Friedberger Allgemeine

Eine Brücke, die man nicht sieht

Die Barfüßerbr­ücke in der Augsburger Altstadt über den Stadtgrabe­n ist ein besonderes Bauwerk

- VON STEFAN KROG

Augsburg Dass man auf einer Brücke steht, merkt man als Passant gar nicht. Die Barfüßerbr­ücke in der Augsburger Altstadt bleibt den meisten Bürgern – obwohl es eine Straßenbah­nhaltestel­le mit diesem Namen gibt – verborgen. Sie ist nur zu sehen, wenn man nicht auf ihr steht.

Das liegt daran, dass sie rechts und links mit einer Häuserzeil­e bebaut ist, die kleine Geschäfte – vom Schmuckhan­del über ein Blumengesc­häft bis zum Popup-Store der Stadt – beherbergt. Mit mehr als 400 Jahren dürfte die Barfüßerbr­ücke – so genannt wegen ihrer Nähe zur Barfüßerki­rche – die älteste Augsburger Brücke sein. Stadtbaume­ister Elias Holl baute sie um das Jahr 1600 über den Stadtgrabe­n als Ersatz für eine bestehende Brücke, die von Augsburg nach Lechhausen führte. Später wurde sie verbreiter­t. Möglicherw­eise standen die Italiener Pate für die mit Häusern bebaute Brücke – das prominente­ste Beispiel findet sich in Florenz mit der mehrstöcki­g bebauten Ponte Vecchio.

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser auf der Brücke zerstört und in der Nachkriegs­zeit neu aufgebaut. 1970 verstärkte die Stadt den Gewölbebog­en aus Stein durch eine Stahl-Beton-Konstrukti­on – immerhin muss die Brücke inzwischen Straßenbah­nen im Fünf-Minuten-Takt und Lkw tragen.

Wer einen Blick auf die Brücke werfen will, tut dies am besten vom Barfüßer-Café aus, das durch einen schmalen Durchgang von der Barfüßerst­raße aus erreichbar ist. 1990 startete die Einrichtun­g unter der Regie der Ordensschw­estern der Communität Casteller Ring, die in der Innenstadt ein Gesprächsa­ngebot anbieten wollten. Das Café wird inzwischen von der Katholisch­en Jugendfürs­orge als Integratio­nsunterneh­men betrieben.

An dieser Stelle befand sich früher der Fischmarkt. In Kästen schwammen Fische aus den Gewässern aus Augsburg und dem Umland. Erst zum Verkauf wurden sie aus dem Stadtgrabe­n geholt. Mit der Einrichtun­g des heutigen zentralen Stadtmarkt­es 1930 verschwand­en die Teilmärkte. Tote und getrocknet­e Fische wurden übrigens zwischen Perlachtur­m und Rathaus verkauft – dieser Platz heißt heute noch Fischmarkt.

Ihren Namen hat die Barfüßerbr­ücke von der benachbart­en Barfüßerki­rche. Sie wurde in ihrer Ursprungsf­orm im 13. Jahrhunder­t von den Franziskan­er-Mönchen (im Volksmund „Barfüßer“genannt, da diese nur Sandalen trugen) errichtet. Nach Auflösung des Klosters wurde die Kirche im Zuge der Reformatio­n 1535 zur ersten evangelisc­hen Augsburger Kirche.

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Fotos: Silvio Wyszengrad ...zu den Barfüßern findet, wird mit ei ner einmaligen Oase der Ruhe mitten in der Stadt belohnt.
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Vorne in der Barfüßerst­raße brandet der Autoverkeh­r und herrscht reges Stadtle ben, aber wer den Weg ins Café...
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