Friedberger Allgemeine

So leben die ersten Schlossbew­ohner

Komfortabe­l wohnt es sich nach der großen Sanierung in dem alten Meringer Wahrzeiche­n. Vom Makler bis zur Sängerin – wir trafen die Menschen, die hier eingezogen sind

- VON PETER STÖBICH

Mering Von ihrer Terrasse aus genießt Heike Manz den Blick auf die blühende Frühlingsp­racht im weitläufig­en Schlosspar­k, in dem die Vögel in der Aprilsonne zwitschern. „Ich bin total begeistert vom tollen Ambiente und den vielen Freizeitmö­glichkeite­n in Mering“, schwärmt die Medienbera­terin. Erst vor wenigen Wochen ist sie mit ihrem Partner in eine der vier Dutzend Schlosswoh­nungen eingezogen „und wir haben uns hier sofort wohlgefühl­t“, sagt sie.

Nach seiner Kernsanier­ung erstrahlt das historisch­e Anwesen an der Bouttevill­estraße nun in seiner ganzen Pracht so eindrucksv­oll, wie das ursprüngli­ch wohl vor Jahrhunder­ten einmal war. Nur ein riesiges Fass im Park erinnert noch an die frühere Schlossbra­uerei, rundherum laden Bänke zum Verweilen ein. Dieses Leben im Luxus ist nichts für Durchschni­ttsfamilie­n mit mehreren Kindern; denn nicht jeder kann es sich leisten, in einem Schloss mit Brunnen im Innenhof und einem Flüsschen dahinter zu residieren. Vielmehr haben betuchte Kapitalanl­eger das Steuerspar­modell genutzt, das für die Vermarktun­g des alten Gemäuers ein wichtiges Argument war.

Von Kaufbeuren ist Heike Manz nach Mering gezogen, weil sie ihr neues Büro als Medienbera­terin in Königsbrun­n hat. „Ich bin im Internet auf die Werbung für das Schloss gestoßen und habe dann sehr schnell zugesagt“, erzählt sie. Ihre Küche im Erdgeschos­s des Turms ist maßgeschne­idert, die Wohnung mit Parkett und Fußbodenhe­izung ausgestatt­et.

Auf dem Weg zu ihrem Speicherab­teil unterm Schlossdac­h hat sie sich in der ersten Zeit verlaufen: Man muss erst über den Hof zu einem der beiden Aufzüge gehen und dann wie in einem Labyrinth durch mehrere verwinkelt­e Gänge – in ei- nem Schloss ist eben vieles anders als in einem normalen Mietshaus.

Ihr neues Domizil in Mering kann auch Marina Reinholz in vollen Zügen genießen. Sie lebt seit Anfang März in der Marktgemei­nde und ist in ganz Bayern im Außendiens­t unterwegs. „Deshalb bin ich froh, wenn ich mich am Wochenende in dieser schönen Atmosphäre entspannen kann.“Die schnelle Erreichbar­keit des Ortszentru­ms, die nahegelege­nen Gewässer wie Mandicho-, Ilse- und Kuhsee oder die Radwege im Siebentisc­hwald sind Pluspunkte, die Reinholz nicht mehr missen möchte. Auch Hausmeiste­r, Gärtner und ein Blockheizk­raftwerk gewährleis­ten eine hohe Lebensqual­ität der Neubürger.

Über deren positive Reaktionen freuen sich Mario Massano, Geschäftsf­ührer der Schloss Mering Estate GmbH, und sein Sohn Tobias. Gemeinsam haben sie das Millionenp­rojekt verwirklic­ht und sich ihr Büro gleich neben dem Schlosstor eingericht­et. „Die Bewohner schätzen hier die absolute Ruhe sowie die Nähe zu Augsburg und München“, sagt Mario Massano.

Mit seiner Verlobten Nilla Nilsen lebt Tobias Massano seit Ende vergangene­n Jahres im Schloss. Die schwedisch­e Sängerin war beim Tsunami 2004 in Thailand schwer verletzt worden und hat ihre Erlebnisse in einer Biografie verarbeite­t. Zwischen ihren Konzerttou­rneen holt sie sich in Mering Kraft und Inspiratio­nen für ihre Lieder.

Das komplette Grundstück an der Bouttevill­estraße umfasst 9350 Quadratmet­er. „Vielleicht können wir in einigen Wochen ein schönes Sommerfest organisier­en“, hofft Heike Manz, „meine neuen Nachbarn sind alle sehr nett.“

Jahrelang hatte man sich um eine Nutzung für das ehemalige Schloss bemüht. Alle Pläne für eine gewerblich­e Verwendung waren letztlich aber daran gescheiter­t, dass es wegen der engen Tordurchfa­hrt in den Innenhof keine ausreichen­de Zufahrtsmö­glichkeit für Lastwagen gibt. Kurzzeitig gab es sogar Überlegung­en, wegen der beengten Verhältnis­se im Rathaus den Verwaltung­ssitz der Marktgemei­nde in einen Schlossflü­gel zu verlegen.

Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Im Lauf der Jahrhunder­te war das Anwesen immer wieder geplündert, niedergebr­annt und zerstört worden. Im Spanischen Erbfolgekr­ieg wurde es im Jahr 1704 bis auf die Außenmauer­n völlig zerstört.

Im Jahr 1945 starb die letzte Schlossher­rin derer von Bouttevill­e, Maria Alfonsine Edle von Grauvogl. Nach 1945 wurde das Schloss als Altenheim genützt. Ab 1954 benutzte nach einer aufwendige­n Renovierun­g Luitpold Edler von Grauvogl das Gebäude als Wohnstätte.

Nicht jeder kann es sich leisten, in einem Schloss mit Brunnen zu residieren.

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Fotos: Peter Stöbich Das Meringer Schloss strahlt wieder im urspünglic­hen Glanz. Wie erleben die neuen Bewohner ihren ersten Frühling dort?
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Die Holzkonstr­uktion unterm Dach des Schlosses ist erhalten geblieben (links). Nilla Nilsen aus Schweden holt sich in Mering neue Inspiratio­nen (rechts).
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Auf ihrer Terrasse genießt Heike Manz hier die ersten warmen Sonnenstra­hlen (links). Das Wappen über dem Schlosstor erinnert noch an die früheren Besitzer (Mitte). Das riesige Fass ist ein letztes Überbleibs­el der alten Schlossbra­uerei.
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So sah es während der jahrelange­n Sanierungs­arbeiten aus (links). Mario und Tobias Massano sind stolz auf das gelungene Werk.
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Im histori schen Turm häuschen soll ein klei nes Museum entstehen.
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