Vorgezogene Weihnachten in der Spitalgasse
Für Filmaufnahmen der Puppenkiste verwandelt sich die Straße mitten im Frühling in ein adventliches Wunderland
Ja ist denn schon…? Jawohl, in der Spitalgasse ist schon wieder Weihnachten – wenn auch nur für einen einzigen Abend. Und gar nicht echt, sondern für den Film. Fürs zweite Kinostück der Augsburger Puppenkiste brauchte Produzent Fred Steinbach noch ein stimmungsvolles Intro, also ließ er am Dienstagabend dick vermummte Kinder in Pullover, Daunenjacke und Mütze durch die weihnachtliche Spitalgasse zum Portal der Puppenkiste eilen. Bloß der Schnee fehlte noch.
So weit in die andere Jahreszeit wollte Steinbach dann doch nicht gehen. Es genügte schon, dass geschmückte Weihnachtsbäume in der Gasse standen. Tatsächlich gab es solche grünen Gewächse mit Lichterketten rechts und links vom Eingang der Puppenkiste – sogar mit roten und goldenen Kugeln, mit Schleifen, Glitzersternen und Girlanden. Bloß Päckchen lagen noch nicht darunter. Darf so sein, denn die Kinder schauen das neue Weihnachtsstück der Augsburger Puppenkiste vermutlich alle vor dem Fest im Kino an – und warten dabei auf die Bescherung.
Vorige Woche hatte das Team um Fred Steinbach schon Cornelia Funkes Geschichte „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“in der Ballonfabrik verfilmt (wir berichteten). 2007 hatte das Stück in der Puppenkiste Premiere. In der Adventszeit wird es in Deutschland und Österreich in rund 250 bis 300 Kinos kommen. Denn der erste Versuch mit der „Weihnachtsgeschichte“erwies sich als echter Renner mit über 100 000 Zuschauern.
„Endlich rührt sich mal wieder was in Augsburg“, feixte Rechtsanwalt Christoph Mayer als Zaungast aus der Nachbarschaft, der als Vorsitzender der Freunde des Augsburger Puppenspiels Zeuge der Szene wurde. Angesichts einer maximal verkehrsberuhigten Spitalgasse – nur ein paar Radler passierten – klang einiger Spott aus Mayers Bemerkung. Immerhin hallte ständig aufs Neue der Ruf des Regisseurs durch die Straße: Kamera ab! Ton ab! Und Go! Dann wuselte ein Dutzend Kinder aus verschiedenen Richtungen übers Pflaster und strebte im Hüpfschritt der Marionettenbühne zu. Selbst bei der fünften Wiederholung der kurzen Szene waren die Kinder gut gelaunt.
Die Berufsfeuerwehr kam ebenfalls zum Einsatz – ganz ohne Not und zum eigenen Vergnügen. Damit das Pflaster schön glänzt, verpassten die Wehrmänner ihm eine Wasserdusche. Zum Finale rückte sogar die große Drehleiter an. Hoch oben im Korb sollte die Kamera übers nächtliche Augsburg schwenken. Furchtlos mit dabei in 24 Meter Höhe war Theaterleiter Klaus Marschall. Er führte die Marionette von Engel Mathilda, die schließlich vom Himmel hoch in die Stadt einschwebt.