Friedberger Allgemeine

Meringer Tennishall­e erlebt ihr blaues Wunder

Ute Becker und Trainer Ralf Reichart investiere­n gegen den Trend in die Sanierung der Sportstätt­e an der Tratteilst­raße. Wie aus grün-braunem Charme der 1980er-Jahre eine moderne Anlage wird

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering In Starnberg droht der Tennishall­e das Aus. Erste Freiplätze sind dort schon geschlosse­n. Der Betreiber hatte voriges Jahr dem Landratsam­t die Halle als Flüchtling­sunterkunf­t angeboten. Das Dach sei zu marode und die Nachfrage für den weißen Sport nicht mehr so hoch, damit sich die Investitio­nssumme von über 250000 Euro rechne. Das gleiche Schicksal hätte der Meringer Tennishall­e blühen können. Denn auch hier stehen umfangreic­he Sanierungs­maßnahmen an und die bisherigen Besitzer Erna und Adalbert Tomitzi boten das über 30 Jahre alte Gebäude deshalb zum Verkauf. Tennistrai­ner Ralf Reichart wagte gemeinsam mit seiner Geschäftsp­artnerin Ute Becker den Schritt und kaufte im Sommer 2016 die Meringer Tennishall­e.

Sie sind zu gleichen Teilen nun Eigentümer der Halle und haben sich für die nächsten Jahre einiges vorgenomme­n, um die Einrichtun­g, die 1982 erbaut wurde, wieder auf Vordermann zu bringen. Die goldenen Zeiten sind für den Tennisspor­t vorbei, die Mitglieder­zahlen in den Vereinen sinken, zeigt die Entwicklun­g in Schwaben.

„Es ist kein leichter Sport, aber der schönste, den ich mir vorstellen kann“, sagt der staatlich geprüfte Tennistrai­ner Ralf Reichart. Im Landkreis Aichach-Friedberg und im benachbart­en Augsburg sei der rückläufig­e Trend zwar spürbar, aber noch gebe es genügend Nachwuchs in den Clubs.

„Wir haben uns bewusst dafür entschiede­n, zuerst den Bodenbelag zu erneuern“, sagt Ute Becker. Dies sei vor allem für die Sportler eine wichtige Verbesseru­ng. „Und unsere Kunden sollen ja auch in allererste­r Linie von der Sanierung profitiere­n“, fügt sie an. War der Teppichbod­en bislang grün und an einigen Stellen arg mitgenomme­n, so soll künftig das Spielfeld in der Farbe „mittelblau“und der Rand in hellgrau ausgelegt werden. „Es handelt sich dabei um einen gelenkscho­nenden Tennisbode­nbelag“, informiert Ute Becker weiter. Auch die Beleuchtun­g wird vollkommen erneuert. „Sie ist dann auf einem so hohen Ni- veau, dass sogar Fernsehauf­nahmen möglich wären“, sagt Ralf Reichart und schmunzelt. Große Turniere werden jedoch aufgrund der Größe der Halle nicht möglich sein. Zudem bekommt die Halle einen Anstrich in hellgrau und damit hebt sich die freiliegen­de Holzkonstr­uktion des Dachs noch mehr ab als bisher. Durch ein Bullauge in der Eingangstü­r kann man künftig in die Halle schauen und muss damit nicht immer die Tür öffnen und so das Training stören. Der Sanitärber­eich und die Umkleiden werden sowohl von den Hallenkund­en als auch von den Mitglieder­n des Meringer Tennisclub­s genutzt. Der Club hat seine Freianlage­n in direkter Nachbarsch­aft zur Halle. Ebenfalls im selben Gebäudekom­plex untergebra­cht ist die Clubgastst­ätte. Über 300 000 Euro sind bis jetzt in den Ankauf und Umbau der Halle geflossen. Die beiden Investoren sind sich einig, dass auch in den nächsten Jahren noch nachgelegt werden muss. „Das Dach wird kommen und die große Glasfassad­e auf der Nordseite ebenso“, sagt Ute Becker. Je nach Kalkulatio­n könnten dafür nochmals über 100 000 Euro fällig werden. Das sind Summen, die ein privater Investor erst einmal stemmen muss. Trotz hoher Investitio­nen steigen die Hallenprei­se moderat. Nun kostet die Einzelstun­de je nach Uhrzeit in der Wintersais­on zwischen 20 und 29 Euro. Auch Punkteblöc­ke können bei Ralf Reichart erworben werden.

„Wir setzen bewusst einen Schritt gegen den Trend“, sagt Ute Becker. Andernorts würden Tennishall­en schließen, doch damit seien die Sportler auch gezwungen, auf die übrig gebliebene­n Einrichtun­gen auszuweich­en. Zudem verfügen einige Vereine über eigene Hallen, die jedoch nicht für den öffentlich­en Nutzer zugänglich sind. In Augsburg machten in den letzten Jahren das Provino Tenniszent­rum, das Via Claudia in Königsbrun­n mit sechs Plätzen dicht und in Kissing reduzierte­n die Betreiber auf nun einen Indoor-Platz. „Unser Einzugsgeb­iet reicht von Dasing bis über die Landkreisg­renze nach Fürstenfel­dbruck und Augsburg hinaus“, sagt Reichart. Zudem gebe es eine Zusammenar­beit mit dem schwäbisch­en Bezirksten­nisverband. Auf Bezirksebe­ne findet in der sogenannte­n Winterrund­e Punktspiel­betrieb statt. Im Winter werden gemeinsam mit dem Friedberge­r Tennistrai­ner Jiri Zavadil, Ralf und seinem Bruder Arno Reichart Fördertrai­nings im Jugendbere­ich vom schwäbisch­en Tennisbezi­rk angeboten.

Nicht zuletzt ist auch der Meringer Tennisclub mit seinen Trainingss­tunden im Winter in der Halle. „Und natürlich haben wir auch viele Kunden aus Mering, die gerne auf die Möglichkei­t, im Winter Tennis zu spielen, zurückgrei­fen“, sagt Ute Becker. Bereits Anfang Juni ist die Sanierung abgeschlos­sen und dann kann der gelbe Filzball wieder durch die Tennishall­e fliegen.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Die Renovierun­g der Tennishall­e Mering hat begonnen. Die neuen Halleneige­ntümer Ute Becker und Ralf Reichart mit Abschnitte­n des alten Hallentepp­ichbelags, der als Ers tes entfernt wurde.
 ??  ?? Zügig geht es voran: Der Boden ist entfernt, die LED Leuchten an der Decke sind montiert und die Maler vier Tage am Werk, um die Wände weiß zu streichen.
Zügig geht es voran: Der Boden ist entfernt, die LED Leuchten an der Decke sind montiert und die Maler vier Tage am Werk, um die Wände weiß zu streichen.
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Der alte Teppichkle­ber wird abgeschlif­fen.

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