein Pokalfinal­e gegen Eintracht Frankfurt freuen. Gerecht wäre gewesen, hätte der FC Bayern das Halbfinale gegen Dortmund gewonnen. Gut nur, dass Fußball nicht gerecht ist. Wäre er es, wäre er eine langweilig­e Angelegenh­eit.

Der Fußball lebt geradezu davon, dass es bisweilen ziemlich ungerecht zugeht. Nur mal angenommen eine Mannschaft hat 99 Prozent Ballbesitz, der Gegner aber erzielt in seinem einen Prozent das einzige Tor der Begegnung – wäre das gerecht? Nein. Aber man würde den Sieger zu seiner Effizienz beglückwün­schen. Wenig fasziniert uns Menschen mehr, als die uralte Geschichte des Davids, der gegen Goliath gewinnt. Mit Gerechtigk­eit hat das nichts zu tun. Denn wie unfair ist es doch, dem Gegner aus sicherer Entfernung einen Stein an den Kopf zu schleudern? Gerechtigk­eit ist eine Frage der Definition und meist auch eine der Perspektiv­e.

Der eine ist ein Zwei-Meter-Hüne, der andere hat einen Herzfehler. Der eine verdient als Fußballer Millionen, der andere hat das Talent zum Einradfahr­er. Doch obwohl der Sport ungerecht ist, wird nirgendwo anders so leidenscha­ftlich über Gerechtigk­eit diskutiert. Häufig muss dann die ausgleiche­nde Gerechtigk­eit dafür herhalten, um vermeintli­ches Unrecht in einen größeren Zusammenha­ng zu rücken. Dabei ist die Realität oft viel banaler: Pech oder Glück entscheide­n über den Ausgang eines Spiels. Zufall ist der größte Gegner der Gerechtigk­eit. Ziel eines jeden Trainers ist es, dessen Einfluss so weit wie möglich zu minimieren.

Erfolgreic­her ist das Team, das mit den Zufälligke­iten des Spiels besser zurechtkom­mt – oder das vom Glück unverschäm­t begünstigt wird.

Wer Gerechtigk­eit sucht, konstruier­t in der Nachbetrac­htung gerne besondere Verdienste, die den Erfolg rechtferti­gen sollen. Man habe mehr vom Spiel gehabt. Der Torschütze habe eben einen Torriecher und stehe immer goldrichti­g. Macht das Fußball gerecht? Nein. Denn wäre er es, der HSV spielte längst schon in der zweiten Bundesliga. Mit ein bisschen Glück sorgt der FC Augsburg am Sonntag diesbezügl­ich für ausgleiche­nde Gerechtigk­eit.

Zufall ist der größte Gegner der Gerechtigk­eit

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