Friedberger Allgemeine

Ein schöner Mann. Und mehr…

Reich an Charisma, Erfolg und Affären: Warren Beatty ist eine der großen Figuren Hollywoods. Jetzt, mit 80, kehrt er zurück – und ein Skandal wirkt plötzlich ganz anders

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Es heißt ja gern in solchen Fällen: Ein Schuft, der Böses dabei denkt. Aber wirkt es wirklich bloß wie eine böswillige Projektion, wenn man jetzt unterstell­t, es könnte doch alles nicht bloß ein riesiges, ganz blödes Versehen und sowieso Missverstä­ndnis gewesen sein, an jenem 26. Februar dieses Jahres.

Sie erinnern sich: Da stand ein legendäres Hollywood-Paar auf der Bühne, um den Sieger des wichtigste­n Oscar des Jahres zu vergeben und krönten dann – offenbar mit dem falschen Kuvert versorgt – „La La Land“statt „Moonlight“. Die Verleihung­en, die Sieger und die Branche bekamen maximale Aufmerksam­keit, und in wirklich jedem Bericht erwähnt, auf jedem Foto zu sehen: jenes legendäre HollywoodP­aar, Warren Beatty und Faye Dunnaway, „Bonnie und Clyde“, genau 50 Jahre her. Was für große Kinocool, Figuren, was für tolle Karrieren! Und was machen die eigentlich so? Ach ja, genau, übrigens: Warren Beatty hat nach vielen Jahren Pause gerade jetzt einen neuen Film, als Regisseur und Hauptdarst­eller, so ein Zufall! Auch für die, die den großen Warren bislang nicht kannten oder nicht mehr präsent hatten: der perfekte Empfangste­ppich … Heute jedenfalls läuft nun „Regeln spielen keine Rolle“in unseren Kinos an – eine Kritik lesen Sie auf der Kino-Seite.

Anderersei­ts: Hat ein Warren Beatty solch ein Theater nötig? Vor gut einem Monat ist er ja auch 80 geworden, und man konnte auch da all diese schönen Namen wieder einmal lesen: Natalie Wood und Julie Christie, Diane Keaton und Joan Collins, Isabelle Adjani und Madonna… Mit allen hatte der Schöne seine Geschichtc­hen, bevor er schließlic­h mit Annette Bening 1992 in „Bugsy“spielte und diesmal aus der Dreh-Romanze eine Ehe und eine Familie mit vier Kindern wurde. Reich war Warren Beatty, Sohn eines Lehrers und einer Hobbyschau­spielerin, Bruder der nicht weniger berühmten Kollegin Shirley MacLaine, da längst. Denn über Fernsehrol­len und Broadway, im Film schon früh gefeiert als „neuer James Dean“, schön und kam eben „Bonnie und Clyde“, den er auch schon produziert­e und damit am Umsatz beteiligt war. Der Film spielte Millionen ein, Beatty wurde gleich doppelt für den Oscar nominiert, trat zudem eine Revival-Welle des 30er-Chics los und prägte den Stil einer ganzen Generation von Gangsterfi­lmen.

„Shampoo“, „Reds“, „Bulworth“, „Dick Tracy“… Der große Warren drehte keine Unmenge an Filmen, aber dafür in immer wieder vielfältig­er Funktion überwiegen­d starke und erfolgreic­he – eine große Figur, bis er sich vor 15 Jahren, längst ein Silberrück­en der Branche geworden, praktisch zurückzog. Und dann kam jener Tag im Februar. Warren Beattys nächster Auftritt bei den Oscars dürfte schon abzusehen sein: nicht für den neuen Film, sondern fürs Lebenswerk.

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Foto: afp

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