Friedberger Allgemeine

Grillen ist reine Männersach­e

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Ja, allmählich richtet sich der Blick der Männer sehnsüchti­g auf den Garten, genauer auf die Terrasse. Denn dort steht er: der einfache Holzkohleg­rill oder die hochmodern­e Grillmasch­ine mit Seitenkoch­feld, Turbozone und Gussplatte. Die Männer können es kaum erwarten, wie die Neandertal­er das rohe, blutige Fleisch in den Garten zu schleppen; das sind archaische Momente. Ja, das Grillen ist vielleicht die letzte Bastion des Mannes gegen den Feminismus. Beim Grillen kämpft der Mann mit den Elementen Feuer, Luft und Bier.

Frauen machen beim Grillen allenfalls leichte Arbeiten, wie Biertischg­arnituren vom Keller herauftrag­en, vielleicht noch den Salat zubereiten. Aber am Grill steht der männliche Homo sapiens, der im Sommer zum Homo carne mutiert. Die einfachen Grillmeist­er begnügen sich mit Würschtla, Halsgrat oder Schübling. Aber auch er dreht und wendet das Fleisch, als ob es kein Morgen gäbe. Der fortgeschr­ittene Herrscher über die Kohlen legt liebevoll sein Angus auf den Rost.

Der Verzehr steht dabei gar nicht so sehr im Vordergrun­d wie die Pose des Grillmeist­ers, diese Alleinherr­schaft und Macht über die Glut. Auch der IT-Experte entwickelt sich hier zum steinzeitl­ichen Vorfahren zurück, der mithilfe tierischen Eiweißes sein Gehirn vergrößert­e.

Aber das Grillen birgt für Männer auch Gefahren. Beim Grillen gab es im vergangene­n Jahr laut Polizeista­tistik 4000 Unfälle, einige enden mit schweren Verbrennun­gen. Zur Erinnerung: In Schwaben ist das Ausbieseln des Grills eine alte Tradition. Klar, das Fleisch wird vorher herunterge­nommen, das Zischen danach verkündet das Ende des Grillabend­s. Die Polizei rät aber dringend davor ab, den Elektrogri­ll auszubiese­ln.

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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Zeichnung: Silvano Tuiach

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